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Automatensprenger im Harz hielten Geisel 30 Minuten gefangen

Blick auf einen zerstörten Vorraum der Touristinformation am Torfhaus. Am frühen Morgen haben dort unbekannte einen Geldautomaten gesprengt. Foto: Matthias Bein/dpa

Blick auf einen zerstörten Vorraum der Touristinformation am Torfhaus. Am frühen Morgen haben dort unbekannte einen Geldautomaten gesprengt. Foto: Matthias Bein/dpa

Explosionen im Kreis Goslar und an einer Filiale der Sparkasse Harburg-Buxtehude: Am frühen Sonnabend schlagen die Täter gleich an zwei Orten zu. Im Harz nehmen sie nach einem Unfall eine Frau in ihre Gewalt.

Samstag, 14.01.2023, 14:00 Uhr

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Drei Männer haben im Wintersportort Torfhaus im Harz im Landkreis Goslar am frühen Sonnabendmorgen einen Geldautomaten gesprengt und bei der Flucht eine Frau in ihre Gewalt genommen. Die Frau blieb unverletzt, wie die Polizei mitteilte. 

Die Männer nahmen das Auto der Frau als Fluchtfahrzeug. Bei der Fahndung durch Polizeikräfte der Polizeidirektionen Braunschweig und Göttingen wurde der Wagen gestoppt und drei Männer wurden vorläufig festgenommen. Bei der Festnahme wurde niemand verletzt, wie es weiter hieß.

Männer sprengen Geldautomaten und nehmen Frau in ihre Gewalt

Gegen 2 Uhr, so der Geschäftsführer des „Harzressorts“, Hannes Mairinger, in der "Goslarsche Zeitung" ("GZ"), hätte es im Shop, in dem sich auch ein SB-Automat der Sparkasse befindet, eine Explosion gegeben. Die Täter seien anschließend mit dem Auto in Richtung Braunlage geflohen.

Auf der Bundesstraße 4 kamen sie von der Fahrbahn ab und fuhren auf die Leitplanke auf. Im Kofferraum stellten die Beamten später Kanister mit einer bislang unbekannten Substanz sicher. Anschließend flohen die Automatensprenger zu Fuß in die Ortschaft. Dann sollen sie laut "GZ" in eine Garage eingebrochen sein und dort das Auto der Marke Ford kurzgeschlossen haben. Als die Besitzerin des Fahrzeugs das mitbekam, nahmen die Täter sie als Geisel.

Mit diesem Fluchtfahrzeug sollen die Automatensprenger zunächst verunfallt sein. Foto: Eggers

Mit diesem Fluchtfahrzeug sollen die Automatensprenger zunächst verunfallt sein. Foto: Eggers

Oberstaatsanwalt Dr. Alexander Retemeyer erklärte gegenüber der "GZ": „Die Frau war rund 30 Minuten in der Gewalt der drei Männer, sie war wohl gerade auf dem Weg zum Einkaufen. Zuvor hatten sich die Täter einige Stunden in Braunlage versteckt.“ 

Retemeyer: „Die Beamten haben die Frau zunächst nicht wahrgenommen. Sie wurde auf die Rückbank gesetzt und mit dem weit nach hinten geschobenen Fahrersitz eingequetscht.“ 

Polizei riegelt Tatort mit einem Großaufgebot ab

Bis zum Mittag war die Bundesstraße 4 in der Ortsdurchfahrt Torfhaus in beiden Richtungen gesperrt. Einige der Polizisten vor Ort trugen Maschinenpistolen.

Der Geldautomat und das angrenzende Objekt seien erheblich beschädigt worden. Die Höhe des entstandenen Sachschadens sowie die Höhe des entwendeten Bargelds konnte zunächst nicht weiter beziffert werden.

Die drei festgenommenen Verdächtigen wurden nach Osnabrück gebracht und werden am Sonntagvormittag dem Haftrichter vorgeführt. Die polizeilichen Ermittlungen werden von der Zentralen Kriminalinspektion Braunschweig geführt. Diese prüft, ob die Tatverdächtigen auch für weitere Taten in Frage kommen.

