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Streik

Warnstreik hat begonnen - Notfahrpläne von S-Bahn und „Start“

Auf der Linie S3 ist für Freitag ein Pendelbetrieb angekündigt.

Auf der Linie S3 ist für Freitag ein Pendelbetrieb angekündigt. Foto: dpa

Am Donnerstagabend hat der Bahnstreik begonnen, am Freitag soll es aus und in den Landkreis Stade zumindest noch einen Pendelbetrieb geben. Das sind die Notfahrpläne.

Von Redaktion Donnerstag, 07.12.2023, 12:30 Uhr

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Hamburg/Landkreis. Der Warnstreik der Lokführergewerkschaft GDL wird in Hamburg den Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr stark beeinträchtigen. „Es wird zu massiven Einschränkungen im S-Bahn-Verkehr kommen“, schreibt die S-Bahn Hamburg auf ihrer Webseite. Ein Notfahrplan wurde am Donnerstagmittag veröffentlicht.

Offiziell begonnnen hat der Ausstand am Donnerstagabend um 22 Uhr, am Freitag um 22 Uhr soll er enden. Um den Notfahrplan für den nächsten Morgen zu gewährleisten, wird der Betrieb von 22 Uhr an komplett eingestellt, so die Bahn.

Auch nach dem offiziellen Streikende am Freitag werde es noch zu Ausfällen kommen.

Das ist der Notfahrplan auf der S-Bahn-Linie S3

Der Notfahrplan im Hamburger Streckennetz gilt von Freitagmorgen (Betriebsbeginn) an. Drei Linien sollen zumindest im Pendelbetrieb verkehren, über die möglichen Taktungen der Fahrten will die S-Bahn noch informieren. Demnach sollen Bahnen auf diesen Linien fahren:

  • S3: Pendelbetrieb zwischen Pinneberg und Neugraben sowie zwischen Neugraben und Stade
  • S1: Pendelbetrieb zwischen Wedel und Blankenese, Blankenese und Airport, Ohlsdorf und Poppenbüttel
  • S21: Pendelbetrieb zwischen Altona und Aumühle

Der Appell der S-Bahn: „Bitte nutzen Sie dort, wo möglich, auch U-Bahnen und Busse.“ Diese sind vom Streik nicht betroffen.

Start Unterelbe ab Freitagmittag nur im Zwei-Stunden-Takt

Bei Start Unterelbe heißt es, der Notfahrplan der Bahn sichere „nur ein sehr begrenztes Zug-Angebot im Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr der DB“. Die Empfehlung lautet dort wie bei der Bahn: „Bitte verschieben Sie Ihre Reise.“

  • Beim RE5 zwischen Cuxhaven und Hamburg-Harburg fallen am Donnerstag folgende Züge aus: RE14535 ab Stade um 21.57 Uhr bis Cuxhaven, RE14546 von Cuxhaven um 22.37 Uhr bis Stade. Ein Ersatzverkehr mit dem Bus wird eingerichtet.
  • Letzter durchfahrender Zug am Freitag ist der RE14540 ab Cuxhaven um 4.30 Uhr in Richtung Hamburg-Harburg.
  • Anschließend verkehren die Züge der Linie RE5 zwischen Stade und Hamburg-Harburg voraussichtlich im Stundentakt.
  • Ab circa 13 Uhr verkehren die Züge zwischen Cuxhaven und Hamburg-Harburg im Zwei-Stunden-Takt.
Der Start Unterelbe wird voraussichtlich von Freitagmittag an nur im Zwei-Stunden-Takt verkehren.

Der Start Unterelbe wird voraussichtlich von Freitagmittag an nur im Zwei-Stunden-Takt verkehren. Foto: Ahrens

Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) rechnet ebenfalls im Regionalverkehr mit starken Beeinträchtigungen. Auch die AKN wird vom Warnstreik betroffen sein. „Bei der AKN werden während der Streikzeit keine Züge fahren. Für die Ausfälle wird kein Schienenersatzverkehr eingerichtet“, heißt es bei der AKN.

Zugreisende in Niedersachsen und Bremen müssen sich nicht nur auf Ausfälle bei der Deutschen Bahn, sondern auch bei Eisenbahnen des Transdev-Konzerns einstellen, zu dem etwa die Nordwestbahn gehört. Neben den Tarifgesprächen bei der Bahn wertet die GDL auch die Verhandlungen mit Transdev als gescheitert.

Züge von Metronom (RE2/RE3/RB31/RE4/RB41) und Erixx sind nicht vom Streik betroffen. Diese verkehrten zwar grundsätzlich auf allen Linien zwischen Bremen-Hannover-Lüneburg und Hamburg, mit Einschränkungen müsse aber gerechnet werden, heißt es. Zudem werde ein erhöhtes Fahrgastaufkommen erwartet.

Auch für Schleswig-Holstein erwartet die Bahn erhebliche Einschränkungen. Wenn Züge fahren, sollen diese verlängert und mit mehr Sitzplätzen unterwegs sein. Dennoch könne eine Mitfahrt nicht garantiert werden, schreibt die Bahn auf ihrer Internetseite.

