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Energie

Branche warnt: Verzögerung beim Bau neuer Gaskraftwerke?

Im Frühjahr noch im Bau, ging das neue Gaskraftwerk im bayrischen Leipheim im Sommer ans Netz.

Im Frühjahr noch im Bau, ging das neue Gaskraftwerk im bayrischen Leipheim im Sommer ans Netz. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Manchmal weht kein Wind, und es scheint keine Sonne - und Deutschland braucht trotzdem Strom. Moderne Gaskraftwerke sollen in solchen Zeiten helfen. Die Branche mahnt die Regierung zur Eile.

Von dpa Freitag, 01.12.2023, 13:45 Uhr

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Berlin. Die Energiebranche warnt vor den Folgen einer Verzögerung beim geplanten Bau wasserstofffähiger Gaskraftwerke. Der Chef des drittgrößten deutschen Energiekonzerns EnBW, Andreas Schell, sagte dem „Spiegel“: „Wenn die Kraftwerkstrategie nicht bald kommt, wird Deutschland 2030 nicht aus der Kohle aussteigen können.“ Der Stadtwerkeverband VKU warnte, jeder weitere Aufschub der bereits für diesen Sommer angekündigten Kraftwerkstrategie müsse vermieden werden.

Eine Sprecherin von Wirtschaftsminister Robert Habeck sagte, die Kraftwerkstrategie werde weiter erarbeitet. Sie solle so schnell wie möglich präsentiert werden. Mit Blick auf das Karlsruher Haushaltsurteil sagte sie, es hänge alles mit allem zusammen. Es handle sich um ein weitreichendes Urteil. Das Ministerium halte am Ziel fest, dass wasserstofffähige Gaskraftwerke gebaut werden sollten.

Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts klafft eine große Lücke in den Finanzen des Bundes. Das Gericht hatte eine Umwidmung von Corona-Krediten von 60 Milliarden Euro aus dem Haushalt 2021 in den Klima- und Transformationsfonds für nichtig erklärt. Daraus werden Projekte für den Klimaschutz finanziert.

Kraftwerke für „Dunkelflauten“

Die Bundesregierung setzt beim Umbau des Stromsystems auf erneuerbare Energien aus Wind und Sonne - für „Dunkelflauten“ aber sollen wasserstofffähige Gaskraftwerke gebaut werden. Habeck hatte staatliche Zuschüsse angekündigt, die sich im Milliardenbereich bewegen dürften.

EnBW will 2028 aus der Kohleverstromung aussteigen und baut drei neue Gaskraftwerke, die künftig auch Wasserstoff verstromen sollen. „Ohne Planungssicherheit werden wir keine weiteren Investitionsentscheidungen treffen können“, sagte Schell dem „Spiegel“.

Der Hauptgeschäftsführer des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU), Ingbert Liebing, sagte, die Kraftwerksstrategie sei der zentrale Baustein für eine erfolgreiche und effiziente Energiewende, indem sie die künftige Stromversorgung mittels flexibel einsetzbarer Kraftwerke sichern solle. „Ansonsten droht uns eine Versorgungslücke, oder der Kohleausstieg kann nicht wie geplant stattfinden.“ Ohne Kraftwerkstrategie sei das Risiko für Investoren zu hoch, und Investitionen würden zunächst ausbleiben. Im schlimmsten Fall werde keines der für 2030 notwendigen Kraftwerke am Netz sein.

Die Politik hatte mit dem Energiekonzern RWE einen um acht Jahre vorgezogenen Kohleausstieg 2030 für das Rheinische Revier festgelegt. Für die Kohleregionen in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt gibt keine solche Einigung.

H
Helmut Erb
01.12.202317:31 Uhr

Die Problembeschreibung durch dpa ist unvollständig. Kraftwerke werden nicht nur für die Dunkelflaute benötigt, sondern immer, denn sie schaffen das stabile Stromnetz, ohne das die „Erneuerbaren“ gar nicht funktionieren. Gaskraftwerke sind geeignet. Kohle- und Kernkraftwerke auch. Die müssen keineswegs in Deutschland stehen. Schließlich wird unser Stromnetz auch heute schon durch umfangreiche Stromimporte aus vielen Nachbarländern gestützt. Und wir nehmen alles, ekeln uns vor nichts. *** Übrigens sind in D derzeit knapp 80 Gigawatt Solarleistung installiert und rund 69 Gigawatt Windleistung - bei einer maximalen Netzlast von rund 80 Gigawatt. Wieviel tragen Wind und Sonne zur sicheren Stromversorgung bei? Richtig. Gar nichts.

W
Wolfgang Neumann
01.12.202316:56 Uhr

Wer Interesse an der Aktualität bei der Stromerzeugung hat findet hier Interessantes: https://blackout-news.de/aktuelles/braunkohlekraftwerk-jaenschwalde-comeback-mit-voller-leistung/ ###### Im Betrieb werden dort täglich bis zu 30 Ganzzüge mit Braunkohle verbrannt. Aus 9000 MW Wärme können 3000 MW Elektrizität gewonnen werden. Durch Transport und Transformation gehen davon 30 % verloren. Eine Anlage mit bewährter Technik aus Russland. Laut Wikipedia haben wir insgesamt 39 Braunkohlekraftwerke in DE. Dieses Potenzial durch Wasserstoff-Kraftwerke ersetzen zu wollen erscheint bei unserer verfügbaren Finanzkraft derzeit abenteuerlich.

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