Jorkerin (76) verliert Zehntausende Euro an Betrüger – Tagelang bedrängt

Tagelang baute ein angeblicher Soko-Leiter Druck bei der 76-jährigen Jorkerin auf. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
Diese Masche ist neu: Zwei Wochen lang bearbeiten angebliche Polizisten eine gutgläubige Seniorin. Die hob schließlich die große Summe Bargeld ab. Der Übergabeort war geschickt gewählt.
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Jork. Eine gutgläubige 76 Jahre alte Jorkerin ist im Verlauf der letzten beiden Wochen von angeblichen Polizeibeamten mehrfach kontaktiert und letztlich von den Betrügern um eine Summe von mehreren 10.000 Euro Bargeld betrogen worden.
Wie Polizeisprecher Rainer Bohmbach mitteilt, sei die Seniorin erstmals am 6. November angerufen worden. Am anderen Ende: Ein Mann, der sich als falscher Hauptkommissar ausgab. Er sei Leiter eine Sonderkommission (Soko) und dieser Funktion habe seine Abteilung gerade eine Einbrecherbande festgenommen.
Bei dieser Bande sei ein Zettel mit der Anschrift und Telefonnummer der Jorkerin gefunden worden sein. Zudem sei ein Hinweiszettel aufgetaucht, dass in den kommenden Tagen auch bei der 76-Jährigen eingebrochen werden soll. Diese Geschichte setzte die Seniorin offenbar bereits unter Druck.
76-jährige Jorkerin durch falsche Polizeibeamte betrogen
Der falsche Soko-Leiter warnte die 76-Jährige laut Bohmbach zudem davor, dass die Telefonleitung nicht sicher sei. Per WhatsApp-Nachricht habe die Seniorin eine neue Telefonnummer erhalten.
Ein anderer angeblicher Polizist vereinbarte laut Mitteilung dann mit dem Opfer, sich mit einem weiteren Soko-Beamten zu treffen. Die Jorkerin solle mehrere 10.000 Euro von ihrer Bank abheben und zu einem vereinbarten Treffpunkt bringen. Warum? Das Bargeld müsse auf Falschgeld überprüft werden, habe der Betrüger seine Geschichte weiter ausgeschmückt.
Die Frau, die nicht umgehend handelte, sei im Verlauf der Woche immer wieder kontaktiert worden.
Seniorin übergibt Bargeld an falsche Polizisten in Harburg
Nachdem die Jorkerin das Geld schließlich von einer Hamburger Bank abgeholt hatte, habe sie sich auf Anweisung am vergangenen Freitag mit einem vermeintlichen Polizeibeamten getroffen. Der Übergabeort des Bargeldes war dabei von den Betrügern geschickt gewählt. Die 76-Jährige sollte zum Amtsgericht Harburg kommen. Eine offizielle Institution sollte offenbar weniger Verdacht auslösen. Die Seniorin übergab das Geld.
Aufgeflogen ist der Betrug letztlich dadurch, dass die Betrüger der Frau erzählten, sie könne ihr Geld an diesem Mittwoch wieder abholen - und zwar bei der Polizeistation Jork. Dort dann das böse Erwachen für die 76-Jährige: Die Beamten klärten sie über den Betrug auf.
Schockanrufe: Es kann jeden treffen - nicht nur Senioren
Polizeisprecher Rainer Bohmbach weist nach dieser Tat nochmals auf die Betrugsmasche hin. Er sagt: „Solche Anrufe werden von der richtigen Polizei niemals getätigt. Gehen Sie keinesfalls auf derartige Forderungen nach Herausgabe von Bargeld oder Wertsachen ein. Informieren Sie immer sofort ihre zuständige Polizeidienststelle - auch über den Notruf 110.“
Der Betrug mit falschen Polizisten, Handwerkern und angeblich in Not geratenen Kinder kann dabei jeden treffen. Das zeigte jüngst auch der Fall der beliebten TV-Schauspielerin Brigitte Antonius („Rote Rosen“). Die 90-Jährige fiel auf eine fast identische Geschichte herein und übergab rund 4000 Euro. „Ich schäme mich so, ich bin voll darauf hereingefallen“, sagte Antonius.
Die Täter nutzen die Angst und setzen ihre potenziellen Opfer in Sekunden unter Druck. Es ist kaum möglich, sich auf diese Schockanrufe vorzubereiten, denn die Betruger bauen in Sekunden Druck auf.
Nicht nur auf ältere Menschen haben die Telefonbetrüger es abgesehen. Derzeit komme auch der Messengerbetrug über das Smartphone häufig vor.