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Industriekultur

Über 200 Events: Alte Schiffe, Kräne und Mühlen zwischen Elbe und Moor erleben

Im Stadthafen Stade liegt das Küstenmotorschiff Greundiek vertäut. Beim „Open Ship“ zeigt es seine Geschichte zwischen Handel und Heimathafen.

Im Stadthafen Stade liegt das Küstenmotorschiff Greundiek vertäut. Beim „Open Ship“ zeigt es seine Geschichte zwischen Handel und Heimathafen. Foto: Archivfoto

Industriekultur am Wasser: Technikfans können Ende September auf eine Zeitreise, auch im Landkreis Stade, unternehmen – mit Führungen, Open Ship und Verkaufsfahrt wie einst zum Kohltag.

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Von Sabine Lohmann
Sonntag, 21.09.2025, 13:50 Uhr

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Landkreis. Mit mehr als 200 Veranstaltungen in 100 Denkmalen an 50 Orten lädt die Metropolregion Hamburg bereits zum achten Mal zu den „Tagen der Industriekultur am Wasser“ ein. Am Samstag, 27. September, und Sonntag, 28. September, wird Technikgeschichte auch in der Region Stade, Buxtehude und Rotenburg lebendig. Eingeladen wird zu Entdeckungen in Maschinenhäusern, auf Werften, in Mühlen, auf Fähren und in historischen Hafenanlagen.

Im Stadthafen Stade beginnt die Reise. Hier erhebt sich ein Portalkran aus dem Jahr 1927 über das Wasser, einst zentrales Werkzeug des Hafens, heute ein Denkmal zum Anfassen. Wer den Kran besteigt, sieht den Hafen mit den Augen derer, die hier einst arbeiteten. Gleich nebenan liegt das Küstenmotorschiff Greundiek vertäut. 1949/50 gebaut, zeigt es beim „Open Ship“ seine Geschichte zwischen Handel und Heimathafen.

Ein Stück weiter liegt der Giekewer Frieda, einst Lastenträger der Küstenfahrt, heute Botschafter maritimer Kultur. Bereits am Freitag wird sie aktiv: Auf einer Tagestour bringt die Frieda Gemüse und Kohl aus Glückstadt nach Stade. Am Samstagmorgen wird die Ladung direkt vom Schiff verkauft - wie früher auf dem Stader Kohltag.

Tour durch die Seefahrtsschule in Grünendeich - von der ehemaligen Kapitänsbrücke auf dem Dach über das Zeiss-Planetarium im Keller bis zu Geschichten aus der Nautikschule.

Tour durch die Seefahrtsschule in Grünendeich - von der ehemaligen Kapitänsbrücke auf dem Dach über das Zeiss-Planetarium im Keller bis zu Geschichten aus der Nautikschule. Foto: Metropolregion Hamburg

Nur wenige Kilometer elbaufwärts bewahrt die Seefahrtsschule in Grünendeich ihr Erbe. 1856 gegründet, bildete sie Generationen von Seeleuten aus. Heute führt eine Tour durchs Gebäude - von der ehemaligen Kapitänsbrücke auf dem Dach über das Zeiss-Planetarium im Keller bis zu Geschichten aus der Nautikschule.

Mitten in Buxtehude liegt ein weiteres Schiff: Der Ewer Margareta war auf Este und Fleth unterwegs, wo heute kaum mehr Boote verkehren. An Bord berichten Kenner bei Führungen von Geschichte, Technik und Seemannsgarn, untermalt von alten Filmen und Bildern.

Im Museum der Stadt wird Industriekultur greifbar: Eine Sonderausstellung beleuchtet Buxtehude um 1800, am Sonntag steht die Papierherstellung in Altkloster im Mittelpunkt - vom Rohstoff bis zum fertigen Bogen. Gleich danach dreht sich alles um die Seifenfabrik der Stadt. Der Eintritt ins Museum ist am Sonntag frei.

Die historische Schwebefähre Osten-Hemmoor, 1909 in Betrieb genommen, ist ein Wahrzeichen der Region.

