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Wirtschaft

Steigende Kakaopreise vor Ostern: Werden Schokohasen teurer?

Nicht nur Kinder freuen sich an Ostern über einen Schokoladenhasen. Doch bei der beliebten Süßigkeit droht ein Preisanstieg.

Nicht nur Kinder freuen sich an Ostern über einen Schokoladenhasen. Doch bei der beliebten Süßigkeit droht ein Preisanstieg. Foto: Monika Skolimowska/dpa

Schlechte Ernten haben die Preise für den wichtigen Rohstoff in die Höhe getrieben. Das könnten die Menschen hierzulande beim Einkaufen von Osternaschereien merken.

Von dpa Mittwoch, 27.03.2024, 06:50 Uhr

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Wiesbaden. Für Schokohasen und Schokoeier müssen Deutschlands Verbraucherinnern und Verbraucher zum diesjährigen Osterfest womöglich tiefer in die Tasche greifen.

Denn eine wichtige Zutat für die Herstellung der Naschereien hat sich zuletzt so stark verteuert wie seit gut 20 Jahren nicht mehr: Um 73,4 Prozent übertrafen die Einfuhrpreise für Kakaobohnen und Kakaobohnenbruch im Januar 2024 das Niveau des Vorjahresmonates, wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte. Der Import von Kakaomasse und Kakaobutter war in dem Monat demnach um 49,4 Prozent teurer als ein Jahr zuvor.

Grafik-Diagramm "Teurer Kakao (Entwicklung der Importpreise)"; Redaktion: D. Loesche; Grafik: A. Zafirlis

Grafik-Diagramm "Teurer Kakao (Entwicklung der Importpreise)"; Redaktion: D. Loesche; Grafik: A. Zafirlis Foto: dpa

„Die hohen Preissteigerungen beim Import von Kakao dürften sich auch auf die Erzeugerpreise für hierzulande hergestellte Schokolade auswirken“, folgerten die Wiesbadener Statistiker. Im Februar 2024 seien die Erzeugerpreise für Schokolade und andere kakaohaltige Lebensmittelzubereitungen mit plus 8,8 Prozent zum Vorjahresmonat überdurchschnittlich stark gestiegen.

Als einen Grund für die deutlich gestiegenen Importpreise für Kakao nannte das Bundesamt die Knappheit des Rohstoffs auf dem Weltmarkt infolge von Missernten, insbesondere in Westafrika.

Ökobilanz von Schoko-Osterhasen: Je dunkler, desto besser

Welche Schoko-Osterhasen sind die umweltfreundlichsten? Ein Schweizer Beratungsunternehmen für die Erstellung von Ökobilanzen stellt fest: je dunkler die Schokolade, desto besser für die Umwelt. Ausschlaggebend ist bei Schokolade der Gehalt an Milchpulver und Kakaobutter, wie der Geschäftsführer von ESU Services in Schaffhausen, Niels Jungbluth, erläutert. Dunkle Schokolade enthält kein Milchpulver und nur wenig Kakaobutter.

„Die hohen Preissteigerungen beim Import von Kakao dürften sich auch auf die Erzeugerpreise für hierzulande hergestellte Schokolade auswirken“.

„Die hohen Preissteigerungen beim Import von Kakao dürften sich auch auf die Erzeugerpreise für hierzulande hergestellte Schokolade auswirken“. Foto: Hendrik Schmidt/dpa

ESU analysierte drei 100-Gramm-Hasen aus dunkler Schokolade, aus Milchschokolade und aus weißer Schokolade. Der hellste belaste die Umwelt durch klimaschädliches Treibhausgas etwa so stark wie das, was bei einer durchschnittlichen Autofahrt von 1,7 Kilometern aus dem Auspuff komme, geht aus der Analyse hervor. Der Hasen aus Milchschokolade entspreche einer Fahrt von 1,5 Kilometern. Osterhasen aus dunkler Schokolade mit einem Kakaoanteil von rund 48 Prozent belasteten die Umwelt dagegen nur wie eine durchschnittliche Autofahrt über 900 Meter.

