Airbus zahlt Beschäftigten Sonderprämie von 1500 Euro

André Walter, Geschäftsführer der Airbus Aerostructures GmbH, im Werk in Finkenwerder. Foto: dpa-Bildfunk
Der Flugzeugbauer geht in Krisenzeiten voran und öffnet die Konzernkasse. Der steuerfreie Bonus soll die Mitarbeiter bei ihren Privatkosten entlasten. Die Freude unter den Beschäftigten im Werk Stade ist groß.
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Der europäische Luftfahrtkonzern Airbus bezahlt seinen Mitarbeitern – von den Auszubildenden bis zu den Leiharbeitern – wegen der hohen Inflation und der Energiekrise eine Sonderprämie. Für die Beschäftigten in Deutschland, Frankreich und Spanien belaufe sich die Einmalzahlung auf 1500 Euro, bestätigte ein Airbus-Sprecher am Dienstag entsprechende Informationen aus einem internen Brief an die Mitarbeiter.
Die Belegschaft in Großbritannien soll 1500 britische Pfund (etwa 1720 Euro) pro Person erhalten, in anderen Ländern soll es ebenfalls Sonderzahlungen geben. Ausgezahlt werden solle das Geld mit der nächsten Gehaltsabrechnung an etwa 120.000 Mitarbeiter (bis zur zweiten Führungsebene).
Angesichts der Inflation und der verschiedenen Krisen, die Airbus in den letzten Jahren erlebt habe, liege die Widerstandsfähigkeit in der Fähigkeit, „der Situation gemeinsam als Team Airbus zu begegnen und nach unseren Werten zu leben“, schreibt das Management. Abschließend wird formuliert: „Wir behalten auch unser Ziel im Auge, Pionierarbeit in der nachhaltigen Luft- und Raumfahrt für eine sichere und geeinte Welt zu leisten.“
Sonderprämie bei Airbus für rund 120.000 Mitarbeiter
Die Gewerkschaft IG Metall lobte den Schritt: „Airbus geht mit gutem Beispiel voran“, sagte Daniel Friedrich, Bezirksleiter der IG Metall Küste. Die Sonderzahlung helfe den Beschäftigten, mit den stark steigenden Preisen klar zukommen. Allerdings reichten solche einmaligen Zahlungen nicht aus.
Deshalb müsse eine Tabellenerhöhung in den laufenden Tarifverhandlungen der Metall- und Elektroindustrie dauerhaft für mehr Geld bei den Beschäftigten sorgen.
So hatte die Gewerkschaft IG BCE für die Beschäftigten der Chemie- und Pharmabranche vor wenigen Tagen neben dauerhaften Lohnerhöhungen von je 3,25 Prozent in zwei Stufen auch zwei steuerfreie Sonderzahlungen von je 1500 Euro durchgesetzt.
Nach Angaben von Tamer Yüksel, Betriebsratsvorsitzender von Airbus-Stade, sei die Nachricht in den Betrieben mit großer Freude angekommen. Yüksel: „Vor allem, weil sie so überraschend kam.“ Auch die Betriebsrats-Standortvorsitzende in Hamburg-Finkenwerder, Sophia Kielhorn, sagt: „Die Zahlung finde ich gut und richtig, es hätten aber auch gerne die 3000 Euro sein können.“
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Scholz regt steuerfreie Zahlungen der Arbeitgeber an Beschäftigte an
Die Option steuerfreier Einmalzahlungen bis zu 3000 Euro hatte die Bundesregierung im Kampf gegen die Inflation möglich gemacht. Dieses Angebot müssten die Arbeitgeber nicht annehmen, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz im September und fügte hinzu: „Ich bin mir aber sicher, dass die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sich freuen werden, wenn sie zusätzlich zum vereinbarten Lohn eine steuer- und abgabenfreie Zahlung erhalten.“
Viele sorgten sich derzeit wegen der stark steigenden Preise und spürten diese im Supermarkt, an der Tankstelle und bei den Heizkosten. Auch Betriebe gerieten immer mehr unter Druck. Scholz betonte daher erneut: „Die Bundesregierung lässt niemanden mit der Last allein, dieses Versprechen gilt.“ Gemeinsam werde man durch den Winter kommen auch auch das Preisproblem in den Griff kriegen.
Engpässe bei Zulieferern bremsen Airbus aus
Bei Airbus hatten Engpässe bei wichtigen Zulieferern in diesem Jahr die Produktionspläne durchkreuzt. Der weltgrößte Flugzeugbauer rechnet deshalb noch mit der Auslieferung von 700 statt 720 Verkehrsflugzeugen. Auch dürfte der Produktionsausbau bei den gefragten Mittelstreckenjets aus der A320neo-Familie langsamer vorankommen: Die Zahl von 65 Maschinen pro Monat wird wohl erst Anfang 2024 erreicht und damit ein halbes Jahr später als bisher gedacht, hatte Konzernchef Guillaume Faury angekündigt. Bis Mitte des Jahrzehnts will er die Produktion der Reihe aber weiterhin auf monatlich 75 Jets steigern.
„Die Schwierigkeiten in der Lieferkette zwingen uns, den Prozess des Hochfahrens anzupassen“, so Faury.
In den ersten drei Quartalen hat das Unternehmen 437 Maschinen ausgeliefert. Das sind gut 62 Prozent des Jahresziels von 700 Jets, sodass sich der Hersteller bis Ende Dezember weiter sputen muss. (dpa/wst)