Niedersachsen startet ungewöhnlich mild ins neue Jahr

Enten schwimmen bei trübem Wetter im Wasser eines Teiches im Georgengarten an den Herrenhäuser Gärten in Hannover. Foto: Moritz Frankenberg/dpa
Am ersten Tag des neuen Jahres können sich die Menschen auch im Landkreis Stade auf ungewöhnlich milde Temperaturen einstellen. Doch ein Grund zur Freude ist das nicht.
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Die Tageshöchstwerte liegen am heutigen Neujahrstag laut Deutschem Wetterdienst (DWD) bei 12 bis 16 Grad. Am Vormittag ist es den Angaben zufolge wechselnd bis stark bewölkt, später zieht Regen auf.
Am Montag werden Höchstwerte von bis zu 14 Grad erwartet. Der Tag startet wolkenreich mit Regen, im Verlauf sei von Nordwesten her mit Auflockerungen zu rechnen.
Im Südwesten startet das neue Jahr mit ungewöhnlich milden Temperaturen von bis zu 20 Grad. Für das übrige Deutschland sagte der Deutsche Wetterdienst am Neujahrsmorgen Höchsttemperaturen von bis zu 13 bis 18 Grad voraus. Dabei soll es im Süden viel Sonnenschein geben. In der Nordwesthälfte ist es dagegen zunächst stark bewölkt bis bedeckt, teils gibt es etwas Regen.
Und es bleibt sehr mild: Für den Montag sagt der Wetterdienst Höchstwerte von 9 bis 14 Grad, am Oberrhein und in Sachsen bis zu 16 Grad voraus. Dabei verlagern sich dichte Wolken mit Regen aus der Nordwesthälfte langsam südostwärts in die Mitte. Am Montagnachmittag soll es im Nordwesten Auflockerungen und dann nur noch einzelne Schauer geben. Im Südosten ist es meist freundlich und trocken.
Rekord: Wärmster Silvestertag
Der Samstag war der wärmste Silvestertag seit Beginn der verlässlichen Wetteraufzeichnungen. An vier Stationen in Deutschland - zwei in Baden und zwei in Oberbayern - maß der DWD Temperaturen von 20 Grad und mehr.
"Der letzte Tag dieses Jahres wird sicherlich in Erinnerung bleiben - zumindest was das Wetter angeht", sagte Tobias Reinartz von der Wettervorhersagezentrale. Es sei "außergewöhnlich mild". Schon am Samstagmorgen zeigten manche Stationsthermometer entlang des Rheins 17 Grad.
Verantwortlich ist eine, so Reinartz, "stramme südwestliche Strömung, die sich zwischen zwei ausgedehnten Luftdruckzonen aufspannt". Damit wird warme Subtropikluft nach Deutschland gelenkt, die sich mit Hilfe des sehr lebhaften Windes nicht nur in höheren Luftschichten, sondern auch in Bodennähe bemerkbar macht.
"Am Montag wird es dann insgesamt wechselhafter und von Nordwesten her allmählich kühler", sagte Reinartz. Am Dienstag sind wohl nicht mal mehr 10 Grad als Höchstwert drin. In der Nacht zum Mittwoch reicht es örtlich dann sogar für leichten Frost. Die weitere Woche bleibt unbeständig, windig - vielleicht sogar zeitweise stürmisch - und weiterhin sehr mild. "Ein neuerlicher Wintereinbruch ist nicht in Sicht."
2022 war eines der beiden wärmsten Jahre - und das sonnigste
Eines konnte der Deutsche Wetterdienst (DWD) in seiner vorläufigen Jahresbilanz am Freitag schon feststellen: 2022 ist ein außergewöhnliches Wetterjahr gewesen. Mit einer Jahresmitteltemperatur von 10,5 Grad Celsius war das Jahr nicht nur deutlich zu warm, es liegt auch gleichauf mit dem bisherigen Rekordhalter 2018 und ist damit eines der zwei wärmsten Jahre seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1881.
Angesichts der ausgesprochen milden Temperaturen am Silvestertag ist es nicht ausgeschlossen, dass das zu Ende gehende Jahr als das wärmste bisher in Deutschland gemessene in die meteorologischen Geschichtsbücher eingeht. Die dazu benötigten Daten liegen aber erst im Januar vor, wenn tatsächlich alle Daten des Jahres der rund 2000 DWD-Messstationen vorliegen.
