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„Öko-Test“

Aldi, Lidl & Co.: Wo Erdbeeren aktuell schlecht abschneiden

Ein Test zeigt: Weitgereiste Früherdbeeren sind problematisch, was die Ökobilanz und auch die Belastung mit Pestiziden betrifft. Foto: Berg/dpa

Ein Test zeigt: Weitgereiste Früherdbeeren sind problematisch, was die Ökobilanz und auch die Belastung mit Pestiziden betrifft. Foto: Berg/dpa

Sie lachen einen in der Obstauslage gleich am Anfang an. Und obwohl klar ist, dass sie weit gereist sind, können viele den frühen Erdbeeren nicht widerstehen. Auch wegen bedenklicher Werte sind sie oft keine gute Wahl, warnt „Öko-Test“.

Donnerstag, 20.04.2023, 12:19 Uhr

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Groß, rot, prall: Sie sehen aus wie gemalt und lächeln uns beim Einkauf an. Viele greifen dann auch gern zu und legen sich Schälchen oder gar ganze Paletten mit Erdbeeren in den Einkaufswagen. Doch wer sich mit den roten Früchtchen in der Vorsaison ein Stückchen Frühsommer gönnt, kauft oft gleichzeitig reichlich bedenkliche Pestizide und einen schweren ökologischen Rucksack mit ein. So lautet das Fazit der Zeitschrift „Öko-Test“.

Ob die frühen Erdbeeren eher Blender sind und vielleicht Süße und Aroma vermissen lassen, haben die Öko-Tester nicht untersucht. Sie wollten wissen, ob und welche Pestizide in ihnen stecken, woher sie kommen und unter welchen ökologischen und sozialen Bedingungen und mit welchen Bewässerungsstrategien sie angebaut wurden.

Zwei „gute“ Erdbeeren - aber mit Bauchschmerzen

Ergebnis: Nur zwei der getesteten 500 g-Packungen aus 14 großen Supermarktketten und Bio-Märkten, die aus Spanien und Ägypten stammten, erreichten ein Gesamturteil „gut“: Dabei handelt es sich um die pestizidfreien Bio-Erdbeeren der Klasse 2 von Edeka (7,98 Euro für 500 g) und Rewe (4,98 Euro für 500 g).

Das „gut“ gab es allerdings mit Bauchschmerzen, weil sie wie fast alle Test-Erdbeeren aus Südspanien kommen und in riesigen Monokulturen unter Plastikplanen wachsen. Weiter ärgert die Tester, dass sie von dort 2500 Kilometer per Lkw nach Deutschland reisen müssten und sie nach Berechnungen des WWF rund 300 Liter Wasser pro Kilo im regenarmen Andalusien verbraucht hätten. Aber immer noch besser als die eingeflogenen roten Früchtchen aus Ägypten, die fürs Klima die schlechteste Wahl darstellen.

Spritzmittel auch unter Grenzwert problematisch

Kaum oder überhaupt nicht empfehlenswert waren 12 Produkte, wovon zwei ein „befriedigend“, sechs ein „ausreichend“, je zwei ein „mangelhaft“ sowie ein „ungenügend“ kassierten. Hauptkritikpunkt: Oftmals wurden ganze Cocktails aus verschiedenen Spritzmitteln nachgewiesen. Auch wenn sie unter zulässigen Grenzwerten liegen, sieht sie „Öko-Test“ wegen ihrer Giftigkeit für Bienen als problematisch an.

Gar keine Pestizide hat das Labor in fünf Erdbeeren im Test nachgewiesen: 

  • Edeka Bio Erdbeeren, Spanien, Klasse 2
  • Rewe Bio Erdbeeren, Klasse 2, Spanien
  • Magallanes Fresh Bio Erdbeeren, Spanien, Klasse 2 (Anbieter: Denn's)
  • Erdbeeren, Spanien, Klasse 1 (Anbieter: Lidl)
  • Frutania Erdbeeren, Spanien, Klasse 1 (Anbieter: Aldi Nord) 

Der Preis scheint bei Erdbeeren laut „Öko-Test“ zumindest ein Indiz für die Qualität zu sein: Eins der beiden teuersten Produkte im Test (7,98 Euro) erlangte ein „gut“, das billigste (1,94 Euro) ein „ungenügend“.

Fazit der Tester: Am besten auf heimische regionale Erdbeeren warten.

