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WM-Qualifikation

Was Hansi Flick von Joachim Löw unterscheidet

Bundestrainer Hansi Flick (rechts) unterhält sich vor dem Training mit HSV-Nachwuchschef Horst Hrubesch. Foto: Marcus Brandt/dpa

Bundestrainer Hansi Flick (rechts) unterhält sich vor dem Training mit HSV-Nachwuchschef Horst Hrubesch. Foto: Marcus Brandt/dpa

So etwas gab es seit Jahren nicht: Ein Bundestrainer kommt früher zur Pressekonferenz, um mehr Zeit für seine Antworten zu haben. Hansi Flick setzte vor dem WM-Qualifikationsspiel der Fußball-Nationalmannschaft in Hamburg die Zufriedenheits-Bekundungen der Vortage nahtlos fort.

Von Wolfgang Stephan Donnerstag, 07.10.2021, 16:52 Uhr

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Fokussiert, entspannt, fröhlich, so zeigte sich Hansi Flick in der Hansestadt. „Es ist ein Traum mit einem herausragenden Team zu arbeiten“, sagte er vor dem Duell am Freitagabend (20.45 Uhr, RTL) gegen Rumänien. Im Gegensatz zu seiner Rolle als Co-Trainer von Joachim Löw, spricht Flick deutlich offener und ist in seinen Urteilen klarer.

Die spannende Frage, was ein Bundestrainer Flick anders mache, beantwortete sein Personal schon in den Vortagen: Die Kommunikation habe sich verändert. Flick formulierte es so: Er spreche viel mit jedem Spieler, mit ihren Trainern und vor allem mit seinem Trainerteam. Die neue Kultur bei der Nationalmannschaft soll offener, kooperativer sein. Während Vorgänger Löw für seine oftmals einsamen Entscheidungen bekannt war, lobte Flick gleich mehrfach sein Trainerteam: „Ich habe sehr viel Spaß und freue mich über jede Maßnahme, die wir gemeinsam machen.“ 

Flick hat die „Qual der Wahl“

Als „Heilsbringer“ sehe er sich nicht, auch Druck verspüre er nicht. In der Replik auf die vergangenen Jahre zwei Jahren bei den Bayern und den ersten Monat als Bundestrainer habe er festgestellt: „Als Trainer zu arbeiten ist ein Traum, diese Zeit hat mir gezeigt, wo ich hingehöre: auf den Platz zu einem Team.“

Im Umgang mit den Spielern sei er offen und klar: „Es gibt kaum gesetzte Spieler, jeder hat die Chance, alleine die Leistung zählt.“ Das gelte für die derzeit noch im Kader fehlenden Mats Hummels und Mario Götze ebenso wie für seinen Nachwuchs, den er besonders lobte. Mit Jamal Musiala (18), Florian Wirtz (18) und Karim Ademi (19) seien ganz junge Spieler im Kader, die Vertrauen verdient hätten.

Da aktuell jede Position doppelt besetzt sei, habe er für das Rumänien-Spiel die „Qual der Wahl“. Flick: „So ist es besser als andersherum.“

Abwehrverbund dürfte feststehen

Alleine für die Position von Thomas Müller im Mittelfeld stünden ihm drei oder vier Spieler zur Verfügung. Wer den Startbefehl bekommen wird, mochte er nicht verraten, lediglich zwei Starter nannte er: Niklas Süle und Antonio Rüdiger werden in der Innenverteidigung stehen. Da am Dienstag bereits der Gladbacher Jonas Hofmann sehr selbstbewusst über seinen Job als Abwehrspieler redete und am Donnerstag Thilo Kehrer neben seiner Bewunderung für die Künste seines neuen Mannschaftskollegen Lionel Messi in Paris („Ein sehr einfacher bodenständiger Typ mit einer wahnsinnigen Qualität“) auch davon sprach, dass er als Rechts- oder Linksverteidiger gleichermaßen eingesetzt werden kann, dürfte die Abwehrformation feststehen. Auch Joshua Kimmich darf vor der Abwehr als gesetzt gelten.

Flexibel einsetzbar und topfit: Nationalspieler Thilo Kehrer spricht auf dem Podium. Foto: Marcus Brandt/dpa

Flexibel einsetzbar und topfit: Nationalspieler Thilo Kehrer spricht auf dem Podium. Foto: Marcus Brandt/dpa

In seiner Beurteilung auf Nachfragen fand Flick durchweg lobende Worte für Leroy Sané („Mit jedem guten Spiel wird er selbstbewusster“) und für die Chelsea-Spieler Timo Werner und Kai Havertz. Dass er mit deren Trainer Thomas Tuchel in engem Kontakt stehe, erwähnte er am Rande.

Drei Spiele, drei Siege

Seine derzeitige Zufriedenheit fußt auch auf den erfolgreichen Start mit drei Siegen, neun Punkte und 12:0 Tore. Demut zeigte er gegenüber dem Gegner: Auf die Frage eines rumänischen Kollegen, ob er auch mit einem 1:0 zufrieden wäre, sagte der 56-Jährige: „Auch das ist ein Ergebnis, mit dem ich leben könnte.“

Gleichwohl möchte er im Volkspark seinen erfolgreichen Offensiv-Fußball fortsetzen und die 25.000 Zuschauer im Stadion begeistern. Mit Siegen gegen Rumänien und anschließend am Montagabend in Nordmazedonien könnte das DFB-Team schon die Quali für die WM in Katar perfekt machen, wenn der Tabellenzweite Armenien strauchelt. Die von ihm erwartete Antwort auf die Frage nach den Zuständen in Katar, war die einzige, die der Bundestrainer schuldig blieb: „Wenn wir vor Ort sind, sollten wir die Dinge bewerten und Stellung dazu nehmen, aktuell sind wir zu weit weg.“

Dass sich Deutschland für die Wüsten-WM Ende 2022 qualifiziert , wird vorausgesetzt. Oliver Bierhoff hat bereits einige Quartiere im Visier.

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