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Ex-RAF-Terroristin vor Gericht

Beifall und brisante Beweise im Prozess gegen Klette

Daniela Klette zeigt sich gerührt von Soldaritätsbekundungen.

Daniela Klette zeigt sich gerührt von Soldaritätsbekundungen. Foto: Sina Schuldt/dpa

Aktivisten feiern die ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette im Gerichtssaal. An ihrem Geburtstag geht die Verhandlung indes weiter - mit brisanten Indizien in einem neuen Fall.

Von dpa Mittwoch, 05.11.2025, 12:00 Uhr

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Verden. Im Verfahren gegen die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette hat sich das Gericht mit belastenden Indizien zu einem Überfall in Leverkusen beschäftigt. Ermittler fanden in der Wohnung der Angeklagten unter anderem Fragmente von Kennzeichen des damaligen Fluchtautos sowie Aufzeichnungen zu ausspionierten Supermärkten in Leverkusen und im Ruhrgebiet, wie die Richter im niedersächsischen Verden aus den Akten vortrugen. 

Bewaffneter Überfall mit 160.000 Euro Beute

Die Tat liegt 21 Jahre zurück. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft stahlen Klette und ihre mutmaßlichen Komplizen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub damals ein Auto in Bergisch-Gladbach und brachten an dem Wagen andere Kennzeichen an. Sie sollen sich mit Perücken und Schnurrbart verkleidet und den Supermarkt in Leverkusen angesteuert haben. 

Laut den Ermittlern entschied sich das Trio bewusst für einen Überfall am 2. November 2004, weil nach einem verlängerten Wochenende mit besonders hohen Einnahmen zu rechnen war. Klette soll im Auto auf dem Parkplatz gewartet haben, während die beiden Männer den Supermarkt überfielen.

Als eine Kassiererin mit ihrer Kasse den Tresorraum betrat, sollen die bewaffneten und maskierten Männer ihr gefolgt sein. Sie sollen die Frau und zwei Kolleginnen mit einer Pistole bedroht und zum Öffnen eines Tresors gezwungen haben. Die Täter nahmen rund 160.000 Euro, flüchteten über einen Personalausgang und fuhren mit dem Fluchtauto davon. Ermittler fanden den ausgebrannten Wagen später auf einem verlassenen Fabrikgelände.

Brisante Indizien in Klettes Wohnung

Das Gericht las mehrere Urkunden zu den Ergebnissen der Ermittler vor.

Das Gericht las mehrere Urkunden zu den Ergebnissen der Ermittler vor. Foto: Sina Schuldt/dpa

Am Dienstag schilderten zwei Angestellte des Supermarkts den Überfall vor Gericht, nun lasen Richter Ergebnisse der Ermittlungen vor. Demnach entdeckten Beamten bei einer Durchsuchung in Klettes Kleiderschrank eine Metallkiste mit Fragmenten von verschiedenen Kennzeichen - darunter auch von dem Fluchtauto in Leverkusen. Die Verteidigung bezweifelt allerdings, dass die Kennzeichen übereinstimmen und beantragt, dazu noch einen Experten zu befragen.

Außerdem fanden Ermittler in einem Schrank in Klettes Wohnung CDs mit Fotos, Skizzen und Aufzeichnungen, wie aus den Akten hervorgeht. Es handelt sich um detaillierte Schilderungen von ausspionierten Supermärkten und Polizeiwachen in Bremen, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Darunter befinden sich auch Notizen zu den überfallenen Geschäften in Leverkusen und Bochum. Mit der Tat in Bochum wird sich das Gericht nach eigenen Angaben ab Ende November auseinandersetzen.

Anklage und Verhandlung am Geburtstag

Daniela Klette soll gemeinsam mit ihren mutmaßlichen Komplizen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub zwischen 1999 und 2016 mehrere Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein überfallen haben, um ihr Leben im Untergrund zu finanzieren. Dabei soll die Bande mehr als 2,7 Millionen Euro erbeutet haben, von den Komplizen fehlt weiter jede Spur.

Die Staatsanwaltschaft hatte genau vor einem Jahr die Ermittlungen abgeschlossen und Anklage erhoben - am Tag von Daniela Klettes 66. Geburtstag. Ihren 67. Geburtstag verbrachte die Angeklagte jetzt vor Gericht. Als sie den Saal betrat, standen Aktivisten im Zuschauerraum auf und stimmten „Happy Birthday“ an. Klette zeigte sich gerührt, winkte und deutete eine Umarmung an. 

Daniela Klette bedankte sich bei ihren Unterstützern.

Daniela Klette bedankte sich bei ihren Unterstützern. Foto: Sina Schuldt/dpa

Banner, Rufe und T-Shirts mit einer besonderen Botschaft

Schon vor Prozessbeginn waren auf dem Gelände der zum Gerichtssaal umfunktionierten Reithalle laute Rufe zu hören. Aktivisten skandierten Parolen wie „Solidarität mit Daniela“ und „Freiheit für alle Gefangenen“. Rund 40 Unterstützerinnen und Unterstützer waren nach eigenen Angaben zuvor mit Bannern vom Bahnhof zum Gericht gelaufen, die Polizei sprach von etwa 35 Demonstranten.

Aktivisten demonstrierten vor dem Gerichtssaal.

Aktivisten demonstrierten vor dem Gerichtssaal. Foto: Sina Schuldt/dpa

Am Ende des Verhandlungstags verabschiedeten sich die Aktivistinnen und Aktivisten mit bedruckten T-Shirts von der Angeklagten. Sie stellten sich in eine Reihe an die Glasscheibe, die den Zuschauerbereich von dem Verhandlungssaal trennt. Ihre T-Shirts waren mit Blumen und jeweils einem Buchstaben des Wortes „Solidarität“ bedruckt.

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