Elbvertiefung ohne Ertrag: Schiffe nutzen Tiefgang kaum

Auch dieses Containerschiff nutzt den Tiefgang nicht aus. Foto: Vasel
Die Kritik an der Elbvertiefung lässt nicht nach: Kosten und Unterhaltung stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen. Das zeigt der Blick auf den Schiffsverkehr.
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Im Zeitraum zwischen Januar und September hätten lediglich 35 Schiffe einlaufend und 135 Schiffe auslaufend die neuen Tiefgänge ausgenutzt, verweist Walter Rademacher vom Regionalen Bündnis gegen Elbvertiefung auf die Statistik. Das entspreche einem Anteil von 6,3 Prozent beziehungsweise 24 Prozent. Doch was bringt das Tiefgangsplus rechnerisch, wie viele Container wurden mehr transportiert?
Elbvertiefung: Keine wirtschaftliche Bedeutung für den Hamburger Hafen?
Die Frachter hätten 25.000 Standardcontainer (TEU) mehr nach Hamburg gebracht, 125.000 TEU mehr den Hafen verlassen. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 lag der Containerumschlag - gemessen in TEU (20-Fuß-Standardcontainer) - im Hamburger Hafen nach den offiziellen Angaben bei rund 8,7 Millionen TEU. Auch wenn in den vergangenen beiden Jahren sicherlich der Einbruch des Frachtschiffsverkehrs durch die Corona-Pandemie zu berücksichtigen ist.
Interessant: Der Tiefgang der Schiffe soll schon vor der Freigabe der Elbvertiefung zugenommen haben. Vermutlich waren mehr (Leer-)Container auf den Schiffen über 8000 TEU im Umlauf.
Rademacher rechnet in diesem Jahr mit 750 größeren Schiffen, 2019 liefen noch 935 den Hafen an.
Elbvertiefung „kläglich gescheitert“: Schlickberge behindern Schifffahrt
Die neue Tiefgangsstatistik beweise wieder einmal, dass die Vertiefung bislang ökonomisch keinen Sinn mache, sagt Rademacher. Diese habe 800 Millionen Euro gekostet. Hinzu kommen 200 Millionen Euro an laufenden Unterhaltungskosten. Die Elbvertiefungskritiker hoffen, dass die Zahlen und aktuelle Schlickprobleme für ein Umdenken in Berlin, Hannover und Hamburg sorgen.
Die Elbvertiefung „ist kläglich gescheitert“, hatte auch Klaus Schroth,Kapitän und Schifffahrtsexperte des Naturschutzbundes (Nabu), geklagt. Vor allem die Verschlickung der Elbe wird zum Problem. Selbst der Bund räumte bereits ein, die Tiefgänge für die Mega-Frachter nicht mehr einhalten zu können.
Unterstützung vom Umweltminister
Unterstützung kommt vom Niedersächsischen Umweltminister Olaf Lies (SPD). „Unsere Bedenken und Sorgen, die wir bei der Elbvertiefung immer hatten, bestätigen sich jetzt“, so Lies angesichts der Mengen an zu verbringendem Schlick. Fest steht, dass das Schlickproblem nicht zu Lasten von Umwelt und Natur in Niedersachsen gelöst werden dürfe. Scharhörn darf nicht zur Schlickgrube für den Hafen in Hamburg werden.
Lies mahnte erneut eine nationale Hafenkooperation an. Der Minister: „Die Antwort auch an der Elbe liegt nicht im ‚immer breiter, immer tiefer‘. Wir müssen uns stattdessen gemeinsam Gedanken machen, welche Schiffsgrößen, wie und an welchen Standorten sinnvoll umgeschlagen werden.“