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Stader Finanzamt: Diebe stehlen Kupferkabel aus Rohbau

800 Meter Kupferkabel haben die Diebe in Stade gestohlen.

800 Meter Kupferkabel haben die Diebe in Stade gestohlen. Foto: Thomas Banneyer/dpa

Die Serie von Kupferdiebstählen im Landkreis Stade reißt nicht ab. Beinahe täglich meldet die Polizei neue Taten. Diesmal hat es die Baustelle des Stader Finanzamtes erwischt.

Von Redaktion Freitag, 24.10.2025, 14:27 Uhr

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Stade. Die Kupferdiebe haben in der Nacht von Donnerstag auf Freitag (23./24. Oktober 2025) auf einer Baustelle des Finanzamtes in Stade zugeschlagen.

800 Meter Kabel aus Rohbau entfernt

Wie Stades Polizeisprecher Rainer Bohmbach berichtet, sind die Täter, die sich Zutritt zur Baustelle verschafften, noch unbekannt. Die Diebe haben aus dem Rohbau des Neubaus etwa 800 Meter Kupferkabel herausgetrennt und entwendet.

Die Polizei beziffert den Schaden mit etwa 1.500 Euro.

Rainer Bohmbach bittet Zeugen, sich mit Hinweisen zur Tat oder den Tätern an die Polizeiinspektion Stade unter 04141-102215 zu wenden.

Der Diebstahl auf der Stader Baustelle setzt die Serie von Kupferdiebstählen im Landkreis Stade fort. Zuletzt waren die Diebe allerdings im Alten Land unterwegs.

Dachrinnen beim VfL Horneburg abmontiert

Erst eine Nacht zuvor (22./23. Oktober 2025) haben Kupferdiebe sich an den Dachrinnen des Vereinsheims des VfL Horneburg im Schützenweg in Horneburg zu schaffen gemacht.

Dort haben die Diebe etwa 80 Meter Kupferdachrinne abmontiert und mitgenommen. Die Polizei schätzt den entstandenen Schaden auf 4400 Euro.

Diebe entwenden 60 Meter Heizungsrohr

Auch in Agathenburg waren Kupferdiebe unterwegs. Doch in der Nacht vom 17. auf den 18. Oktober 2025 haben die Kriminellen es nicht nur auf die Dachrinne abgesehen. Zusätzlich zu den abmontierten 24 Meter Kupferregenrinne sowie 6 Meter Fallrohr entwendeten die Diebe auch 60 Meter Heizungsrohr aus einem Schuppen.

In beiden Fällen bittet die Polizei um Hinweise. Diese nimmt die Polizeistation Horneburg entgegen, unter 04163/ 828950.

Keine Scheu vor Gotteshäusern

Auch vor Kirchen machen die Kupferdiebe im Alten Land nicht Halt. Zuletzt haben Kriminelle Anfang Oktober mehrere Kupferrohre der 1221/1700 erbauten St.-Martini-Kirche in Estebrügge am Steinweg entwendet. Bereits im Februar und im August 2025 suchten Kupferdiebe die St.-Bartholomäus-Kirche in Mittelnkirchen heim.

Anfang Oktober montierten Unbekannte mehrere Fallrohre der 1400/1770 errichteten St. Nikolai-Kirche in Borstel ab.

Fallzahlen bei Kupferdiebstählen steigen stetig

Über die steigenden Zahlen bei Kupferdiebstählen im Landkreis Stade hatte das TAGEBLATT bereits mehrfach berichtet. Laut Polizeisprecher Daniel Kraus haben die Kupferdiebstähle im gesamten Landkreis Stade in den vergangenen Jahren zugenommen. Im Jahr 2023 habe die Polizei noch 29 Taten registriert.

2024 waren es bereits 58 Taten. In diesem Jahr rechnet die Polizeiinspektion Stade damit, dass die Fallzahlen beim Diebstahl von Kupferfallrohren, -dachrinnen und -kabeln „am Jahresende deutlich darüber liegen werden“.

Während im Kreis Stade die Kupferdiebe es vor allem auf Dachrinnen abgesehen haben, werden in Niedersachsen immer häufiger Windkraftanlagen heimgesucht.

Wie Kupferdiebe die Energiewende ausbremsen

Eine ganze Reihe von Taten gab es Anfang des Jahres in Niedersachsen. Von der Mitte bis in den Nordwesten des Bundeslandes waren die Kriminellen aktiv, der Schwerpunkt der Fälle lag im Westen. „Diese Angriffe haben im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr, gerade zum Ende des Jahres deutlich zugenommen“, teilte das Landeskriminalamt in Hannover der Deutschen Presse-Agentur mit.

Nach vorläufigen, unvollständigen Daten gab es 2024 eine mittlere zweistellige Zahl von Fällen. 2023 lag die Zahl noch bei weniger als zehn Fällen. Besonders auffällig sei der starke Anstieg im vierten Quartal vergangenen Jahres gewesen. „Derzeitig setzen sich die Taten in 2025 fort“, teilte das LKA weiter mit.

Stromkabel sind das Ziel der Einbrüche

Abgesehen haben es die Diebe auf die Stromkabel, die im Inneren der Windkraftanlagen verlaufen. In den Türmen, die zwischen 60 und bis zu 150 Meter hoch sind, verbinden Starkstromkabel den Generator im Maschinenhaus ganz oben mit dem Netzanschluss im Sockel der Anlage.

