Schockierender Fund: Hunderte vernachlässigte Meerschweinchen

Beispielfoto: In einem Fall, der sich in der Wesermarsch zugetragen hat, wurden mehrere Hundert Meerschweinchen in einem Haus vernachlässigt vorgefunden. Foto: Zinken/dpa
In einem Haus im Landkreis Wesermarsch sind 2024 Hunderte vernachlässigte Meerschweinchen gefunden worden. Nicht der einzige Skandal, von dem der Zweckverband Veterinäramt Jade-Weser berichtet.
Landkreis Wesermarsch. Der Zweckverband Veterinäramt Jade-Weser mit Sitz in Schortens-Roffhausen hat am Freitag seinen Bericht für das Jahr 2024 vorgelegt - und der hat es in sich.
Eine zentrale Aufgabe der Mitarbeiter des Veterinäramtes ist bekanntlich der Tierschutz. Im vergangenen Jahr hat es im Zuständigkeitsbereich des Zweckverbandes, der die Kreise Wesermarsch, Friesland und Wittmund sowie Wilhelmshaven umfasst, 965 Tierschutzkontrollen gegeben - also weniger als im Vorjahr (1121 Kontrollen).
Gegen einen Rinderhalter aus der Wesermarsch wurde ein Viehhaltungsverbot ausgesprochen, da er offensichtlich nicht sachkundig war. „Es wurden immer wieder kranke und vernachlässigte Kälber und Kühe vorgefunden“, heißt es im Jahresbericht des Zweckverbandes.
Tiere vermehren sich schnell
Eine Herausforderung stellt für manch einen Halter offenbar die Unterbringung und Vermittlung von Kleinnagern dar. Im vergangenen Jahr waren in mehreren Fällen Tierhalter aus der Jade-Weser-Region mit der Versorgung ihrer Heimtiere überfordert. In einem Fall, der sich in der Wesermarsch zugetragen hat, wurden mehrere Hundert Meerschweinchen in einem Haus vernachlässigt vorgefunden und schließlich über eine Tierschutzorganisation vermittelt. Aus einer anderen Tierhaltung im Landkreis mussten zahlreiche Mäuse untergebracht und vermittelt werden.
Nicht angemessen versorgt und verwahrlost
Zudem musste das Veterinäramt Haltungsverbote gegen weitere Halter von Hunden, Katzen oder anderen Heimtieren in unterschiedlichen Tierhaltungen verhängen. Die Tiere waren zumeist nicht angemessen versorgt und verwahrlost; erforderliche tierärztliche Behandlungen unterblieben. Auch hier gab es laut Behörde Vorfälle in der Wesermarsch.
Besonders hohe Wellen hatten im vergangenen Jahr bekanntlich die Vorfälle in einem Elsflether Schlachtbetrieb geschlagen. Hierauf geht das Veterinäramt in seinem Jahresbericht entsprechend umfangreich ein.
Anlass für die Untersagung der Schlachtung waren Informationen zu Tierschutzverstößen, die dem Veterinäramt von einer Tierrechtsorganisation zur Verfügung gestellt wurden. Dabei handelte es sich um Aufnahmen, die im August und September 2024 entstanden sein sollen. „Hinweise auf diese Verstöße waren im Vorfeld beim Veterinäramt nicht eingegangen“, betont die Behörde. Die zur Verfügung gestellten Ausschnitte des Videomaterials seien noch am Abend des Eingangs gesichtet worden.
Mit Treibhilfen Schmerzen und Leiden zugefügt
Nach intensiver Prüfung habe ein begründeter Anfangsverdacht nach dem Tierschutzgesetz vorgelegen. „Beispielsweise wurden Rindern durch den unsachgemäßen Einsatz von Treibhilfen Schmerzen und Leiden zugefügt. Um weitere mögliche Tierschutzverstöße zu verhindern, wurde die Schlachtung im Betrieb am nächsten Morgen in Begleitung der Polizei bis auf Weiteres untersagt“, so das Veterinäramt.
Der Zweckverband hat im Laufe des Folgetages Strafanzeige gegen den Schlachthofbetreiber bei der Staatsanwaltschaft Oldenburg erstattet. Im Nachgang wurde dem Zweckverband weiteres Videomaterial zur Verfügung gestellt, welches vollständig gesichtet und beurteilt wurde. Dazu heißt es im Bericht: „Eine Beteiligung beziehungsweise Anwesenheit der amtlichen Tierärzte bei den erfolgten tierschutzrechtlichen Verstößen konnte danach nicht belegt werden.“ Unter welchen Umständen die Schlachtung eventuell wiederaufgenommen werden kann, sei offen. Die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen dauerten an.