Kamin & Co.: Buxtehude führt den Ofenführerschein ein

Je nach Ofen wird vom Hersteller bei Holzscheiten die richtige Größe empfohlen. Daran sollten sich die Ofenbesitzer orientieren. Foto: Maurizio Gambarini/obs
Beim Heizen mit Holz können viele Fehler gemacht werden, die Geldbeutel und Umwelt belasten. In der Hansestadt wird Kaminbesitzern jetzt ein spezielles Angebot gemacht.
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Buxtehude. Für viele Leute bedeutet ein Kamin Gemütlichkeit. Andere sehen es etwas praktischer: Der Ofen heizt ein. Richtig Heizen mit Holz - unter diesem Motto bietet die Hansestadt Buxtehude neu einen 90-minütigen Online-Kursus an. Die Teilnehmer sollen nach Abschluss des Lehrgangs ihre Kamine und Öfen effizienter nutzen können, so das Versprechen: So können im Idealfall bis zu 35 Prozent Brennholz eingespart und die Emissionen um die Hälfte gesenkt werden.
Der Kursus von Ofenakademie.de kann jederzeit begonnen oder unterbrochen und später fortgesetzt werden. Am Ende der Anwendung gibt es einen kurzen Test.
Wer den besteht, bekommt den sogenannten Ofenführerschein, ein personalisiertes Umweltzertifikat.

Als Gitter geschichtet: Beim Anheizen des Kamins kommt es auf die richtige Anordnung der Holzscheite an. Foto: Monique Wüstenhagen/dpa-tmn
Erste Anmeldungen zum Ofenführerschein kostenfrei
In Buxtehude ist das Mitmachprogramm ein Strategiebaustein auf dem Weg zur Klimaneutralität 2035. Es gehöhre zur kommunalen Gesamtstrategie, heißt es von Buxtehudes Nachhaltigkeitsmanagerin Marie-Lou Beth. Pflicht zum Betreiben eines Kamins ist der Ofenführerschein dabei nicht. Das Angebot ist freiwillig.
Die Teilnahme ist für die ersten 250 Anmeldungen kostenfrei. Im Webshop der Ofenakademie kostet der Kursus derzeit rund 39 Euro.
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Heizen mit Holz: Darauf sollte man achten
Aber wie heizt man eigentlich richtig ein? Welcher Anzünder ist besonders umweltfreundlich? Und worauf kommt es sonst noch an? Julia Bothur, Vorständin im Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks, erklärt es im Interview.
- TAGEBLATT: Manche Leute heizen mit alten Zeitungen ein. Warum ist das nicht empfehlenswert, und was sind noch typische Fehler?
Julia Bothur: Alte Zeitungen sind kein zugelassener Brennstoff. Bei der Verbrennung werden Schadstoffe freigesetzt. Altpapier und Zeitungen zu verbrennen, ist nicht nur schädlich für die Umwelt, sondern auch für die eigene Gesundheit. Auch Abfall und lackierte Holzreste gehören auf keinen Fall in den Ofen. Und: Bitte auch keine chemischen Anzünder und Eierkartons verwenden.
Dasselbe gelte für Außenkamine, Feuerschalen oder -tonnen. Auch diese dürfen nur mit unbehandeltem, trockenem Holz, das ausreichend lange und richtig gelagert wurde, bestückt werden.
Grundsätzlich sollten Ofenbesitzer darauf achten, welcher Brennstoff für ihren Ofen zugelassen und geeignet ist. Doch viele Ofenbesitzer setzen zu viel Brennstoff ein - nach dem Motto „viel hilft viel“. Oder sie legen zu große Holzscheite in den Ofen.
Werden Abfälle oder nicht ausreichend lange abgelagertes Holz verbrannt, entstehen giftige Gase, weil kein vollständiger Verbrennungsprozess stattfindet. Kaminbesitzer können im Ofen selbst den Check machen, ob unnötig viele Emissionen freigesetzt werden. Entwickelt sich wenig Rauch, ist die Asche fein und weiß und die Flamme lang und gelb spricht der Fachmann von einer sauberen Verbrennung.