Ermittler: Täter hochprofessionell und organisiert

Um möglichst viel Kabel zu erbeuten, müssten die Diebe deshalb weit nach oben in die Anlage klettern und die Kabel trennen, erklärt Horst Mangels. Der Windparkprojektierer, der auch Vorstandsmitglied im Landesverband Erneuerbare Energie (LEE) ist, ist selbst Opfer von Kupferdieben geworden.

„Da sind sie im Windpark in eine Anlage eingebrochen und haben die Kupferkabel aus dem Turm rausgeschnitten. Da haben sie sich sogar noch die Zeit gelassen und haben die Kabelstücke in ein bis zwei Metern Länge abisoliert“, berichtet Mangels. In einem anderen Fall hätten Diebe Kabeltrommeln von einer Windpark-Baustelle abtransportiert - mithilfe eines zuvor gestohlenen Lasters und eines Baufahrzeugs. „Das ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten.“

Ermittler und Energieexperten nehmen an, dass die Täter mit Fachwissen, speziellem Werkzeug und teils auch mit Klettergeschirr vorgehen. Die Tätergruppen zeigten ein „hohes Maß an Professionalität und Organisation“, teilte das LKA mit. In Gruppen von bis zu acht Personen gingen die Diebe an den Tatorten arbeitsteilig vor. Da die Kupferkabel unter Hochspannung stünden, benötigten die Täter zudem spezielle technische Fähigkeiten. „Aufgrund dieser Umstände kommt es häufig auch nur zu Versuchstaten“, hieß es vom LKA.

Tatorte meist an abgelegenen Orten

Zwar sende eine Windkraftanlage eine Fehlermeldung aus, wenn diese vom Netz getrennt werde oder eine Störung auftrete - allerdings komme deshalb nicht schon nach wenigen Minuten ein Servicetechniker an die Anlage, sagt Mangels. Außerdem stünden Windkraftanlagen meist abseits, in eher unbewohnten Gebieten. Kupferdiebe könnten da leichter unentdeckt bleiben. „Die wissen genau, was sie tun“, sagt Mangels.

Nach Angaben des LKA werden die meterlangen Kabelabschnitte von der Isolation getrennt oder im Ganzen an Schrotthändler verkauft oder zur Schrottverwertung ins Ausland gebracht und dort zu Geld gemacht. Um die tonnenschwere Beute abzutransportieren, nutzen die Täter meist kleine Transporter oder Pritschenwagen - manchmal sogar ganze Lkw.

Langwierige Reparaturen und hohe Sachschäden

Für die Täter scheine dies ein lukratives Geschäft zu sein, heißt es vom Landesverband Erneuerbare Energie, wo die vermehrten Kupferdiebstähle ebenfalls registriert werden. Der Verband weist auf Kupferpreise von rund 9.800 Euro pro Tonne Kupfer hin.

Problematisch ist aus Sicht der Windparkbetreiber nicht nur der Kupferverlust, sondern mehr noch die Folgekosten, die durch die Diebstähle entstehen. „Die Schadenssumme liegt schnell bei 250.000 bis 300.000 Euro“, teilte ein LEE-Verbandssprecher mit. Denn nach einem Kupferklau seien die Windkraftanlagen nicht mehr funktionstüchtig und müssten repariert werden.

Es dauere teils mehrere Monate, bis ein Windrad wieder in Betrieb gehen könne, sagt Horst Mangels. Servicetechniker müssten bestellt, Materialien beschafft und die neuen Kabeln schließlich ganz neu eingezogen werden. Dann muss die Anlage zunächst in einen Probebetrieb, um danach einen reibungslosen Dauerbetrieb sicherzustellen. Neben den Reparaturkosten kommt für die Betreiber auch noch ein Ertragsausfall hinzu.

Kameraüberwachung, Alarmanlagen und Sicherheitspersonal

Die Polizei in Meppen, zuständig für das Emsland, rät Windparkbetreibern deshalb, mehr für den Schutz der Anlagen zu tun. „Wir empfehlen daher, verstärkte Sicherheitsvorkehrungen zu treffen und insbesondere die Überwachung Ihrer Anlagen zu intensivieren“, heißt es in einem Schreiben der Beamten. Dazu zählten etwa zusätzliche Kameras oder Bewegungsmelder, die Installation von Alarmanlagen und regelmäßige Kontrollen, um Schwachstellen zu entdecken.

Für eine solche Nachrüstung sind allerdings die Windparkbetreiber selbst zuständig. „Herstellerseitig sind Windenergieanlagen mit abschließbaren Türen gesichert und verschlossen, ein einfacher Zutritt ist somit nicht einfach möglich“, teilte etwa eine Sprecherin des Auricher Windenergieanlagenbauers Enercon auf Anfrage mit. Zusätzliche Schutz- und Überwachungsmaßnahmen seien eine Sache der Anlagenbetreiber.

Windparkbetreiber Horst Mangels sagt, angesichts der vielen Einbrüche sicherten immer mehr Betreiber von Windkraftanlagen ihre Anlagen entsprechend stärker ab. Neben Kameraüberwachung und Alarmanlagen gehe es auch um Sicherheitspersonal, das bei Alarmmeldungen schnell die Anlagen vor Ort kontrolliere. „So versuchen wir uns, davor zu schützen“, sagt Mangels. Auch Baustellen kämen längst nicht mehr ohne Wachschutz aus. (pm/set/dpa)

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