Verzögerungen beim Stader LNG-Terminal: Bundesbetrieb äußert sich

Für Schlickarbeiten musste die „Energos Force“ immer mal wieder im Bützflether Hafen bewegt werden. (Archivbild) Foto: Knut Hauschildt
Wann fließt das Gas? Bei schwimmenden Terminal herrscht seit Monaten Stillstand. Das soll sich bald ändern.
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Stade/Wilhelmshaven. Die beiden weiteren schwimmenden Importterminals für Flüssigerdgas (LNG) an der niedersächsischen Küste in Stade und Wilhelmshaven sollen noch vor dem Winter in Betrieb gehen. Das teilte ein Sprecher der bundeseigenen Betriebsgesellschaft, die Deutsche Energy Terminal (DET), auf Anfrage mit. Genauere Angaben zum voraussichtlichen Zeitpunkt der Inbetriebnahme machte die Gesellschaft nicht. Sowohl in Wilhelmshaven als auch in Stade laufen demnach noch Restarbeiten.
Im Mai war bekanntgeworden, dass sich der Start der Industrieanlagen verzögert. War zunächst die Inbetriebnahme in der ersten Jahreshälfte geplant, wurde zuletzt das zweite Halbjahr 2024 angepeilt. Zulieferprobleme hatten unter anderem zu Verzögerungen geführt.
Restarbeiten am Inselanleger in Wilhelmshaven
Anders als bei dem ersten schwimmenden LNG-Terminal in Wilhelmshaven, das bereits seit Anfang 2023 an einer bestehenden Umschlaganlage für chemische Güter im Betrieb ist, entsteht das zweite schwimmende Terminal an der Jade an einem Anleger ohne eine feste Landverbindung. „Die Arbeiten am Inselanleger gehen mit Hochdruck voran“, teilte der DET-Sprecher mit. Derzeit würden Restarbeiten an den Verbindungsstücken zwischen den Dalben erledigt, ebenso bei der Daten- und Stromversorgung.

Das zweite schwimmende Importterminal für Flüssigerdgas soll noch vor dem Winter in Betrieb gehen. (Archivbild) Foto: Sina Schuldt/dpa
In Stade war das Terminalschiff, die „Energos Force“, bereits Mitte März im Industriehafen angekommen. „Seit Anlandung der Energos Force wurden noch weitere Arbeiten an der Suprastruktur durchgeführt, das heißt, im Bereich der Verladearme und folgenden Leitungs- und Kontrollsysteme bis zum Übergabepunkt an das Fernleitungsnetz“, teilte der DET-Sprecher mit. Bevor das Terminal abgenommen und in Betrieb genommen werden könne, müssten diese und weitere Arbeiten in Teilen noch dokumentiert werden, hieß es.
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Auch Terminals an Land geplant
Die Bundesregierung hatte den Aufbau von LNG-Terminals an Nord- und Ostsee nach dem russischen Angriff auf die Ukraine forciert, um unabhängig von russischen Gaslieferungen zu werden. In Deutschland gibt es bislang mehrere schwimmende Terminals. Diese befinden sich in Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Mukran auf Rügen. Langfristig sollen diese Terminals, die aus einem Spezialschiff bestehen, durch Terminals an Land ersetzt werden.
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Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck sah Deutschland bei der Gasversorgung zuletzt gut gerüstet. Die Gasspeicher seien für den nächsten Winter wieder sehr gut gefüllt, sagte der Grünen-Politiker kürzlich bei seiner Tour durch den Nordwesten Niedersachsens. Über die LNG-Terminals gebe es auch eine Puffer-Kapazität.
Die Deutsche Umwelthilfe forderte dagegen zuletzt, die Bundesregierung müsse die Alarmstufe des Notfallplans Gas unverzüglich zurücknehmen und auf die Frühwarnstufe reduzieren. Damit sei auch klar, dass es keines Weiterbaus neuer LNG-Terminals bedürfe.
Energieagentur sieht Risiken bei weltweiter Gasversorgung im Winter
Der weltweit weiter steigende Gasverbrauch und geopolitische Spannungen könnten die Versorgung im anstehenden Winter nach Einschätzung der Internationalen Energieagentur (IEA) erschweren. Angetrieben durch eine höhere Nachfrage der Industrie gerade in Asien werde der Gasverbrauch in diesem Jahr voraussichtlich um 2,5 Prozent auf einen Höchststand von weltweit 4.200 Milliarden Kubikmeter steigen, teilte die IEA in Paris mit. 2025 werde mit einem weiteren Anstieg um 2,3 Prozent gerechnet.
Eine der größten Unsicherheiten vor dem Winter sei der Transit von russischem Gas über die Ukraine, da die bestehenden Verträge Ende 2024 ausliefen, teilte die IEA mit. Dies könnte das Ende aller Gaslieferungen aus Russland über die Ukraine nach Europa bedeuten. Das wiederum würde im kommenden Jahr höhere Flüssiggasimporte nach Europa erfordern, was die weltweite Versorgung unter Druck setze. Denn bei der Aufrechterhaltung des globalen Gleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage spiele Flüssiggas eine entscheidende Rolle.