Steuern, Rente, Einkaufen: Was 2024 im Geldbeutel bleibt

Insbesondere galoppierende Preise für Lebensmittel machen weiterhin vielen zu schaffen. Foto: Monika Skolimowska/dpa
Das Jahr 2023 war für Verbraucher nicht einfach. Wird das nächste besser? Ein Blick nach vorne zeigt: Es gibt immerhin einige positive Vorzeichen.
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Konjunktur und Kaufkraft
Die gute Nachricht vorweg: Zahlreiche Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen 2024 mit einer deutlichen Abschwächung der Inflation. Der Sachverständigenrat prognostiziert für das neue Jahr einen Anstieg der Verbraucherpreise von nur noch 2,6 Prozent und ein moderates Wachstum von 0,7 Prozent.
KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib erwartet, dass das neue Jahr deshalb finanziell besser laufen wird als die Vorjahre. „Bis die realen Einkommensverluste der Vorjahre insgesamt aufgeholt sind, wird es allerdings noch etwas dauern. Wenn alles gut läuft, dann könnte es am Ende von 2025 so weit sein“, sagt Köhler-Geib.
Die Reallöhne stiegen zuletzt schon wieder stärker als die Verbraucherpreise. Experten rechnen deshalb mit einer Verbesserung der Kaufkraft und einer Erholung der mäßigen Konsumlaune der Verbraucher.
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Verbraucherzentralen warnen vor weiter hohen Preisbelastungen 2024
Die Verbraucherzentralen warnen trotz einer zuletzt schwächeren Inflation vor weiterhin hohen Preisbelastungen 2024. Die Chefin des Bundesverbands (vzbv), Ramona Pop, sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Energie wird für viele private Haushalte im nächsten Jahr noch einmal deutlich teurer.“ Nach dem Aus für die staatlichen Energiepreisbremsen zum Jahresende kämen neue Belastungen wie höhere Netzentgelte und eine steigende CO2-Bepreisung auf Verbraucherinnen und Verbraucher zu. Die Menschen erwarteten hier zu Recht einen von der Koalition versprochenen Ausgleich über ein Klimageld.
„Ansonsten droht die Bundesregierung das Vertrauen der Menschen zu verspielen, vor allem für die dringend notwendige Energiewende“, sagte Pop. Ein Musterhaushalt mit einem Gasverbrauch von 20 000 Kilowattstunden müsse im nächsten Jahr 162 Euro statt wie dieses Jahr 110 Euro für den CO2-Preis zahlen. Pop erläuterte: „Knapp die Hälfte der deutschen Wirtschaftsleistung geht auf privaten Konsum zurück.“ Wenn Menschen sich unsicher oder überfordert fühlten, hielten sie sich zurück. „Da ist für die Wirtschaft auch nicht viel gewonnen.“
Insbesondere galoppierende Preise für Lebensmittel machten weiterhin vielen zu schaffen. „Eine gesunde, abwechslungsreiche und nachhaltige Ernährung darf in Deutschland keine Frage des Geldbeutels sein“, mahnte Pop. Verbraucherinnen und Verbraucher fühlten sich aber mit ständig steigenden Preisen im Supermarkt im Stich gelassen. Die Bundesregierung müsse alle relevanten Akteure zu einem „Preisgipfel“ an einen Tisch bringen und Handlungsmöglichkeiten erarbeiten.
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Dazu gehöre, für mehr Preistransparenz zu sorgen und diejenigen zu entlasten, die jetzt schon nicht wüssten, wie sie mit geringen Einkommen über die Runden kommen sollen. „Wie sich Preise für bestimmte Lebensmittel zusammensetzen und wer am Ende wie viel Gewinn einstreicht, ist absolut unklar“, monierte die Verbraucherschützerin.
Mindestlohn und Bürgergeld
Nach oben geht es 2024 für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auch beim Mindestlohn. Der steigt zum 1. Januar um 41 Cent auf 12,41 Euro. Auch bei branchenspezifisch in Tarifverträgen festgelegten Mindestlöhnen können sich viele Beschäftigte über eine Anhebung freuen, unter anderem Dachdecker, Gebäudereiniger, Maler sowie Pflegehilfs- und -fachkräfte. Ein Plus gibt es nach dem Jahreswechsel auch für Auszubildende. Die Mindestvergütung im ersten Lehrjahr steigt von 620 auf 649 Euro.
