Sorge vor Stromausfall? Kreis Stade startet wichtige Abfrage

Ein Verzeichnis, wer zu Hause auf ein Beatmungsgerät angewiesen ist, gibt es kreis- und landesweit nicht. Foto: dpa
Keine Daten, keine Hilfe im Notfall: Weil kein Verzeichnis darüber existiert, wo etwa Beatmungsgeräte zum Einsatz kommen, reagiert jetzt der Kreis Stade. Was es damit auf sich hat.
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Beatmungsgeräte oder elektronische Herzunterstützungssysteme wie Katheterpumpen kommen immer häufiger auch außerhalb von Kliniken oder Pflegeeinrichtungen zum Einsatz. Die Gerätschaften machen pflegebedürftigen oder alten Menschen mit körperlichen Einschränkungen ein Leben in den eigenen vier Wänden und damit im gewohnten Umfeld möglich.
Bei einem Brand oder einem längeren Stromausfall sei das Gefahrenpotential für diese Menschen ganz besonders hoch, schreibt der Landkreis Stade in einer Mitteilung: Die Geräte fielen dann ohne externe Stromversorgung aus, sobald ihre Akkus aufgebraucht seien. "Umso wichtiger ist es deshalb, dass die Betroffenen selbst vorsorgen", so der Landkreis in seinem Aufruf weiter.
Ein zentrales Register mit den Daten von Menschen mit lebensunterstützenden Geräten im eigenen Zuhause gibt es in Deutschland nicht. "Dafür gibt auch keine gesetzliche Grundlage", erklärt Kreissprecher Daniel Beneke. Ärzte, Krankenkassen und Pflegedienste seien demnach nicht verpflichtet, die Patientendaten an die Behörden zu melden.
Der Landkreis Stade fragt die Daten darum nun selbst ab, um die Größenordnung von potenziell Betroffenen zu kennen und diese künftig im Notfallsituationen informieren zu können. Der Kreis denkt dabei in Zeiten der Energiekrise vor allem an mögliche Stromausfälle.
Kreis startet Abfrage: Wer ist zu Hause auf medizinische Geräte angewiesen?
"Im Ernstfall wird es nicht möglich sein, durch die Einsatzkräfte allen Nutzern von Beatmungsgeräten einen Ersatzakku oder eine Notstromversorgung bereitzustellen", so Beneke. Deshalb sei es ratsam, in Absprache mit dem behandelnden Arzt und der Herstellerfirma Vorsorge zu treffen – etwa durch den Kauf von Ersatzakkus mit Ladegerät oder einem Notstromgenerator mit Treibstoff.
Beneke: "Sollte bei einer länger andauernden Energiemangellage die Selbsthilfe nicht mehr ausreichen, müssen die Rettungskräfte so gezielt wie nur möglich handeln können, weil die Ressourcen stark begrenzt sein werden." Der Landkreis bereite sich auf solche Notfälle derzeit vor und bittet deshalb alle Betroffenen, ihre Angehörigen und sonstige Beteiligte vorhandene Geräte ab sofort per E-Mail an die Adresse abfrage@landkreis-stade.de zu melden.
In der Nachricht sollte die Art der strombetriebenen Lebensunterstützung (z.B. intensive Beatmung, CPAP-Beatmung, elektrische Sauerstoffabgabe oder Herzunterstützung) ebenso angegeben werden wie die Art des Geräts, ob es transportabel ist, ob weitere elektrische Geräte zur Versorgung notwendig sind. Für Fragen und weitere Informationen stehen die Beschäftigten im Bereich Katastrophenschutz zur Verfügung, erreichbar per E-Mail an kats@landkreis-stade.de.
Landkreis Stade bereitet sich auch Katastrophenfälle vor
"Stromausfälle dauern in der Regel nur einige Sekunden oder wenige Minuten. In seltenen Ausnahmefällen kann es jedoch zu Stromausfällen über mehrere Stunden kommen. Eher unwahrscheinlich sind langanhaltende und großflächige Stromausfälle", sagt Beneke. Die Kreisverwaltung als Katastrophenschutzbehörde bereite sich jedoch auch auf solche Szenarien vor, um in Katastrophenlagen oder anderen Notfällen insbesondere besonders gefährdeten Menschen über Feuerwehr und Rettungsdienst gezielt helfen zu können.
Der Landkreis gibt online weitere Informationen zur Selbsthilfe und wichtige Hinweise zum richtigen Handeln bei einem Stromausfall oder anderen Notfällen.
Wie jetzt zudem bekannt wurde, will Landrat Kai Seefried ein neues Katastrophenschutzzentrum. Dieses könnte möglicherweise bis zum Jahresende entstehen. „Wir brauchen Platz für die deutlich gestiegenen Anforderungen im Katastrophenschutz und wir müssen auch davon ausgehen, dass wir noch längere Zeit Flüchtlinge aufnehmen werden“, sagte Seefried dem TAGEBLATT. Noch steht dieses Bekunden allerdings am Anfang. (st/tip)