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Terminalbau

Milliarden-Betrag: Bund fängt LNG-Verluste auf

In Stade war das Terminalschiff, die damalige „Energos Force“, heute „Energos Power“, bereits Mitte März dieses Jahres feierlich im Industriehafen empfangen worden. (Archivbild)

In Stade war das Terminalschiff, die damalige „Energos Force“, heute „Energos Power“, bereits Mitte März dieses Jahres feierlich im Industriehafen empfangen worden. (Archivbild) Foto: Vasel

Noch ist in Stade kein Flüssigerdgas am schwimmenden Terminal angelandet worden. Der Betrieb verzögert sich - und das kostet.

Von dpa Freitag, 20.12.2024, 18:20 Uhr

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Brüssel/Stade. Deutschland darf seine Betreibergesellschaft Deutsche Energy Terminal (DET) für den Betrieb von vier schwimmenden Importterminals für Flüssigerdgas mit mehr als vier Milliarden Euro unterstützen. Die EU-Kommission in Brüssel genehmigte die Fördermaßnahme für die LNG-Terminals. Sie ermögliche die Diversifizierung der Energieversorgung und gewährleiste die Sicherheit der Gasversorgung.

LNG-Terminal in Stade: Inbetriebnahme verzögert sich weiter

Die schwimmenden Terminals für Flüssiggas, sogenannte FSRUs, befinden sich in Stade, Mukran, Brunsbüttel sowie an zwei Standorten in Wilhelmshaven. Die Abkürzung FSRU steht für Floating Storage and Regasification Unit. Der englische Begriff steht für stationäres schwimmendes LNG-Terminal, in dem das Flüssiggas wieder verdampft wird.

Die Inbetriebnahme der beiden schwimmenden Einheiten in Stade und Wilhelmshaven verzögert sich allerdings weiter. Die Baumaßnahmen für die beiden Terminals seien zwar nahezu abgeschlossen, teilte eine Sprecherin der DET jüngst mit. Derzeit liefen aber noch abschließende Arbeiten. „Wir rechnen aktuell mit einer Inbetriebnahme im ersten Quartal“, so die Sprecherin.

Das Terminal in Stade sollte ursprünglich im vergangenen Frühjahr in Betrieb gehen. Im Industriehafen will die Hanseatic Energy Hub (HEH) von 2027 an zudem mit dem festen Terminal in den Betrieb gehen. Der Baustart erfolgte im Juni dieses Jahres.

Die Bundesregierung hatte den Aufbau von LNG-Terminals nach dem russischen Angriff auf die Ukraine forciert, um unabhängig von russischen Gaslieferungen zu werden. Langfristig sollen die schwimmenden Terminals, die aus einem Spezialschiff bestehen, durch Terminals an Land ersetzt werden.

Hohe Charterkosten: Bund erwartet Verluste

Der nun genehmigte Zuschuss in Höhe von 4,06 Milliarden Euro solle die Verluste abdecken, die die staatliche DET durch den Betrieb der schwimmenden Terminals bis zum Ende ihrer Charterzeit mache. Da die Schiffe auf dem Höhepunkt der Energiekrise gechartert worden seien, als Nachfrage und die Kosten sehr hoch waren, wurde erwartet, dass die Terminals von Anfang an mit Verlust arbeiten würden. Sollten die Verluste höher ausfallen als erwartet, könnte sich der Betrag auf insgesamt 4,96 Milliarden Euro belaufen, teilte die Kommission mit.

Staatshilfe unterliegt in der EU strengen Regeln, um Wettbewerbsverzerrung zu vermeiden. Damit soll verhindert werden, dass finanzstarke Länder wie Deutschland und Frankreich ihren Unternehmen unverhältnismäßige Vorteile gegenüber Unternehmen aus kleineren Ländern verschaffen könnten.

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Niedersachsens Energieminister Christian Meyer ist gegen den Bau zusätzlicher LNG-Kapazitäten. „Ich sage, jetzt reicht es auch. Ich glaube, dass die LNG-Kapazitäten ausreichen. Wir sehen das auch an der aktuellen Marktlage“, sagte der Grünen-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.

Im Wissen um Sicherheitsgefahren wie mögliche Anschläge habe man vorsorglich etwas höhere LNG-Kapazitäten gebaut als man eigentlich brauche, sagte Meyer. Die Hafeninfrastruktur dafür sei auch eine Investition in die Zukunft, weil man die Terminals auch für klimafreundlich erzeugtes Gas nutzen könne.

Dennoch sei es eine gute Nachricht für das Klima, dass das LNG-Terminal in Wilhelmshaven voraussichtlich in den ersten drei Monaten 2025 kein neues Gas einspeisen werde. Die Gasspeicher in Deutschland seien voll, erneuerbare Energien seien ausgebaut und der Gasverbrauch sei deutlich gesenkt worden, sodass man kein teures Gas brauche. „Von daher ist das gut für die Umwelt und gut fürs Klima, weil wir ja langfristig rauswollen aus fossiler Versorgung und uns mit erneuerbaren Energien versorgen wollen“, sagte Meyer.

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