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Blaulicht

Warum in Stade und Oldendorf am Donnerstag die Sirenen gingen

Es knallt, Rauch steigt auf, Flammen erhellen die Dunkelheit – ein Pkw brennt und wird gelöscht. Foto: Landkreis Stade, Daniel Beneke

Es knallt, Rauch steigt auf, Flammen erhellen die Dunkelheit – ein Pkw brennt und wird gelöscht. Foto: Landkreis Stade, Daniel Beneke

Pkw in Flammen und Feuer in der Jugendbildungsstätte – die Feuerwehren in Stade und Oldendorf-Himmelpforten hatten am Donnerstagabend alle Hände voll zu tun. Wo die Feuerwehrleute überall den Ernstfall probten.

Freitag, 28.10.2022, 15:30 Uhr

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Es knallt, Rauch steigt auf, Flammen erhellen die Dunkelheit – aber zum Glück war alles nur eine Übung. Wie Daniel Beneke, Pressesprecher des Landkreises Stade, mitteilt, rückten am Donnerstagabend Einsatzkräfte von Feuerwehren aus dem Gebiet der Hansestadt Stade und der Gemeinde Drochtersen auf das Gelände des Abfallwirtschaftszentrums in Stade-Süd aus.

Neues Löschmittel getestet

Laut Beneke haben sich die Feuerwehrleute ein neues, besonders effektives und schnell biologisch abbaubares Löschmittel vorführen lassen. "Wird dem Löschwasser das neuartige Löschmittel beigefügt, lassen sich Flammen und Hitze sehr schnell massiv zurückdrängen. Und das mit deutlich weniger Löschwasser als üblich", so Beneke. In mehreren Brandversuchen wurden unter anderem ein Stapel Paletten, ein Reifenstapel, eine große Lithium Batterie und ein Pkw angezündet. 

Auch in Oldendorf-Himmelpforten ging der Alarm

Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Brobergen, Estorf, Gräpel, Hagenah, Hammah, Kranenburg, Mittelsdorf und Oldendorf sowie DRK-Rettungskräfte und Notfalltrainer bei Rettungsarbeiten am Übungsobjekt. Fotos: Herkunft: Rolf Hillyer-Funke / Feuerwehren Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten

Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Brobergen, Estorf, Gräpel, Hagenah, Hammah, Kranenburg, Mittelsdorf und Oldendorf sowie DRK-Rettungskräfte und Notfalltrainer bei Rettungsarbeiten am Übungsobjekt. Fotos: Herkunft: Rolf Hillyer-Funke / Feuerwehren Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten

Am Donnerstagabend standen die Sirenen in Oldendorf-Himmelpforten nicht still: "Brandmeldeanlage in Hude ausgelöst" - zu diesem Einsatzszenario wurden die Feuerwehrleute der Freiwilligen Feuerwehren Samtgemeinde Oldendorf - Himmelpforten am gegen 19.30 Uhr alarmiert. 

"Nach einer Anfahrt durch den dunklen Forst wurde den ersten Rettungskräften dann jedoch schnell klar, dass es sich nicht um die Abarbeitung einer Fehlauslösung einer Brandmeldeanlage handelt. Rötlicher Feuerschein flackerte in den Fenstern und starker Rauch quoll aus dem Gebäude während der schrille Alarmton der Brandmeldeanlage erklang", berichtet Rolf Hillyer-Funke, Pressebeauftragter der Feuerwehren Samtgemeinde Oldendorf - Himmelpforten.

Der Brand war Teil einer groß angelegten Übung. Passend zu Halloween hatten Oldendorfs stellvertretender Gemeindebrandmeister Thorsten Raap und sein Planungsteam einige Tage vor dem offiziellen Allerseelen-Festtag ein spezielles nervenaufreibendes "Horror-Szenario" für Feuerwehreinsatzkräfte und Rettungskräfte entwickelt. Der Landkreis Stade hatte das große Fachwerk-Gebäude als Übungsobjekt für das Katastrophenszenario zur Verfügung gestellt.

