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Bauernproteste

Polizei warnt Autofahrer: 1500 Trecker verstopfen am Montag Straßen nach Hamburg

Ob wie hier am 11. Januar auch Landwirte aus dem Kreis Stade Kolonne nach Hamburg fahren, blieb noch unklar.

Ob wie hier am 11. Januar auch Landwirte aus dem Kreis Stade Kolonne nach Hamburg fahren, blieb noch unklar. Foto: Rabea Gruber/dpa

Mitten im Berufsverkehr gehts aus fünf Himmelsrichtungen hinein und auch wieder raus aus der Hansestadt. Die Behörden fürchten sogar Versorgungsengpässe. Und Edeka gießt zusätzlich Öl ins Feuer. Wo genau Stau droht.

Von dpa Sonntag, 28.01.2024, 13:55 Uhr

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Hamburg/Landkreis. Am Montag wollen erneut zahlreiche Landwirtinnen und Landwirte in Hamburg gegen die Agrar- und Subventionspolitik protestieren. Die Polizei geht davon aus, dass rund 1500 Trecker in die und auf den Straßen der Hansestadt unterwegs sein werden. Ersten Infos der privaten Anmelder zufolge sind fünf Aufzüge mit dem Tenor „Gegen Steuer- und Bürokratiewahn“ geplant, die sternförmig zum Theodor-Heuss-Platz ziehen wollen. Die Traktoren rollen von Marmstorf, Rahlstedt, Bergedorf, Lurup und Rissen aus nach Hamburg. Dort soll es zwischen 10 und 12 Uhr eine Zwischenkundgebung geben, bevor die Trecker sich wieder zu den Landesgrenzen bewegen.

Der Start der Protestfahrten war für 7.30 Uhr geplant. Sie sollen bis etwa 15 Uhr dauern. Damit ist klar: Mitten im Berufsverkehr wird es sowohl morgens als auch abends zu Behinderungen kommen. Einziger Hoffnungsschimmer aus Pendlersicht: Der vorzeitig beendete Bahnstreik ließe am Montagmorgen die Chance, vom Auto in die Bahn umzusteigen.

Bauern-Proteste führen zu ersten Verkehrsbehinderungen in Hamburg

Am frühen Montagmorgen war zunächst wegen der anrollenden Trecker nur auf der Köhlbrandbrücke stockender Verkehr zu verzeichnen, wie ein Sprecher der Verkehrsleitstelle am Morgen mitteilte. Ansonsten sei die Lage noch ruhig.

Polizei: Stadtgebiet umfahren

Die Polizei warnte in dem Zusammenhang vor erheblichen Verkehrsbehinderungen. Auf der Webseite der Hamburg Polizei sowie auf dem X-Account wird über die aktuelle Verkehrslage informiert werden. Die Polizei bittet eindringlich, soweit möglich, das Stadtgebiet am Montag zu umfahren.

Ob sich auch Landwirte aus dem Kreis Stade auf den Weg machen und so möglicherweise für Stau auf der B73 sorgen, stand auf Nachfrage am Freitagabend noch nicht eindeutig fest. Der Aufruf sei privat, über die Teilnahme entscheide jeder individuell, hatte Kreislandwirt Johann Knabbe dem TAGEBLATT gesagt.

Bauern: Sternfahrten nach Hamburg - Das sind die Routen

  • Aufzug aus Marmstorf/Kreis Harburg kommend:

Bremer Straße - Hohe Straße - B75/Wilhelmsburger Reichsstraße - Neuländer Straße - Hannoversche Straße - Brücke des 17. Juni - König-Georg-Deich - Georg-Wilhelm-Straße - Hohe-Schaar-Straße - Rethedamm - Neuhöfer Damm - Roßdamm - Ellerholzbrücke - Veddeler Damm - Am Saalehafen - Am Moldauhafen - Freihafenelbbrücke - Versmannstraße - Überseeallee - Shanghaiallee - Brooktorkai - Am Sandtorkai - Niederbaumbrücke - Baumwall - Vorsetzen - Johannisbollwerk - Bei den St. Pauli-Landungsbrücken - Helgoländerallee - Millerntorplatz - Glacischaussee - Holstenglacis - Karolinenstraße - Messeplatz - An der Verbindungsbahn - Bundesstraße - Edmund-Siemers-Allee - Theodor-Heuss-Platz

  • Aufzug aus Hamburg-Bergedorf kommend:

Wentorfer Straße - Mohnhof - Bergedorfer Straße - Eiffestraße - Anckelmannplatz - Bürgerweide - Wallstraße - Lübecker Straße - Sechlingspforte - Schwanenwik - An der Alster - Kennedybrücke - Alsterglacis - Theodor-Heuss-Platz

  • Aufzug Hamburg-Lurup kommend:

Luruper Hauptstraße - Luruper Chaussee - Bahrenfelder Chaussee - Stresemannstraße - Alsenstraße - Alsenplatz - Doormannsweg - Fruchtallee - Schäferkampsallee - Schröderstiftstraße - An der Verbindungsbahn - Bundesstraße - Edmund-Siemers-Allee - Theodor-Heuss-Platz

  • Aufzug aus Hamburg-Rahlstedt kommend:

Meiendorfer Straße - Bargteheider Straße - Stein-Hardenberg-Straße - Ahrensburger Straße - Wandsbeker Zollstraße - Rüterstraße - Wandsbeker Marktstraße - Wandsbeker Chaussee - Lübecker Straße - Sechlingspforte - Schwanenwik - An der Alster - Kennedybrücke - Alsterglacis - Theodor-Heuss-Platz

