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Hamburg-Pendler

Warnstreik: Hamburger Elbtunnel ist komplett gesperrt

Der Elbtunnel darf nur außerhalb des Berufsverkehrs durch einen Warnstreik lahmgelegt werden. (Archivbild)

Der Elbtunnel darf nur außerhalb des Berufsverkehrs durch einen Warnstreik lahmgelegt werden. (Archivbild) Foto: Jonas Walzberg/dpa

Nichts geht mehr. Der Hamburger Elbtunnel ist wegen eines Warnstreiks komplett gesperrt. Es hätte aber noch viel schlimmer kommen können.

Von dpa Donnerstag, 13.03.2025, 21:50 Uhr

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Hamburg. Ein Warnstreik in der Tunnelbetriebszentrale hat den Verkehr im Hamburger Elbtunnel lahmgelegt. Seit 21 Uhr sind alle vier Röhren komplett gesperrt. Die Sperre soll bis Freitag, 6.30 Uhr, andauern. Tunnel dürfen grundsätzlich nur dann befahren werden, wenn die Verkehrsüberwachung besetzt ist. Arbeitet dort niemand, müssen die Tunnel gesperrt werden.

Ursprünglich wollte Verdi durch einen Ausstand in der Tunnelbetriebszentrale den Elbtunnel von Donnerstag, 18 Uhr, bis Freitag, 10 Uhr, komplett sperren. Das ist mit einem vor dem Arbeitsgericht verabredeten Vergleich zwischen Verdi und der Autobahn GmbH des Bundes nun jedoch vom Tisch - ebenso wie Sperrungen des Wallringtunnels am Hauptbahnhof, des Krohnstiegtunnels am Flughafen sowie der A7-Autobahn-Überdeckelungen Schnelsen und Stellingen.

Tunnelsperrung im Feierabendverkehr hätte zu Chaos geführt

Das hätte im Feierabend- und Berufsverkehr jedoch zu einem Stau-Chaos geführt, weshalb die Autobahn GmbH vor das Arbeitsgericht zog. Dort verständigten sich dann nur wenige Stunden vor Beginn der geplanten Tunnelsperrungen die Gewerkschaft Verdi und die Autobahn GmbH auf einen Vergleich.

Ein Mitarbeiter der Tunnelaufsicht sitzt im Kontrollraum vor Monitoren die den Verkehr in den vier Röhren des Elbtunnels zeigen.

Ein Mitarbeiter der Tunnelaufsicht sitzt im Kontrollraum vor Monitoren die den Verkehr in den vier Röhren des Elbtunnels zeigen. Foto: Christian Charisius/dpa

  • Umleitungen A7:

Die großräumige Umleitung während der Vollsperrung über die A1, A21 und B205.

  • aus Süden kommend ab dem Buchholzer Dreieck (43) / Horster Dreieck (40) über das Maschener Kreuz (39) weiter auf der A1
  • aus Norden kommend ab der AS Neumünster-Süd (15) auf die B205

Autofahrer in Fahrtrichtung Süden fahren an der AS HH-Stellingen (26) ab und folgen den innerstädtischen Beschilderungen Richtung Elbbrücken.

Fahrtrichtung Norden: Südlich des Elbtunnels ist ab der AS HH-Waltershof (30) gesperrt, ab der AS HH-Heimfeld (31) geht es über die B73 weiter die B75 Richtung Hamburg Centrum und weiter über B4 Richtung A7 AS HH-Stellingen (26).

Reaktionen zum Elbtunnel-Streik

„Wir respektieren das Streikrecht und die Tarifautonomie, aber diese Arbeitskampfmaßnahme ist verantwortungslos“, hatte der Geschäftsführer Personal der Autobahn GmbH, Sebastian Mohr, zu den Verdi-Plänen erklärt.

Die Gewerkschaft Verdi wiederum wollte mit ihrem Antrag dem Gericht zufolge sicherstellen, dass die Notdienstbesetzung ausschließlich zur Sicherung der Tunnel eingesetzt wird, nicht aber zur Verkehrsüberwachung. Dann hätten die Tunnel jedoch bei einer ausreichenden Streikbeteiligung für den Verkehr gesperrt werden müssen.

Verdi-Vertreterin Irene Hatzidimou sprach von einem Erfolg für das Streikrecht. Für Verdi sei wichtig gewesen, dass die Beschäftigten ihr grundgesetzlich verbrieftes Streikrecht ausüben könnten. „Und dazu gehört auch, dass der Streik Wirksamkeit entfaltet und im Notdienst eben nicht wie im Regelbetrieb gearbeitet wird.“

Am Freitag beginnt in Potsdam die dritte Tarifrunde für den öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen. Verdi fordert für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst des Bundes und der Kommunen unter anderem eine Tariferhöhung im Volumen von acht Prozent, mindestens aber 350 Euro mehr monatlich, sowie drei zusätzliche freie Tage. Die Arbeitgeber wiesen diese Forderungen als nicht finanzierbar zurück.

