Unterirdisches Drogenlabor ausgehoben – Großrazzia in Fredenbeck und Kutenholz

Die Marihuana-Plantagen waren in umgebauten Schiffscontainern angelegt. Foto: Polizei
Es ist ein riesiger Schlag gegen eine mutmaßliche Drogenbande im Kreis Stade. 250 Einsatzkräfte rückten bundesweit aus. Neun Beschuldigte wurden festgenommen. Ein Erdloch offenbarte ein monatelanges Drogenversteck.
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Dieses Ausmaß dürfte es im Kreis Stade so noch nicht gegeben haben: Wie Rainer Bohmbach, Sprecher der Polizeiinspektion Stade mitteilt, seien am Freitag über 250 Einsatzkräfte an einer Razzia gegen eine mutmaßliche Drogenbande beteiligt gewesen. Neun Beschuldigte im Alter von 20 bis 74 Jahren wurden kreis- sowie bundesweit festgenommen. Ihnen wird im großen Stil der bandenmäßige Handel mit Betäubungsmitteln vorgeworfen.
Polizei und Staatsanwaltschaft Stade sind federführend in dem Ermittlungsverfahren. Unterstützung kam aus allen Teilen der Polizeidirektion Lüneburg, aus Mecklenburg-Vorpommern und aus Hessen, von der Bundespolizei, der Bereitschaftspolizei und des Mobilen Einsatzkommandos (MEK) aus Lüneburg sowie des Erkennungsdienstes aus mehreren Inspektionen.
Schlag gegen den Drogenhandel im Landkreis Stade
Insgesamt seien 13 Objekte und Anschriften bei der Großrazzia durchsucht worden. Zehn davon in Fredenbeck und Kutenholz.
Dort sei eine unterirdische Marihuana-Plantage ausgehoben worden. Diese dürfte selbst erfahrene Polizisten zum Staunen gebracht haben. Ein weiteres Drogenlabor sei in einem Nebengebäude eines Einfamilienhauses entdeckt worden.

In diesem Erdloch bei Fredenbeck war das Drogenlabor versteckt. Foto: Polizei
So habe die mutmaßliche Drogenbande bereits zwei im vergangenen Jahr als gestohlen gemeldete Schiffscontainer aus dem Hamburger Hafen vergraben. Diese seien zu einer Marihuana-Plantage umgebaut worden - mit Strom- und Lüftungseinrichtungen. Zahlreiche Pflanzen konnten sichergestellt werden, heißt es weiter.

Aufwendig wurde unter der Erde Strom zur Aufzucht der Marihuana-Pflanzen verlegt. Foto: Polizei
MEK-Einsatz am Rande eines Techno-Festivals
In Mecklenburg-Vorpommern griff zudem das MEK ein. Dort sei ein Verdächtiger bei einem Scheingeschäft mit Kokain unter Beteiligung der Landeskriminalämter Brandenburg und Berlin festgenommen worden. Eine Sondereinheit der Bundespolizei habe zudem eine Wagenburg eines Techno-Goa-Festivals gestürmt. In den Wohnwagen seien weitere Beweismittel sichergestellt worden, so Bohmbach. 15 Personen wurden vorläufig festgenommen.
Vier der Festgenommenen seien anschließend zur Polizei nach Stade gebracht worden.

Die Beweismittel sind in Fredenbeck und Kutenholz sichergestellt worden. Foto: Polizei
Razzia im Kreis Stade: Drogen und Bargeld im Wert von mehr als 100.000 Euro
In Hessen sei schließlich noch die Wohnung von Angehörigen eines Beschuldigten nach Beweismitteln durchsucht worden.
Insgesamt gelang es laut Polizeiangaben, Marihuana-Pflanzen, Gerätschaften zur Aufzucht, bereits zum Verkauf vorbereitetes Marihuana, Bargeld, Kryptowährung, Kokain sowie sonstige Beweismittel wie Computer, Handys und auch zwei Schreckschusswaffen sicherzustellen.
Der Gesamtwert aus Drogen und Bargeld belaufe sich auf mehr als 100.000 Euro.

Zum Verkauf bereits verpacktes Marihuana. Foto: Polizei
Nach Drogenrazzia: Drei Männer aus Kreis Stade in U-Haft
Von den zunächst festgenommen Bandenmitgliedern seien drei Männer im Alter von 30 bis 33 Jahren auf Antrag der Staatsanwaltschaft Stade dem Haftrichter vorgeführt worden. Das Trio stammt aus dem Kreis Stade. Gegen die Männer wurden Untersuchungshaftbefehle erlassen. Sie wurden auf niedersächsische Gefängnisse aufgeteilt.
"Die restlichen Tatverdächtigen mussten nach ihren erkennungsdienstlichen Behandlungen und ersten Vernehmungen wegen fehlender Haftgründe wieder auf freien Fuß gesetzt werden", berichtet Bohmbach.
Die Ermittlungen in dem umfangreichen Verfahren dauerten weiter an.

Die Ermittler sichern die Spuren am Tatort. Foto: Polizei
Zuletzt war der Stader Polizei im Mai ein großer Schlag gegen Drogenhändler aus dem Clan-Milieu gelungen. Nach monatelangen Ermittlungen einer Spezialeinheit hatte es Zugriffe in der Altländer Straße in Stade sowie in Hollern-Twielenfleth gegeben. Damals wurden Beweismittel im Wert von mehr als 900.000 Euro sichergestellt. Zwei Männer waren festgenommen worden. Ihnen wurde Drogenhandel, aber auch Geldwäsche und Schutzgelderpressung vorgeworfen.
Im Juni hatte es nach Metall-Diebstählen im groß angelegten Stil bei der Kupferhütte Aurubis zudem eine Razzia und Festnahmen in Fredenbeck sowie weiteren Orten im Kreis gegeben. Auch hier sollen die Täter aus dem Clan-Milieu stammen. (st/tip)