LNG-Kritiker: Diese Auflage könnte den Bau des Stader Terminals verhindern

Das landbasierte LNG-Terminal in Bützfleth soll etwa eine Milliarde Euro kosten und 2027 den Betrieb aufnehmen. Visualisierung: HEH
Kritiker des LNG-Terminals in Stade sehen den Weg für den Bau noch lange nicht frei. Das liege vor allem an einer Auflage des Gesetzgebers, meinen die regionalen Umweltverbände BUND und AUN.
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Der BUND im Kreis Stade und die Arbeitsgemeinschaft Umweltplanung Niederelbe (AUN) widersprechen der optimistischen Haltung, dass dem Terminal nicht mehr viel im Wege stehe. Wer diese Haltung, wie zum Beispiel der Stader CDU-Bundestagsabgeordnete Oliver Grundmann oder Projektentwickler Hanseatic Energy Hub (HEH) einnehme, der verkenne, dass die Genehmigungsbehörde nicht nur die Eignung und Zulässigkeit für die Lagerung und Regasifizierung von LNG zu prüfen hat.
„Green Ready“ könnte in Stade zum Problem werden
„Nach dem LNG-Beschleunigungsgesetz muss das Terminal bereits zum Zeitpunkt der Genehmigung „Green Ready“ sein“, sagt Udo Paschedag von der AUN. Das bedeute, dass auch die verwendeten Materialien bei Fundamenten, Außenwänden und Dachkonstruktion von vornherein für den Betrieb mit dem korrosiven und hochtoxischen verflüssigten Ammoniak ausgelegt sein müssten.
Darüber hinaus müsse zum Zeitpunkt der Genehmigung vom Antragsteller nachgewiesen werden, dass auch alle Materialien und der innere Aufbau der Lagerstätten für einen sicheren Umgang mit Ammoniak, beispielsweise durch die Verwendung spezieller Edelstähle, umgerüstet werden können und dargelegt werden, dass das Ganze nicht mehr als zehn Prozent der Kosten der beantragten Anlage ausmacht. „Daran sind erhebliche Zweifel anzumelden“, sagt Paschedag und bezieht sich dabei auf eine Studie vom Fraunhofer ISI von November 2022.
Weltweit noch keine Erfahrungen mit Ammoniak
Danach lassen sich von den Investitionskosten, die für den Bau des LNG-Terminals ursprünglich anfielen, nur 70 Prozent bei der Umrüstung in ein Ammoniak-Terminal übertragen. BUND und AUN bezweifeln, dass es dem Gewerbeaufsichtsamt (GAA) Lüneburg in absehbarer Zeit rechtssicher gelingen kann, die notwendigen Genehmigungsbedingungen zu formulieren.
Erschwerend dafür dürfte hinzukommen, dass das Umweltbundesamt (UBA) festgestellt habe, dass weltweit noch keine Erfahrungen mit dem großvolumigen Einsatz von Ammoniak existierten und keine entsprechenden Zertifizierungsregeln vorlägen.
Überkapazitäten an Erdgas befürchtet
„Wir kritisieren weiterhin, dass es immer noch keinen nachvollziehbaren Bedarfsnachweis für den weiteren Zubau von LNG-Terminals gibt“, sagt Heiner Baumgarten, Vorsitzender des BUND Stade. Es sei zu befürchten, dass erhebliche Überkapazitäten für fossiles Erdgas mit Kosten von über zehn Milliarden Euro entstünden und eine Umrüstung bei einer Laufzeitgenehmigung bis 2043 in den nächsten 20 Jahren nicht erfolge. Baumgarten: „Damit wird Deutschland seine Klimaziele deutlich verfehlen.“
Der BUND fordert, dass bei der Diskussion um den Ausbau von LNG-Terminals nicht nur die nationale Klimabilanz berücksichtigt wird, sondern auch die Klimawirkungen für die Gaserzeugung durch Fracking zum Beispiel in den USA.