Hadag-Beschäftigte streiken

Bereits in vollem Gange ist der Warnstreik der Beschäftigten der Hadag-Fähren auf der Elbe. Dieser startete am Donnerstagmorgen pünktlich um 4 Uhr - etwa am Anleger Finkenwerder, wo die Fähre festgemacht haben. Alle Kapitäne waren dem Streik-Aufruf gefolgt. Es seien auf der Elbe keine Fähren der Hadag von der einen zur anderen Elbseite gefahren, wie ein Verdi-Sprecher sagte. Der Ausstand ist bis Sonnabend, 4 Uhr, geplant.

Verdi hat zum Streik aufgerufen und alle Hadag-Kapitäne waren dem Streikaufruf am Donnerstagmorgen gefolgt.

Verdi hat zum Streik aufgerufen und alle Hadag-Kapitäne waren dem Streikaufruf am Donnerstagmorgen gefolgt. Foto: Marcus Golejewski/dpa

Zudem hätten am Morgen auch viele andere Beschäftigte im Hafen die Arbeit niedergelegt. So blieben einige Schiffe an Land, der Lotsenversetzdienst, der die Lotsen zu den großen Schiffen bringt, war nur eingeschränkt tätig.

Verdi fordert für sie bei einer Laufzeit von zwölf Monaten ein Lohnplus von 18 Prozent, mindestens aber 625 Euro. Die Arbeitgeberseite habe bislang bei einer Laufzeit von 24 Monaten ein Lohnplus von lediglich 5,0 bis 6,65 Prozent angeboten.

Die Hamburger Hochbahn AG hat deshalb bereits angekündigt, an beiden Tagen auf der Buslinie 150 und vor allem für Airbus-Beschäftigte auf der Linie X86 zusätzliche Fahrzeuge einzusetzen.

Kundgebung vor der Elbphilharmonie

Die Hadag-Beschäftigten sowie jene der Stadtreinigung, der Hamburg Port Authority (HPA), der Autobahn GmbH sowie der Hamburger Bühnen und Konzerthäuser wollen sich am Freitag um 9 Uhr vor der Elbphilharmonie zu einer Kundgebung versammeln.

Müllabfuhr und Recyclinghöfe eingeschränkt

Am Freitag und Sonnabend wird nach Verdi-Angaben auch die Stadtreinigung Hamburg (SRH) in den Arbeitskampf treten. Betroffen seien unter anderem die Müllabfuhr, die Straßenreinigung und die Sperrmüllabholung. Nach Angaben der Stadtreinigung sind auch die Recyclinghöfe betroffen: „Die SRH bittet dringend darum, alle Entsorgungen erst nach der Bestreikung durchzuführen.“

A1 und Norderelbbrücke bis Montagfrüh voll gesperrt

Unabhängig vom Tarifkonflikt wird an diesem Wochenende zudem die A1 im Bereich der Hamburger Norderelbbrücke voll gesperrt. Die Sperrung beginnt am Freitag um 22 Uhr und geht bis Montag 5 Uhr, wie die Autobahn GmbH Nord mitteilte.

Während der Sperrung soll eine neue Verkehrsführung eingerichtet werden. Die Fahrstreifen werden zur Schonung des maroden Bauwerks mehr in die Mitte verlegt. So fahren die Lastwagen auf dem eigentlichen Tragwerk und nicht am Rand, der ursprünglich nur als Standstreifen gedacht war. Bei der letzten Hauptprüfung hatte die Brücke die Note „ungenügend“ bekommen.

Umleitungen über Neue Elbbrücken und durch Elbtunnel

Die Autobahn wird zwischen dem Dreieck Norderelbe und der Anschlussstelle Hamburg-Billstedt gesperrt. Im Sperrbereich liegt das Dreieck Hamburg-Südost, das die A1 mit der A25 aus Geesthacht (Kreis Herzogtum Lauenburg) verknüpft. Autofahrer von der A25 dürfen aber weiter in Richtung Lübeck auf die A1 auffahren. In Richtung Bremen müssen sie ab Billstedt wie alle anderen Nutzer der A1 der Umleitung über die B5 durch das Stadtgebiet zu den Neuen Elbbrücken folgen.

Als überregionale Ausweichroute empfiehlt die Autobahn GmbH die A7 (Hannover-Flensburg) und den Elbtunnel, der nach dem Warnstreik in der Nacht zum Freitag wieder zur Verfügung steht. Autofahrer in Richtung Ostsee sollten ab Neumünster-Süd die B205 und weiter die A20 zum Kreuz Lübeck nutzen.

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