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Zugausfälle

Metronom am Ende: Niedersachsen will alle Strecken neu ausschreiben

Ein Zug der Metronom Eisenbahngesellschaft steht im Hauptbahnhof von Hannover.

Ein Zug der Metronom Eisenbahngesellschaft steht im Hauptbahnhof von Hannover. Foto: Moritz Frankenberg/dpa

Seit Monaten Ausfälle und Notfahrpläne: Jetzt ziehen Land und Bahnbetreiber die Reißleine. Wann sich was für Fahrgäste rund um Hamburg und Bremen ändern soll.

Von dpa Mittwoch, 31.01.2024, 19:05 Uhr

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Hannover. Wegen anhaltender Probleme beim Bahnbetreiber Metronom will das Land Niedersachsen jetzt über eine vorzeitige Beendigung des Verkehrsvertrages für das sogenannte Hansenetz verhandeln. Dazu habe der Aufsichtsrat der Niedersächsischen Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) die Geschäftsführung in einer Sondersitzung am Dienstag ermächtigt, teilte das Verkehrsministerium am Mittwoch in Hannover mit. Bis Ende Februar solle ein entsprechender Vertrag erarbeitet werden. Ziel sei es, den bestehenden Vertrag zum Juni 2026 aufzuheben und die Strecken dann neu auszuschreiben und einem anderen Betreiber zu übergeben.

Metronom-Strecken werden anderweitig besetzt

Betroffen sind die wichtigen Strecken Hamburg–Bremen, Hamburg–Lüneburg–Uelzen, Uelzen–Celle–Hannover und Hannover–Northeim–Göttingen. Die Bahngesellschaft Metronom, die die Strecken im Auftrag der LNVG bedient, konnte den Verkehr zuletzt wegen Personalmangels nur eingeschränkt sicherstellen.

Seit Ende August 2023 gelten Ersatzfahrpläne mit weniger Fahrten, die jüngst bis zum 29. Juli verlängert wurde. Es gebe „große Probleme in Bezug auf Qualität und Zuverlässigkeit des Angebots“, hieß es nun in der Mitteilung des Ministeriums. Dies habe den Beschluss des Aufsichtsrats notwendig gemacht.

„Unser Ziel ist es daher zum einen, die Verkehre auf der Strecke bis Juni 2026 vollumfänglich zu erhalten und das Angebot wieder zu verbessern“, sagte Verkehrsminister Olaf Lies (SPD) laut Mitteilung.

„Zum anderen wollen wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern jetzt Verlässlichkeit und zugleich eine gute Perspektive bieten.“ Da die von Metronom genutzten Züge der LNVG gehören, sei ein Wechsel des Betreibers ohne größere Investitionen möglich. Auch der bisherige Betreiber Metronom könne sich bei einer Neuausschreibung bewerben, fügte Lies hinzu. „Die Marke Metronom ist fest etabliert.“

Die Metronom Eisenbahngesellschaft begrüßte den Schritt. „Gemeinsames Ziel der LNVG und uns als Eisenbahnbetreiber ist es, den bestehenden Vertrag zum Juni 2026 aufzuheben“, sagte eine Sprecherin der dpa. Seit dem Beginn des derzeit laufenden Vertrags 2018 hätten sich die Rahmenbedingungen für private Bahnunternehmen deutlich erschwert. Neben steigenden Kosten mache Metronom der große Fachkräftemangel bei Lokführer zu schaffen. „Vor diesem Hintergrund hatte der Metronom Ende Dezember die LNVG darum gebeten, in entsprechende Verhandlungen einzusteigen, um zukünftige Verluste aus dem bis Ende 2033 laufenden Verkehrsvertrag zu begrenzen“, so der Sprecher.

Mehrere Anbieter auf Niedersachsens Schienen

Laut Verkehrsministerium soll das Netz bei der Neuvergabe geteilt werden, sodass es mehrere Anbieter geben soll. Carmen Schwabl, Geschäftsführerin der Landesnahverkehrsgesellschaft, forderte vom Bund und Land mehr Geld für den Nah- und Regionalverkehr.

Metronom betreibt die Strecken des heutigen Hansenetzes seit Ende 2011. Der aktuelle Vertrag würde regulär noch bis Dezember 2033 laufen. Laut Ministerium nutzen täglich rund 80.000 Menschen die Züge.

Warnstreik: Mehr Entlastung für Beschäftigte im Nahverkehr gefordert

Wegen eines Warnstreiks werden Busse und Bahnen an diesem Freitag (2. Februar) bei sechs niedersächsischen kommunalen Verkehrsbetrieben stillstehen. Die Gewerkschaft Verdi will mit der ganztägigen Arbeitsniederlegung Druck machen vor der nächsten Verhandlungsrunde über den Manteltarifvertrag für den Nahverkehr (TV-N) in Niedersachsen. Verdi fordert unter anderem drei zusätzliche Urlaubstage für die Beschäftigten, eine Neuregelung von Sonn- und Feiertagsdiensten sowie die Anerkennung der Tätigkeit der Fahrer als Schichtarbeit.

„Wir brauchen mehr Entlastung“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Marian Drews am Mittwoch in Hannover. „Wir haben unglaubliche hohe Krankenquoten. Wir wollen, dass der Job attraktiver wird für den Nachwuchs.“ Schon jetzt fehle Personal, Fahrerinnen und Fahrer müssten Überstunden machen, die sie oft nicht abbauen könnten. Der Stress sei gewachsen, weil der Auto- und Radverkehr in den Städten zugenommen habe. Zudem gibt es laut Verdi besonders nachts oft Schwierigkeiten mit aggressiven Fahrgästen.

Die Gewerkschaft ruft für Freitag bundesweit zu dem Streik im ÖPNV auf. Betroffen in Niedersachsen sind die Braunschweiger Verkehrsgesellschaft BSVG, die Göttinger Verkehrsbetriebe GÖVB, Osnabus & SWO Mobil (Osnabrück), Stadtbus Goslar, Üstra Hannover, Wolfsburger Verkehrsgesellschaft WVG sowie in Bremen die BSAG. In Hannover ist eine Demonstration mit anschließender Kundgebung geplant.

Aus Sicht des Kommunalen Arbeitgeberverbandes Niedersachsen (KAV) hätte die Umsetzung der Verdi-Forderungen eine weitere Reduzierung der teils ohnehin schon stark eingeschränkten Fahrpläne zur Folge. KAV-Hauptgeschäftsführer Michael Bosse-Arbogast verwies darauf, dass die Fahrerinnen und Fahrer ab März eine Entgelt-Erhöhung von mehr als 13 Prozent erhalten werden. Um weitere Einschränkungen im Nahverkehr zu verhindern, könne mit Verdi „nicht ernsthaft“ über weitere Urlaubstage verhandelt werden. (dpa)

D
Dirk Burmester
31.01.202417:01 Uhr

Es war ein großer Fehler die Deutsche Bundesbahn zu privatisieren und aufzuspalten. Dieses ist ein Ergebnis dieses Fehlers. Bahn ist einfach eine hoheitliche Aufgabe. Es gab mal einen Werbeslogan „Die Bahn, die rollt“. Jetzt steht sie, ist unpünktlich und unzuverlässig.

C
Clemens Ultsch
31.01.202416:15 Uhr

Können wir die DB Personenverkehr auch neu ausschreiben? Bestenfalls bundesweit! :-P

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