Das Bürgergeld wird im neuen Jahr ebenfalls angepasst. Der Regelsatz wird jährlich an Preise und Löhne angepasst. Für mehr als fünf Millionen Erwachsene und Kinder in der Grundsicherung steigt das Bürgergeld im Schnitt um zwölf Prozent. Für Alleinerziehende wird es zum Beispiel um 61 auf 563 Euro erhöht. Erwachsene, die mit einem Partner zusammenleben, bekommen 506 Euro.
Renten und Elterngeld
Die Rentner in Deutschland haben ab dem 1. Juli 2024 mehr im Geldbeutel. Nach einer offiziellen Schätzung können sie mit einer Erhöhung um 3,5 Prozent rechnen. Das geht aus einem Entwurf des Rentenversicherungsberichts der Bundesregierung hervor, der sich zurzeit noch in der Abstimmung befindet. Der endgültige Wert für die Erhöhung wird im Frühjahr bestimmt.
Einen Zuschlag gibt es auch bei der Erwerbsminderungsrente: Wer zwischen 2001 und Juni 2014 in den Ruhestand gegangen ist, erhält 7,5 Prozent mehr. Lag der Rentenbeginn zwischen Juli 2014 und 2018, gibt es ein Plus von 4,5 Prozent. Insgesamt profitieren etwa drei Millionen Rentnerinnen und Rentner. Auch die Hinzuverdienstgrenze steigt.
Änderungen warten auf junge Familien. So sollen zukünftig ausschließlich Eltern, die im Kalenderjahr vor der Geburt ihres Kindes ein zu versteuerndes Einkommen von unter 200.000 Euro haben, noch Elterngeld beziehen können. Bisher lag die Grenze bei 300.000 Euro. 2025 soll die Grenze weiter auf 175.000 Euro abgesenkt werden.
Steuern
Für Bürgerinnen und Bürger gibt es 2024 mehr netto vom brutto. Der steuerliche Grundfreibetrag, also das Einkommen, bis zu dem keine Steuer gezahlt werden muss, steigt von 10.908 auf 11.604 Euro. Angehoben wird auch der steuerliche Kinderfreibetrag. Der Eckwert für die Spitzensteuer von 42 Prozent steigt auf 66.761 Euro (2023: 62 810 Euro).
Für einige Arbeitnehmer steigen im neuen Jahr jedoch auch die Sozialabgaben. Durch den Anstieg der Beitragsbemessungsgrenze steigt der Beitrag zur Kranken- und Pflegeversicherung für gesetzlich versicherte Gutverdiener: bei einem Bruttoeinkommen von 60.000 Euro um jährlich 16 Euro, bei 70.000 um 234 Euro, bei 90.000 um 488 Euro, bei 100.000 um 552 Euro.
Gesundheit
Die Krankenkassenbeiträge dürfen 2024 leicht steigen. Die Bundesregierung hat den Orientierungswert um 0,1 Punkte auf 1,7 Prozent erhöht. Die genaue Höhe legen jedoch die Kassen selbst fest. Die Techniker Krankenkasse, mit elf Millionen Versicherten die größte in Deutschland, will ihren Beitrag stabil halten (1,2 Prozent). Auch die DAK Gesundheit lässt ihren Zusatzbeitrag unverändert (1,7 Prozent). Eine deutliche Erhöhung plant derweil die Barmer. Die mit mehr als acht Millionen Versicherten zweitgrößte Krankenkasse will ihren Zusatzbeitrag um 0,69 Prozentpunkte auf 2,19 Prozent anheben.
Mit Beitragserhöhungen rechnen müssen auch viele privat Versicherte. Nach einer Schätzung des Verbandes der Privaten Krankenversicherung werden die Kosten im Schnitt um sieben Prozent steigen.
Restaurantbesuche
Teurer werden könnte auch der Besuch von Restaurants und Cafés. Ab 1. Januar gilt in der Gastronomie statt des zeitweise ermäßigten Mehrwertsteuersatzes von 7 Prozent wieder der normale Satz von 19 Prozent. Folglich ist davon ausgehen, dass Gastronomen dies an die Kunden weitergeben.