Die Polizei riegelte das Gelände rund um den Tatort weiträumig ab. Foto: dpa

Die Polizei riegelte das Gelände rund um den Tatort weiträumig ab. Foto: dpa

Explosion: Erneut Geldautomat der Sparkasse Harburg-Buxtehude gesprengt

Die Automatensprengungen haben damit eine neue Eskalationsstufe erreicht. 2022 ist in Niedersachsen mit knapp 70 Fällen ein Rekordjahr an Automatensprengungen.

Am Sonnabend hat es zudem eine Explosion an einer Filiale der Sparkasse Harburg-Buxtehude im Kreis Harburg gegeben. Wie das "Hamburger Abendblatt" berichtet, habe es in Brackel an der A7 gegen 4 Uhr am Morgen eine gewaltige Explosion in der Bahnhofstraße gegeben.

Die Detonation ließ die Fensterscheibe der Sparkassen-Filiale zersplittern, das Trümmerfeld habe sich über 30 Meter im Umfeld erstreckt.

Geldautomat in Brackel gesprengt – Zeuge beobachtet Täter

Polizei und Feuerwehr waren im Einsatz. Kriminalbeamte aus Hannover hätten das Gebäude nach weiterem Sprengstoff abgesucht, seien aber nicht fündig geworden. Laut Polizei hätten die Täter kein Bargeld erbeuten können.

Laut "Abendblatt"-Bericht habe ein Augenzeuge drei Männer beobachtet, die in einem Mercedes flüchteten. Eine Sofortfahndung sei zunächst erfolglos geblieben.

Fünfter Anschlag auf einen Geldautomaten der Sparkasse Harburg-Buxtehude

Damit ist zum fünften Mal binnen eines Jahres ein Automat der Sparkasse Harburg-Buxtehude gesprengt worden. Zuletzt hatten es Täter auf einen Automaten in einem Supermarkt in Buchholz abgesehen.

In Egestorf waren Mitte Oktober 2022 Anwohner am frühen Morgen von Explosionsgeräuschen aufgeschreckt worden. Sie hatten die Flucht der Verdächtigen noch beobachten können. In Fleestedt flogen nach einer Sprengung im April dieses Jahres Trümmerteile umher. In Ramelsoh war das auch als Wohnhaus genutzte Gebäude einer Sparkassen-Filiale nach der Sprengung im April einsturzgefährdet.

Der Kreis Harburg ist wegen seiner Autobahnanbindung besonders im Fokus der Verbrecher. Die Spur der bandenmäßig organisierten Täter führt in die Niederlande.

Im Kreis Stade hatte es nur im vergangenen Jahr einen gesprengten Automaten auf einem Rewe-Parkplatz in der Altländer Straße in Stade gegeben.

Gesprengte Geldautomaten: Banken im Kreis Stade schließen nachts SB-Zonen

Die Polizei hatte ihren Kampf gegen die Geldautomatensprenger just bis zum Mittwoch intensiviert. Im Dreiländereck Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen waren von Montag bis Mittwoch Kontrollpunkte an Autobahnen und vor Geldautomaten eingerichtet worden. Ziel sei, „durch starke Präsenz und zielgerichtete Maßnahmen potentielle Tätergruppierungen von einer möglichen Tatausführung abzuhalten”, teilte das Hessische Landeskriminalamt (LKA) mit.

Die Banken haben ebenfalls bereits reagiert - auch im Kreis Stade. Eine für alle Kunden sichtbare Präventionsmaßnahme gegen Anschläge auf Geldautomaten sind nachts geschlossene SB-Zonen in den Filialen. So gibt es unter anderem bei der Sparkasse Harburg-Buxtehude, der Volksbank Stade-Cuxhaven und der Kreissparkasse Stade von 23 bis 5 Uhr kein Geld mehr an Automaten.

Vor allem sollen Filialen geschützt werden, in denen auch Anwohner die Gebäude bewohnen. Doch geschlossene Glastüren, das zeigen die Sprengungen in den Einkaufsmärkten, halten die Täter offenbar nicht ab. (tip) 

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