Fernverkehr: Nur jeder fünfte Zug dürfte fahren

Der Notfahrplan der Deutschen Bahn für den Fernverkehr ist ebenfalls online verfügbar. Es werde versucht, wieder rund 20 Prozent des Fernverkehrs aufrechtzuerhalten. „In den Auskunftsmedien auf bahn.de und in der App DB Navigator sind ab sofort alle Verbindungen des Notfahrplans abrufbar“, teilt der Konzern mit. Zudem habe die Bahn erneut eine Streik-Rufnummer eingerichtet. Unter 08000/996633 könnten sich betroffene Fahrgäste über ihre Verbindungen informieren.

Die Bahn rät ihren Kunden, auf nicht notwendige Reisen zu verzichten oder diese zu verschieben. Auswirkungen - zumindest im Fernverkehr - dürften auch am Sonnabendmorgen noch spürbar sein.

Alle Fahrgäste, die ihre für den 7. oder 8. Dezember geplante Reise aufgrund des Streiks verschieben möchten, können ihr Ticket zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. „Die Zugbindung ist aufgehoben. Die Fahrkarte gilt dabei für die Fahrt zum ursprünglichen Zielort auch mit einer geänderten Streckenführung“, hieß es.

Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden. Zudem haben Fahrgäste im Rahmen einer Sonderkulanz auch die Möglichkeit, ihre Reise vorzuverlegen und bereits am Donnerstag vor Streikbeginn zu fahren. Fällt der gebuchte Zug aus, ist auch eine komplette Ticketerstattung möglich.

Im Güterverkehr beginnt der Arbeitskampf bereits um 18 Uhr am Donnerstagabend.

Entschädigung bei Verspätung: Die gibt es auch bei Warnstreiks. Kommt der Zug mehr als eine Stunde zu spät am Ziel an, kann man 25 Prozent des Fahrpreises verlangen, bei mehr als zwei Stunden sind es 50 Prozent.

Wichtig: Droht man durch einen Zugausfall einen gebuchten Flug zu verpassen, haftet die Bahn nicht für mögliche Folgekosten.

Wieso streikt die GDL?

Die Gewerkschaft will in der aktuellen Tarifrunde vor allem eine Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden erkämpfen. Die Bahn lehnt das rigoros ab. GDL-Chef Claus Weselsky erklärte die Verhandlungen daher für gescheitert und kritisierte, dass mit dem bundeseigenen Konzern keine Kompromisse zu finden seien.

Zusätzlich zur Arbeitszeitabsenkung fordert die Gewerkschaft 555 Euro mehr pro Monat sowie eine Inflationsausgleichsprämie. Die Bahn hatte elf Prozent höhere Entgelte bei einer Laufzeit von 32 Monaten angeboten sowie ebenfalls die Inflationsausgleichsprämie.

Drohen Warnstreiks auch vor und nach Weihnachten?

Nein. Die GDL hat inzwischen klar gesagt, dass der Arbeitskampf in dieser Woche der letzte bis einschließlich 7. Januar 2024 sein werde.

Für die Zeit danach ist aber völlig offen, wie der Tarifkonflikt weitergeht. Die Gewerkschaft will am 19. Dezember das Ergebnis einer Urabstimmung unter den Mitgliedern verkünden. Wenn mehr als 75 Prozent der Abstimmungsteilnehmer für unbefristete Streiks stimmen, dürfte die Gewerkschaft zu deutlich längeren Arbeitskämpfen aufrufen.

Am Verhandlungstisch sind dagegen aktuell keine Fortschritte in Sicht. Die Fronten zwischen der GDL und der Bahn sind verhärtet, ein Ausweg bisher nicht zu erkennen.

„Wir werden am 19. Dezember die Urabstimmung auszählen und in der ersten Januarwoche auch nicht streiken, aber danach werden die Streiks länger und intensiver“, drohte Weselsky.

Fahrgastverband: Warnstreik ist Provokation für Reisende

Der Fahrgastverband Pro Bahn in Niedersachsen kritisiert den angekündigten Warnstreik als „Provokation für Fahrgäste“. Claus Weselsky „will sich offenbar nicht einigen, sondern legt es auf Streik an“, sagte der Vorsitzende des Pro-Bahn-Landesverbandes, Malte Diehl, laut einer Mitteilung. Schließlich habe die Deutsche Bahn ein Angebot vorgelegt, die GDL habe die Gespräche jedoch für gescheitert erklärt.

„Das ist inakzeptabel, zumal der öffentliche Personenverkehr Teil der Daseinsvorsorge ist und deswegen besondere Umsicht in Tarifverhandlungen zu erwarten wäre“, so Diehl weiter. Der Landesverband von Pro Bahn forderte in der Mitteilung erneut einen Garantiefahrplan, der auch bei Warnstreiks eingehalten wird - für „ein Minimum an Mobilität“.(dpa/tip)

A
Alexander Schöcke
08.12.202314:00 Uhr

Viel Erfolg mit dem Streik!
Durch bessere Arbeitsbedingungen kommt man an Personal, das hilft mittelfristig auch den Passagieren.

R
Rüdiger Hülsmann
07.12.202319:37 Uhr

Herrn Weselski reichen 11 Prozent plus Inflationsausgleich nicht. Kann mir mal ein Gewerkschaftler erklären wer die fast 10 Prozent an Arbeitszeitverlust (von 38 Stunden auf 35 Stunden) ausgleichen soll. Die Bahn ist berühmt für Ihre Unpünktlichkeit und diese wird noch durch die reduzierte Arbeitszeit verstärkt. Das interessiert die Gewerkschafter nicht. Es geht speziell Herrn Weselski um sein Pöstchen und Machtspielerei.

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