Heizung, Strom und Benzin
Energie bleibt 2024 ein Thema, das auf den Geldbeutel drückt. Das Vergleichsportal Check24 rechnet 2024 für einen Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden insgesamt mit Gaskosten in Höhe von 2537 Euro. Das sind 370 Euro mehr als 2023. Den größten Anteil daran hat mit 217 Euro die Wiederanhebung des Mehrwertsteuersatzes von 7 auf 19 Prozent zum 1. März. Für höhere Kosten sorgen in der Modellrechnung auch der Anstieg des CO2-Preises zum Jahreswechsel sowie das Auslaufen der Preisbremse, die den Arbeitspreis ab einer bestimmten Höhe gedeckelt hat.
Beim Strom fällt die Preisbremse zum Jahreswechsel ebenfalls weg. Auch die Netzentgelte steigen deutlich. Laut Check24 steigen die Stromkosten für einen Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 5000 Kilowattstunden im kommenden Jahr infolgedessen voraussichtlich um 144 Euro. Viele Energieversorger haben wegen gesunkener Beschaffungspreise zuletzt jedoch Preissenkungen angekündigt.
Auch mit steigenden Spritkosten ist zu rechnen. Nach Angaben des ADAC könnte der Liter Benzin durch den Anstieg des CO2-Preises zum Jahreswechsel um rund 4,3 Cent teurer werden. Diesel-Fahrer müssen mit einem Plus von rund 4,7 Cent rechnen.
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Versicherungen und Mobilität
Preiserhöhungen gibt es auch bei Versicherungen. Laut dem Kfz-Versicherungsindex von Verivox sind die Verträge im Schnitt um 13 Prozent teurer geworden. Auch die Beiträge der Gebäudeversicherungen dürften steigern. Ursache sind gestiegene Handwerks-, Material- und Baukosten durch die hohe Inflation.
Noch nicht sicher ist, wie es mit dem Deutschlandticket weitergeht und ob es beim Einführungspreis von 49 Euro bleibt. Der Beitrag könnte Mitte 2024 steigen. In jedem Fall teurer wird das Fliegen. Die Ticketsteuer für Passagierflüge soll nach den Plänen der Bundesregierung steigen. Die Höhe hängt von der Streckenlänge ab. Wie viel zusätzliche Kosten für Verbraucher dadurch fällig werden, ist noch unklar.
Umfrage: Mehr Menschen legen Geld an - Sicherheit besonders wichtig
Höhere Zinsen und gestiegene Kurse an den Aktienmärkten haben einer Umfrage zufolge Sparer in diesem Jahr beflügelt. 73 Prozent der 1000 Befragten legten nach eigenen Angaben Geld an. Ein Jahr zuvor waren es 53 Prozent, wie aus einer Umfrage von Kantar im Auftrag des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) hervorgeht. Zugleich zeigte sich mehr als die Hälfte (58 Prozent) Anfang Dezember zufrieden mit der Wertentwicklung ihrer Geldanlagen. Im Vorjahr waren es nur 30 Prozent.
„Trotz des guten Börsenjahres investieren aber immer noch vergleichsweise wenige in Aktien und Fonds“, sagte BdB-Hauptgeschäftsführer Heiner Herkenhoff. Besonders beliebt ist bei den Befragten Tagesgeld, auf das Sparer jederzeit zugreifen können, das deswegen aber im Vergleich zu manchen anderen Anlageformen geringere Zinsen abwirft.
Bei der Umfrage nannten 37 Prozent Tagesgeld als bevorzugtes Anlageprodukt 2023. Für das kommende Jahr gaben dies 36 Prozent an, gefolgt von Aktien (29 Prozent) und Fondsanteilen (27 Prozent). Immobilien, Gold und festverzinsliche Anlagen finden mit Blick auf 2024 dagegen teilweise deutlich geringeren Anklang als in diesem Jahr. Mehrfachnennungen waren möglich.
Die Mehrheit der Befragten (70 Prozent) sieht Sicherheit bei der Geldanlage als wichtiges Ziel an. Für die meisten Anlegerinnen und Anleger habe Sicherheit weiterhin höchste Priorität, sagte Herkenhoff. „Inzwischen kann sich aber schon jeder Dritte vorstellen, für mehr Rendite ein höheres Risiko einzugehen.“