  • Aufzug aus Hamburg-Rissen kommend:

Wedeler Landstraße - Sülldorfer Landstraße - Osdorfer Landstraße - Osdorfer Weg - Von-Sauer-Straße - Bahrenfelder Chaussee - Stresemannstraße - Alsenstraße - Alsenplatz - Doormannsweg - Fruchtallee - Schäferkampsallee - Schröderstiftstraße - An der Verbindungsbahn - Bundesstraße - Edmund-Siemers-Allee - Theodor-Heuss-Platz

Sonntagsfahrverbot in Hamburg für Lkw wegen Bauernprotesten aufgehoben

Die Hambugrer Behörden reagierten mit Ankündigung der Protestfahrten prompt. So ist das Sonntagsfahrverbot für Lastwagen in der Hansestadt aufgehoben. Mit der Ausnahmegenehmigung soll die Versorgung mit Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs gesichert werden, hieß es noch am Freitag.

Auch Medizinprodukte dürfen am Sonntag transportiert werden, damit es wegen möglicher Verkehrsbehinderungen am Montag nicht zu Versorgungsengpässen im Einzelhandel komme.

Imposant: Traktoren Anfang Januar nach Protestfahrten in der Innenstadt.

Imposant: Traktoren Anfang Januar nach Protestfahrten in der Innenstadt. Foto: Marcus Brandt/dpa

Edeka leistet sich Affront gegenüber der Landwirtschaft

„Wenn wir auf unsere monatliche Abrechnung schauen, können wir derzeit kaum zufrieden sein“, klagt Frank Kohlenberg, Milchbauer aus dem niedersächsischen Kreis Holzminden und Vizepräsident des Landvolks. Obwohl der Preis für die Milch aus Sicht der Erzeuger in den zurückliegenden fünf Jahren ein vergleichsweise hohes Niveau hatte, drücken im laufenden Wirtschaftsjahr immer noch die Betriebskosten für Futter- und Düngemittel die Bilanz. Und nun falle auch noch der Lebensmitteleinzelhändler Edeka, der seinen Hauptsitz passenderweise in Hamburg hat, „mit einer vermeintlich ‚fairen‘ Ankündigung den Milchbauern in den Rücken“, sagt Kohlenberg.

Demnach soll Käse der Edeka-Eigenmarke auf die höhere und für die Bauern teurere Haltungsformstufe 3 umgestellt werden. Doch der Preis für Kunden in den Edeka-Märkten soll gleich bleiben. Außerdem, so Kohlenberg, ordere Edeka den Käse unter dem Label „Respekt pro Tierwohl“ künftig nicht mehr in Deutschland, sondern in den Niederlanden. „Ein höherwertiges Produkt zum gleichen Preis anzubieten ist das falsche Signal an die Verbraucher. Diese Ankündigung ist insbesondere im Hinblick auf erneute Proteste ein Affront gegenüber der Landwirtschaft“, sagt Kohlenberg.

Die Edeka-Zentrale liegt Hamburger Statteil Winterhude.

Die Edeka-Zentrale liegt Hamburger Statteil Winterhude. Foto: Gregor Fischer/dpa

Im Jahr 2022 wurden 29 Prozent des deutschen Käses in Niedersachsen produziert. Umso wichtiger ist der Erlös dieses Produktes für das Einkommen der landwirtschaftlichen Familienbetriebe. Für den Erhalt der Höfe und für eine ausreichende Milchmengen-Produktion liegt das untere Plateau zur durchschnittlichen Kostendeckung bei einem Preis von 45 Cent je Liter. „Nur so können wir rentabel wirtschaften“, bekräftigt Kohlenberg.

Jahrelang hätten deutsche Landwirte gemeinsam an einem Tisch gesessen, um einen Tierwohlstandard auszuarbeiten, der aus der Branche getragen wird. „Dieser wird nun unterlaufen, um günstigere Produkte aus dem Ausland zu beziehen. Dabei wäre ein Großteil der niedersächsischen Landwirte in der Lage zu den Bedingungen der Haltungsform zu produzieren“, verdeutlicht der Landvolk-Vizepräsident. Mehr als 80 Prozent der Rinder in Niedersachsen werden in Laufställen gehalten und etwa 45 Prozent der niedersächsischen Milchkühe erhalten Weidegang. (dpa/tip)

J
Jochen Mextorf
29.01.202409:33 Uhr

DIE WELT > 15.000 Polizisten sollen die Belagerung von Paris durch Bauern verhindern.< Der Staat ist noch aktionsfähig.

J
Jochen Mextorf
29.01.202409:05 Uhr

Danke ONLINE.

J
Jochen Mextorf
29.01.202407:33 Uhr

@C > Warum verlegt Ihr Euren Agro-Terror nicht nach Berlin, wo (vielleicht) Entscheidungen fallen?
Meine letzte Bundestagswahl war, als sich der Basta-Kanzler etablierte. Seitdem habe ich nur noch kommunal panaschiert.

J
Jochen Mextorf
28.01.202411:14 Uhr

Der Staat ist nur noch Marionette. Unglaublich, was da abläuft.

C
Claudia Wedekind antwortete am
28.01.202418:40 Uhr

Kommentar von der Redaktion gelöscht - bitte verzichten Sie auf Beleidigungen und bleiben Sie zivil im Tonfall. TAGEBLATT online

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