Auf einigen Höfen im Landkreis Stade wird bereits seit Ende März fleißig gepflückt. Die reguläre Erdbeersaison beginnt für gewöhnlich im Mai und endet spätestens Anfang August.

Erdbeeren kaufen: Tipps 

Was Sie beim Kauf von Erdbeeren beachten sollten: 

  • Erdbeeren in der Vorsaison lieber nur ausnahmsweise genießen, denn sie tragen einen schweren ökologischen Rucksack.

  • Fürs Klima die schlechteste Wahl sind Erdbeeren aus Ägypten oder Marokko, weil die sogar eingeflogen werden. In unserem Test stammen nur die Erdbeeren von Globus aus Ägypten, alle anderen aus Spanien.

  • Besser auf heimische Erdbeeren warten: Sie sind auch frischer und aromatischer.

  • Wer im Supermarkt Erdbeeren kauft, sollte das nur innerhalb der Saison tun. Ab Ende Mai können deutsche Erdbeeren ohne schlechtes Gewissen in den Einkaufskorb wandern. Achten Sie auf Bio-Ware, die ohne Einsatz von Pestiziden heranreifen.

  • Durch den Anbau in Folientunnel können mitunter auch Mitte April bereits heimische Erdbeeren in den Supermärkten landen. Wer jedoch früher zu deutschen Erdbeeren greift, hat ein Produkt in den Händen, das im Gewächshaus heranwuchs. Deren Klimabilanz ist noch verheerender als die einer aus Spanien importierten Erdbeere.

Test: Kakaopulver enthalten teils mehr als 80 Prozent Zucker

Zum Frühstück oder auch mal zwischendurch: Kinder lieben Kakaotrunk. Wie ein aktueller Produkttest zeigt, ist offenbar auch klar, warum: Denn gängige Pulver zum Anmischen bestehen zum größten Teil aus Zucker. Das ist einer der Gründe, aus denen keines der im Auftrag von „Öko-Test“ 16 untersuchten Instant-Pulver mit „gut“ oder besser bewertet wurde.

Fünf Mal vergab die Zeitschrift die Note „befriedigend“, darunter an drei der sieben Bio-Produkte im Testfeld. Sechs Instant-Pulver schnitten mit „ausreichend“ ab. Bei fünf weiteren reichte es nur für „mangelhaft“ oder „ungenügend“. Rundum überzeugen könne keines der Kakaopulver, schreibt „Öko-Test“.

Der geringste vom beauftragten Labor festgestellte Zuckergehalt lag bei rund 60 Prozent. Zehn Produkte enthalten mehr als 80 Prozent. Den durch die Bank hohen Anteil stuft „Öko-Test“ auch deshalb als problematisch ein, da viele der Produkte sich speziell an Kinder richteten, gemäß einer Leitlinie der Weltgesundheitsorganisation WHO aber gar nicht mehr beworben werden sollten.

Weitere bedenkliche Bestandteile

Der höchste gemessene Kakaopulveranteil lag bei 41 Prozent, der geringste bei 19 Prozent. In fünf Produkten, darunter drei Bio-Kakaopulver, wies das Labor zudem Cadmium nach. Das Schwermetall reichere sich vor allem in Leber und Niere an und könne Organe langfristig schädigen.

Auch Mineralölbestandteile fanden sich fast bei der Hälfte der Testkandidaten: Die gesättigten Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH) reichern sich laut dem Magazin im menschlichen Fettgewebe und der Leber an. Die gesundheitlichen Folgen seien noch ungeklärt. Lebensmittel sollten daher laut „Öko-Test“ möglichst wenig davon enthalten. Bei Rückständen von Pflanzenschutzmitteln seien die Bio-Produkte im Vorteil, da im Bio-Anbau die allermeisten Pestizide verboten seien.

Lieferkette und Anbaubedingungen

Weil Kakao in den Ländern des globalen Südens angebaut werde, seien die Lieferketten besonders anfällig für „problematische Anbaubedingungen und Menschenrechtsverletzungen“. Die Zeitschrift fragte nach, ob die Kernarbeitsnormen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO), die universelle Mindeststandards für menschenwürdige Arbeit setzen, entlang der Lieferkette eingehalten würden. Drei der Anbieter im Testfeld ließen die Anfrage unbeantwortet. (dpa/tmn)

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