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- TAGEBLATT: Wie kann man solche typischen Fehler vermeiden?
Es ist viel effizienter und umweltfreundlicher, wenn man sich an die Herstellerangaben hält. Je nach Ofen wird vom Hersteller eine bestimmte Menge Brennstoff und bei Holzscheiten auch die richtige Größe empfohlen. Daran sollten sich die Ofenbesitzer orientieren.
Wichtig ist auch, zum richtigen Zeitpunkt nachzulegen. Auch das hängt vom Ofen, der Feuerungstechnik und von seiner Leistung ab. In der Regel sollte man Scheitholz erst nachlegen, kurz bevor die Flamme erlischt.
Die Qualität des Brennstoffs hat großen Einfluss darauf, wie umweltfreundlich ein Ofen heizt. Brennholz sollte zum Beispiel nie zu feucht sein. Sonst führt die bei der Verbrennung freigesetzte Feuchtigkeit zu einer stärkeren Staub- und Rußbildung. Dann qualmt es aus dem Schornstein und der typische Geruch nach verbranntem Holz liegt in der Luft.
Wer öfter feuchtes Holz verheizt, wird bemerken: Im Verbindungsstück und im Schornstein kommt es zu viel mehr Ablagerungen. Diese verringern irgendwann die Heizleistung des Ofens und sind auch noch gefährlich. Aus dem Ruß kann Glanzruß entstehen, das ist eine teerartige, brennbare Rußschicht. Sie ist nicht nur schwer zu entfernen, sondern auch Hauptursache für Schornsteinbrände.
Übrigens: Je nach Ofenmodell muss man direkt vor dem Anzünden die Verbrennungsluft regulieren. Manche Öfen haben eine elektronische Abbrandsteuerung - dabei wird die zum Anheizen benötigte Luft automatisch zugeführt. Es gibt aber auch Öfen, bei denen man die Regler manuell öffnen und später wieder schließen muss. Am besten die Herstellerangaben beachten.
- TAGEBLATT: Und wie heizen Sie Ihren Kamin konkret ein?
Zuerst entferne ich die Asche und Verbrennungsrückstände aus dem Brennraum. Dann lege ich als unterste Schicht einige Scheite mit der Schnittkante nach oben hinein. Die Scheite sollten die Wände des Brennraums nicht berühren.
Als nächste Schicht folgen kleinere Scheite, die ich wie ein Gitter auf die unterste Schicht auflege. Dann lege ich Anzünder zwischen die oberen Scheite. Der Anzünder sollte möglichst umweltfreundlich sein - zum Beispiel in Wachs getränkte Holzwolle. Neben und über dem Anzünder folgen kleinere dünnere Hölzer aus Weichholz.
Die Luftregulierung funktioniert bei meinem Ofen automatisch. Dann zünde ich also die Holzwolle an. Das Feuer brennt dann von oben nach unten zu den dickeren Holzscheiten durch - diese Methode ist umweltfreundlicher als das Anzünden von unten. Ein großer Teil der Brenngase wird dabei direkt im Brennraum verbrannt.
Landkreis Stade mahnt: Asche aus Kamin richtig im Restmüll entsorgen
Die Asche aus Kaminen, Öfen und anderen Feuerstätten ist verpackt - etwa in einer Tüte - über den Restmüll zu entsorgen. Landet sie unverpackt in der Mülltonne, verschmutzt die Asche neben der eigenen Mülltonne auch das Müllfahrzeug.
Die Asche darf nicht in die Biotonne, den Kompost oder in den Garten gegeben werden, weil sie Schadstoffe enthält. „Nutzen Sie für die Sammlung einen feuerfesten Metallbehälter“, rät die Abfallberaterin. (dpa/tmn/tip)