Die historische Schwebefähre Osten-Hemmoor, 1909 in Betrieb genommen, ist ein Wahrzeichen der Region. Foto: Sina Schuldt/dpa

Drei Fähren erzählen von einem Alltag, der ohne Brücken funktionierte - und noch heute funktioniert. Die Schwebefähre Osten-Hemmoor hebt sich über die Oste, 1909 in Betrieb genommen, heute ein Wahrzeichen der Region. An beiden Tagen gibt es Fahrten mit Einführung in die Geschichte, am Sonntag begleitet von plattdeutscher Musik. Die Sonderausstellung im Museum „Fährstuv“ beleuchtet den Fundamentbau - „Mit Dampf gerammt“.

In Estorf-Gräpel wird die Prahmfähre noch von Hand über den Fluss gezogen. Wer möchte, kann das Seil selbst führen. In Kranenburg quert ein weiterer Prahm den Fluss. Fährleute erzählen, warum hier nie eine Brücke entstand - und was das für das Dorf bedeutete.

Auch in Drochtersen-Gauensiek steht der Wasserbau im Mittelpunkt: Hafen, Schöpfwerk und Schleuse bilden ein Ensemble. Die Spülschleuse wird am Sonntag in Betrieb genommen. Ein seltener Einblick in das System der Küstenentwässerung wird gewährt.

In Freiburg an der Elbe beginnt ein Rundgang am alten Hafen, einst Umschlagplatz für Getreide und Ziegel. Stationen sind der historische Kornspeicher und die Werft Hatecke, die bis heute Boote baut. Den Abschluss bildet eine Ausfahrt auf einem Pfahlewer oder Börteboot. Hier geht es um maritime Handwerkskunst auf dem Wasser.

In Hollern-Twielenfleth erinnert ein kleiner Leuchtturm an das Zeitalter der Navigation. Das Unterfeuer wurde 1893 errichtet, später im Deich neu aufgestellt. Wer den Turm erklimmt, blickt über die Elbe - und zurück in die Zeit der Leuchtfeuer.

Mühlen verbindet man mit Korn, aber auch mit Innovation. Die Wassermühle Scheeßel erzählt von beidem. 170 Jahre mahlte sie, bis 1999 das letzte Rad stand. An diesem Wochenende laufen Turbinen und Dieselmotor wieder. Wer sich anmeldet, kann beim Mahlen zusehen. Führungen geben Einblick in die Technik hinter der alten Fassade.

In Moisburg lädt die Amtswassermühle zur Reise durch die Mühlengeschichte. 1723 erbaut, gehört sie zu den wenigen funktionstüchtigen Wassermühlen Norddeutschlands. Am Sonntag wird gemahlen und auf Platt geschnackt. Eine Dauerausstellung ergänzt das Programm. Kinder probieren sich an Handmühlen, Spinnerinnen zeigen ihr Handwerk, das Café lädt zum Verweilen ein.

Das Glasmuseum Gnarrenburg blickt zurück auf eine Zeit, als vier Glashütten das Dorf prägten. Eine Führung am Samstag zeigt die Verbindung von Industrie und Wasserwegen - etwa zum Oste-Hamme-Kanal. Sechs Kilometer weiter liegt der Historische Moorhof Augustendorf, wo sich alles um das Leben im Teufelsmoor dreht. Führungen erklären, wie Torf einst Brennstoff für Wohnhäuser und Fabriken wurde. Ein Buch über den Kanal wird vorgestellt; der Autor ist anwesend.

In Bremervörde öffnet die Ziegelei Pape ihre Tore. Wo einst Ziegel im Ringofen gebrannt wurden, laufen heute Maschinen für Besucher. Die Feldbahn fährt zur Lehmgrube, im Lehmklassenzimmer entstehen Ziegel von Hand - das ist ein Erlebnis für alle Generationen. Gleich nebenan: die Schleusen- und Wehranlage an der Oste, gebaut in den 1950er-Jahren. Eine Führung erklärt Funktion, Technik und Bedeutung der Anlage damals wie heute.

Weitere Infos zur Anmeldung und zum Gesamtprogramm: www.tagederindustriekultur.de. (sal)

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