Geprüft wurde, wie viel klimaschädliche Treibhausgase wie CO2 in der gesamten Produktion und Lieferkette der Zutaten entstehen. Dabei spricht man vom CO2-Fußabdruck. Betrachtet wurde der gesamte „Lebenszyklus“ eines Osterhasen, vom Anbau der Zutaten über die Transporte, die Herstellung, den Verkauf und den Transport zum Verbraucher sowie die Entsorgung der Verpackung. Pro Hase ging das Unternehmen von zwölf Gramm Verpackung aus.

240 Millionen Schokohasen hergestellt

Die deutsche Süßwarenindustrie hat in diesem Jahr rund 240 Millionen Schoko-Hasen produziert. Das teilte der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) mit, gestützt auf eine Umfrage unter seinen Mitgliedsunternehmen. Im Vorjahr lag die Zahl der Osterhasen bei 230 Millionen, 2022 bei 239 Millionen.

Etwa die Hälfte der hergestellten Schoko-Hasen, rund 118 Millionen Stück, geht in Deutschland in den Verkauf. Die restlichen werden ins Ausland exportiert - vor allem in die europäischen Nachbarländer, aber auch in die USA, nach Kanada, Australien oder Südafrika. Am beliebtesten ist dem Verband zufolge nach wie vor die Variante aus Vollmilchschokolade.

„Große Preisspannen sind erstaunlich“

Verbraucherschützer kritisieren, dass die für das Osterfest produzierten Produkte teurer sind als normale. „Die Vollmilchschokoladentafel kann vom gleichen Hersteller pro 100 Gramm weniger als die Hälfte eines Osterhasen kosten. Die Schokolade wird also in Hasenform teils doppelt so teuer verkauft“, sagte Lebensmittel-Expertin Silvia Monetti von der Verbraucherzentrale NRW.

Die Preise im Handel unterscheiden sich in diesem Jahr demnach stark. Schoko-Hasen kosteten demnach zwischen 9,93 Euro und 37,90 Euro pro Kilo, Schokoladeneier zwischen 7,25 und 29,90 Euro. „Solche großen Preisspannen sind erstaunlich, da ja alle Hersteller von höheren Kakao- und Zuckerpreisen betroffen sind“, sagte Monetti. Sie rät Verbrauchern, auf den Grundpreis zu achten, der auf dem Preisschild angegeben ist.

Stark gestiegene Rohstoffkosten

Der Süßwarenverband verteidigt die Preise. Der Herstellungsaufwand für Hase, Küken oder Lämmchen aus Schokolade könne nicht mit dem einer Tafel Schokolade verglichen werden, sagte BDSI-Hauptgeschäftsführer Carsten Bernoth. Ostersüßwaren stellen erhöhte Anforderungen an Produktdesign, Personaleinsatz, Lagerung und Logistik dar.

Die Branche ist weiterhin mit stark gestiegenen Rohstoffpreise konfrontiert. Die Ursache sind wetterbedingt schlechte Ernten und eine Verknappung des Angebotes. Im vergangenen Jahr kostete die Tonne Kakao nach Angaben der internationalen Kakaoorganisation (ICCO) im Schnitt 3000 Euro, aktuell sind es mehr als 6600 Euro. Verbraucher müssen deshalb damit rechnen, dass Schokolade teurer wird. Mehrere Hersteller wie Hershey, Nestlé, Lindt & Sprüngli haben sich zuletzt bereits entsprechend geäußert.

Die Zahl der Schoko-Osterhasen liegt auch in diesem Jahr höher als die der -Nikoläuse. Zum Weihnachtsfest 2023 hatten die Hersteller 167 Millionen Stück produziert. Eine Sprecherin des BDSI erklärt das so: „Der Osterhase aus Schokolade hat weniger Konkurrenz als der Schoko-Nikolaus oder Weihnachtsmann.“ In der Advents- und Weihnachtszeit griffen viele Menschen neben Schoko-Weihnachtsmännern auch zu Lebkuchen, Stollen, Printen oder Dominosteinen. Insgesamt wurden in Deutschland 2023 etwa 1,2 Millionen Tonnen Schokoladenwaren produziert, das sind 2,3 Prozent mehr als im Vorjahr. (dpa)

Nicht nur Kinder freuen sich an Ostern über einen Schokoladenhasen. Doch bei der beliebten Süßigkeit droht ein Preisanstieg.

Nicht nur Kinder freuen sich an Ostern über einen Schokoladenhasen. Doch bei der beliebten Süßigkeit droht ein Preisanstieg. Foto: Monika Skolimowska/dpa

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