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Restaurantbesuche

Höhere Preise: Gäste strafen Gastronomen ab

Das Gastgewerbe in Deutschland ist 2023 kaum gewachsen.

Das Gastgewerbe in Deutschland ist 2023 kaum gewachsen. Foto: Jens Kalaene/dpa

Diese Umfrage dürfte die Alarmglocken mancher Gastronomen schrillen lassen. Die Mehrheit isst wegen der Steuer- und Preiserhöhungen seltener im Restaurant. Die Insolvenzgefahr steigt.

Von Redaktion Donnerstag, 07.03.2024, 16:30 Uhr

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Die Mehrheit der Bevölkerung in Deutschland geht wegen höherer Preise laut einer neuen Umfrage seltener essen. Das sagten 52 Prozent der insgesamt 2024 Männer und Frauen von 18 bis 74, die die Nürnberger GfK befragte.

Die Entwicklung noch verstärken könnte demnach die Wiederanhebung der Mehrwertsteuer im Gastgewerbe von 7 auf 19 Prozent. Ebenfalls über die Hälfte der Befragten sagte, dass das ein Grund für seltenere Restaurantbesuche sein, wenn dies weitere Preiserhöhungen nach sich zieht.

Dennoch isst laut Umfrage ein knappes Viertel der Befragten mindestens einmal oder häufiger in der Woche außer Haus, weitere 28 Prozent mindestens einmal im Monat. Auf der anderen Seite erklärten 16 Prozent, nie oder so gut wie nie essen zu gehen. In dieser Gruppe sagte die Hälfte, dass sie sich das nicht leisten könne.

Bei Restaurantbesucherinnen und -besuchern am beliebtesten ist demnach italienisches Essen (64 Prozent), gefolgt von der deutschen beziehungsweise regionalen Küche (54 Prozent).

Gastgewerbe hat Corona-Schock noch nicht verdaut

Das Gastgewerbe erholt sich dabei nur langsam vom Corona-Schock. Die Umsätze legten 2023 im Vergleich zum Vorjahr zwar sowohl preisbereinigt (real) als auch nominal zu, wie das Statistische Bundesamt errechnet hat. In einer ersten Schätzung waren die Wiesbadener Statistiker allerdings von höheren Steigerungsraten ausgegangen.

Den Zahlen zufolge stiegen die realen Umsätze zum Vorjahr um 1,1 Prozent statt, wie zunächst berechnet, um 2,6 Prozent. Nominal hatten Hoteliers und Wirte 8,5 Prozent höhere Erlöse in der Kasse, hierbei war die erste Schätzung von 9,6 Prozent Plus ausgegangen.

Die gerade noch positive Bilanz des Jahres 2023 verdankten Hotels und Gaststätten vor allem den besonders hohen realen Zuwächsen zu Jahresbeginn. Im weiteren Jahresverlauf bremsten gestiegene Preise für Lebensmittel, Personal und Energie die Branche.

Das laufende Jahr hat nach Angaben des Branchenverbandes Dehoga mit einem Umsatzminus begonnen. Einer aktuellen Umfrage des Verbandes zufolge lagen die Umsätze im Januar nominal 10,2 Prozent unter dem Wert des Vorjahresmonats. „Es wird für die Betriebe immer schwerer, wirtschaftlich zu arbeiten“, stellte der Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Guido Zöllick, fest. „Die Zukunftsängste in der Branche nehmen zu. Die Aussichten sind düster.“

Forderung nach ermäßigter Mehrwertsteuer

Der Finanzinformationsdienst Crif sprach bereits von mehr als 15.000 insolvenzgefährdeten Restaurants, Gaststätten, Imbissen und Cafés in Deutschland. „Die Anhebung der Mehrwertsteuer wird vor allem für bereits finanziell angeschlagene Gastronomiebetriebe die Lage weiter verschärfen“, erläuterte seinerzeit Crif-Geschäftsführer Frank Schlein.

Dehoga-Präsident Zöllick bekräftigte die Forderung nach einheitlich sieben Prozent Mehrwertsteuer auf Essen: „Wir kämpfen weiter für die sieben Prozent. Die Ungleichbehandlung von Essen in Restaurants und Cafés gegenüber Lieferdiensten und Essen To Go muss beseitigt werden.“

Die Anzahl von Insolvenzen bei deutschen Unternehmen habe sich laut Allianz-Trade-Studie bereits im zweiten Halbjahr 2023 mit einem 25-prozentigen Plus im Vergleich zur zweiten Hälfte des Vorjahres sichtbar beschleunigt, „wobei das Gastgewerbe, der Handel, die Baubranche wesentlich dazu beitrugen“. (dpa)

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