Horrorszenario zur Abendstunde

"Die Jugendbildungsstätte Hude des Kreis Stade in Gräpel wurde Donnerstagabend aufwendig in eine Art Horror-Haus für Einsatzkräfte verwandelt", sagt Rolf Hillyer-Funke. An einem geöffneten Fenster im ersten Stock der Jugendbildungsstätte habe ein blutverschmierter Mann um Hilfe geschrien und um eine Leiter gefleht. Darunter habe im Gras an die Hauswand gelehnt eine wimmernde junge Frau mit blutender Beinverletzung gekauert. 

Aufgabe von Gräpels stellvertretender Ortsbrandmeister Phil Peters war es, Sorge dafür zu tragen, dass der vermeintliche Gebäudebrand und die große Anzahl von Verletzten von genügend Einsatzkräften strukturiert und schnell in den Griff zu bekommen ist. Denn nach und nach wurden immer mehr Feuerwehren und Rettungskräfte alarmiert, um die vielfältigen Aufgaben zu bewältigen. 

"Brandmeldeanlage in Hude ausgelöst" lautete der Alarm. Fotos: Rolf Hillyer-Funke / Feuerwehren Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten

"Brandmeldeanlage in Hude ausgelöst" lautete der Alarm. Fotos: Rolf Hillyer-Funke / Feuerwehren Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten

Neun Menschen sollten in dem brennenden, stark verqualmten, großen Haus gefunden, gerettet und medizinisch versorgt werden und gleichzeitig das Feuer gelöscht werden.

Realistisches Üben für sicheres Handeln

Das Übungs-Konzept war unter Mitwirkung der Notfalltrainer Tino und Liane Burchardt und ihres Teams aus Regesbostel professionell und filmreif entwickelt und umgesetzt worden. Dazu gehören Darsteller, die sowohl optisch als auch akustisch perfekt als Opfer fungieren, sowie Licht-Effekte mit und ohne Pyrotechnik und eine professionelle Beobachtung und Begleitung des Geschehens und Auswertungen der Leistungen aller beteiligten Feuerwehr- und Rettungskräfte. 

Die realistisch geschminkten Verletzten-Darsteller der Realistischen Notfalldarstellung (RND), simulierten auch lautstark ihre Notlagen. Die RND-Mitglieder sind eine eigenständige Gruppe aus dem Kreisverband Stade des Deutschen Roten Kreuzes. Dazu: Rauch- und Lichteffekte in der Dunkelheit sowie ein Gewusel an Feuerwehr- und Rettungskräften untermalt von diversen Geräuschen durch Fahrzeugmotoren, Löschpumpen, Gebläse, Pressluftatmer-Piepen und Sprechfunk-Verkehr im Hintergrund sorgten für ein realistisches Szenario. Es habe den Eindruck gemacht, als ob gerade ein Katastrophenfilm mit dem Titel "Das Horror-Haus in Hude" produziert werde, schildert der Feuerwehrsprecher. "Zum Glück waren die Dramen tatsächlich nur 'gespielt'."

 Ersthelfer im Fokus

Besonders im Fokus standen diesmal die AED-Gruppen der Feuerwehren in der Samtgemeinde, die besonders geschult sind, um Menschen in medizinischen Notlagen erste Hilfe bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes zukommen zu lassen.  Fünf AED-Gruppen der Ortswehren Hagenah, Hammah, Kranenburg, Mittelsdorf und Oldendorf waren mit der Erstversorgung, der Betreuung und Transport von Verletzten sowie beim Einsatz von Defibrillatoren an Übungspuppen vollauf beschäftigt.

„Verletzte“ werden gerettet und betreut. Foto: Rolf Hillyer-Funke / Feuerwehren Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten

„Verletzte“ werden gerettet und betreut. Foto: Rolf Hillyer-Funke / Feuerwehren Samtgemeinde Oldendorf-Himmelpforten

Unter Atemschutz retteten Einsatzkräfte der Feuerwehren Brobergen, Estorf, Gräpel und Oldendorf Menschen über Steckleitern aus dem Obergeschoß, suchten verqualmte Räume nach hilflosen Menschen ab und gewährleisteten die Löschwasserversorgung und die Brandbekämpfung.

DRK-Rettungskräfte aus dem Kreis Stade unterstützten die Feuerwehren und gewährleisteten an einem Sammelpunkt die medizinische und ärztliche Betreuung der verletzten Personen.

Gegen 21.30 war die Übung in Oldendorf-Himmelpforten beendet. (set)

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