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Giftköder in Bargstedt: Hund stirbt – Was bekannt ist

Im Knüll in Bargstedt soll der verstorbene Sennenhund den Köder gefressen haben. (Symbolbild)

Im Knüll in Bargstedt soll der verstorbene Sennenhund den Köder gefressen haben. (Symbolbild) Foto: Maurizio Gambarini/dpa/dpa-tmn

Aufregung im Internet um ausgelegte Wursthappen auf der Stader Geest: Ein Hund verendet - ein böser Verdacht bestätigt sich.

Von Redaktion Sonntag, 27.10.2024, 17:35 Uhr

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Bargstedt. Nicht jede Meldung in den Sozialen Netzwerken zu angeblichen Giftködern stimmt. Diese aber hat bereits ein tödliches Ende gefunden. Wie Stades Polizeisprecher Rainer Bohmbach bestätigt, ist ein Hund gestorben. Via Facebook warnen Hundebesitzer vor Ködern im Knüll in Bargstedt. Auch die Polizei mahnt zur Vorsicht.

Nach Angaben des Hundebesitzers habe sein freilaufender Sennenhund zunächst etwas am Wegesrand Liegendes gefressen und sei dann nur drei Stunden später verstorben. Der Tierarzt habe den tödlichen Köder im Magen des Tieres bestätigt, so Rainer Bohmbach. Demnach sei für den Tod des achteinhalb Jahre alten Hundes eine Art Gift-/Pilzcocktail, versehen mit Wurststücken, verantwortlich. Ebenfalls darin versteckt: mindestens eine Schraube, so die Angaben des behandelnden Tierarztes.

Wenn Hunde Giftköder fressen - So schützen Halter ihre Tiere

„Es werden alle Hundehalter nochmals zur besonderen Vorsicht beim Ausgang mit ihren Tieren aufgerufen“, mahnt Polizeisprecher Bohmbach.

Unter Hundehaltern grassieren immer wieder Warnungen vor Giftködern. Meldungen wie „Hundeköder mit Rasierklinge entdeckt“ oder „Hund frisst vergiftetes Brot und muss eingeschläfert werden“ machen die Runde - vielen Hundebesitzern wird dabei flau im Magen. Das Tier hat entweder unbemerkt den gefährlichen Happen gefressen. Oder der Besitzer hat die fatalen Symptome zu spät erkannt.

„Wie häufig Giftköder ausgelegt oder von Hunden gefressen werden, wird leider nirgendwo erfasst“, sagt Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund. Und es ist auch unbekannt, wie viele der Giftköder-Meldungen überhaupt stimmen - und wie häufig Hundehalter grundlos in Angst und Schrecken versetzt werden.

Im Internet gibt es Portale wie den „Giftköder-Radar“, die vor mutmaßlichen Gefahrenzonen warnen. Das Warnsystem gibt es auch als Smartphone-App für unterwegs.

Giftköder gefressen: Anzeichen beim Hund schnell erkennen

Bei dem Verdacht, dass der Hund einen Giftköder gefressen hat, hilft nur noch eins: Sofort zu einem Tierarzt gehen. Verdacht auf eine Vergiftung besteht etwa, wenn der Hund Symptome zeigt wie Erbrechen, Durchfall, Zittern, Krämpfe, Blutungen oder Atemnot. „Hundehalter sollen bitte keine eigenmächtigen Behandlungsversuche durchführen, bei denen wertvolle Zeit vergeht“, mahnt Judith Pein von der Tierrechtsorganisation Peta.

Lea Schmitz vom Deutschen Tierschutzbund rät, dem Tierarzt eine Probe des Giftes oder des Erbrochenen mitzubringen. Folgende Infos seien relevant: Wann hat der Hund das Gift gegessen, wie sah der Köder aus, und wie viel wurde davon vertilgt?

Verliert der Hund das Bewusstsein, schwebt er in Lebensgefahr. In diesem Fall empfiehlt Schmitz: Zunge herausholen, Maulhöhle von Schleim und Erbrochenem befreien, Atemwege freihalten und eine Herzmassage vornehmen. Auf keinen Fall Erbrechen auslösen, denn dabei besteht Erstickungsgefahr.

Um langfristig das Problem einzudämmen, sollten Halter sich bemühen, den Hass anderer Menschen auf Hunde gar nicht erst zu schüren. Pein ruft zu einem rücksichtsvollen Verhalten auf: Beispielsweise das Häufchen beim Gassigehen entfernen und es ernst nehmen, wenn jemand Angst vor Hunden hat.

Wie Hundehalter ihr Tier schützen können

Hundetrainerin Franziska Herre rät besorgten Hundehaltern, sich eine Warn-App aufs Handy zu laden, die nur vor den Fällen warnt, die von den Behörden bestätigt wurden. In diesen Fällen sollte man dem Hund beim Gassigang einen Maulkorb aufziehen, so dass er nichts fressen kann.

In vielen Hundeschulen werden längst Anti-Giftköder-Trainingskurse angeboten. „Eine hundertprozentige Versicherung, dass nichts passiert, ist ein solches Training nicht“, gibt die Hundetrainerin zu. „Aber es verringert die Wahrscheinlichkeit, dass der Hund einen Köder frisst.“

Am besten wird mit dem Training im Welpenalter begonnen, das Zauberwort heißt wie so oft in den Hundeschulen „Impulskontrolle“. Schon die jungen Hunde sollen lernen, auf einen Impuls - etwa ein verlockendes Leckerli in Reichweite - nicht sofort zu reagieren, sondern abzuwarten. So entwickeln sie Nervenstärke.

Giftköder-Schutz: Übung nicht nur einseitig an bestimmten Orten

Laut Franziska Herre gibt es mehrere Ansätze im Anti-Giftköder-Training. Zum Beispiel wird dem Hund schlicht verboten, überhaupt etwas zu fressen, wenn es ihm nicht ausdrücklich erlaubt wurde. Um ihm das beizubringen, wird etwa Futter hingehalten oder fallengelassen: Will der Hund es nehmen, geht die Hand zu oder der Fuß aufs Futter. „Verstanden haben sie das in zwei Minuten, aber dann geht es ans Generalisieren“, so die Erfahrung von Herre.

Denn Hunde lernen sehr ortsbezogen. Wenn sie an einem Ort kein Futter nehmen dürfen, bedeutet das für sie nicht, dass diese Regel überall gilt. Um ihnen das beizubringen, müssen Besitzer mit dem Hund in etlichen Alltagssituationen an vielen Orten trainieren. (dpa/tmn/tip)

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