Ein Rekord steht hingegen bereits fest: Mit durchschnittlich 2025 Sonnenstunden war das Jahr 2022 das sonnigste Jahr seit Messbeginn. Es lag etwa 30 Prozent über dem Referenzwert der Periode 1961 bis 1990 - in diesem Zeitraum wurden durchschnittlich 1544 Stunden Sonnenschein verzeichnet. Im Südwesten schien die Sonne in diesem Jahr sogar mehr als 2300 Stunden, während sie sich in den östlichen Mittelgebirgen mit unter 1800 Stunden seltener zeigte.
In einigen Bundesländern ist der Rekordstatus des Jahres 2022 schon jetzt unangefochten, so war es etwa in Bayern, Hessen und Baden-Württemberg das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen.
Erderwärmung schreitet rasant voran
Sonne satt und hohe Temperaturen - das wünschen sich Sommerurlauber. Klimaforscher dagegen beobachten die Entwicklung mit Sorge, zumal 2022 damit das zwölfte zu warme Jahr in Folge ist. "Das rekordwarme Jahr 2022 sollte für uns alle ein erneuter Ansporn sein, beim Klimaschutz endlich vom Reden zum Handeln zu kommen", mahnte Tobias Fuchs, DWD-Vorstand Klima und Umwelt. "Wir haben es bisher nicht geschafft, wirkungsvoll auf die Treibhausgasbremse zu treten. Die Erderwärmung schreitet nahezu ungebremst voran."
Im Jahr 2022 waren alle Monate im Vergleich zum Mittel der Referenzperiode 1961 bis 1990 zu warm, heißt es in der vorläufigen Jahresbilanz des DWD. Der August war im vieljährigen Vergleich der zweitwärmste und der Oktober mit 2001 sogar der wärmste entsprechende Monat. Mit der Jahresmitteltemperatur von 10,5 Grad Celsius liegt das Jahr 2022 um 2,3 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Im Vergleich zur aktuellen und wärmeren Vergleichsperiode 1991 bis 2020 betrug die Abweichung immerhin 1,2 Grad.
Zu dem Anstieg haben auch mehrere intensive Hitzewellen im Juni und Juli beigetragen, die europaweit zu Temperaturrekorden führten. Die deutschlandweit höchste Tagestemperatur stammte eher untypisch aus dem Norden: Am 20. Juli wurde in Hamburg-Neuwiedenthal ein Stationsrekord von 40,1 Grad verzeichnet. Den Jahrestiefstwert meldete die Station Heinersreuth-Vollhof im Landkreis Bayreuth am 18. Dezember mit minus 19,3 Grad.
Temperaturanstieg "besorgniserregend und alarmierend"
"Vor zehn Jahren hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ich einmal eine Vorhersage von mehr als 20 Grad an Silvester mache", sagte DWD-Sprecher Andreas Friedrich. Doch wenn insbesondere im Südwesten eher Grill- als Glühweinwetter zu erwarten sei, sei das besorgniserregend und alarmierend. "Eine solche Wetterlage würde im April Temperaturen von mehr als 30 Grad bedeuten und im Juni oder Juli mehr als 40 Grad."
Zu den Schattenseiten des reichlichen Sonnenscheins gehört im Jahr 2022 aber auch ein Niederschlagsdefizit von etwa 15 Prozent. Zwar waren die Monate Februar und September nach DWD-Angaben deutlich zu nass. Das sommerliche Niederschlagsloch, das ein Minus von gut 40 Prozent im Vergleich zur Referenzperiode 1961 bis 1990 erreichte, führte jedoch zur geringsten Bodenfeuchte unter Gras seit 1961.
Durchschnittlich fielen im Jahresverlauf rund 670 Liter Niederschlag pro Quadratmeter. Dabei gab es deutliche regionale Unterschiede. An den Alpen prasselten in den vergangenen zwölf Monaten 1500 bis 2000 Liter pro Quadratmeter nieder. Im Nordosten gingen dagegen die Niederschlagsmengen auf unter 500 Liter pro Quadratmeter zurück.
Die höchste Summe an einem einzelnen Tag wurde am 19. August in Babenhausen im Unterallgäu mit 112,1 Litern pro Quadratmeter gemessen. (dpa)