Alarm per WhatsApp: HVV will Gewalt in S-Bahnen stoppen

An S-Bahnsteigen kommt es immer wieder zu Schlägereien, vor allem am rund um die Reeperbahn auf der Linie S3. (Archivbild) Foto: Alexandra Stolze
Mehr Personal, mehr Überwachung, schnelleres Eingreifen: Die Sicherheit in Zügen und am Bahnsteig soll erhöht werden. Erst am Donnerstag wird ein Kiosk-Mitarbeiter brutal verprügelt.
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Hamburg. Die Hamburger Verkehrsbetriebe Hochbahn und S-Bahn testen den Einsatz Künstlicher Intelligenz (KI). Mit den KI-Vorhaben und weiteren soll die Sicherheit im Nahverkehr erhöht werden, wie aus einer Mitteilung der Verkehrsbehörde hervorgeht. Das Sicherheitspersonal der Betriebe soll im nächsten Jahr um rund 80 Mitarbeiter auf etwa 750 aufgestockt werden. S-Bahn-Passagiere sollen testweise über WhatsApp die Wache alarmieren können.
„Wir wollen mit mehr Personal und innovativer Technologie für mehr Sicherheit im ÖPNV sorgen“, sagte Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne). Der Datenschutz werde eingehalten.
24-Jähriger schlägt in Bahnsteig-Kiosk auf Verkäufer ein
Wie aktuell das Thema ist, zeigte sich erst am Donnerstagmorgen am S-Bahnsteig Reeperbahn. Ein betrunkener 24-Jähriger drosch mit einem Regenschirm mehrfach auf einen Mitarbeiter (27) in einem Kiosk ein. Der Angreifer sprach Beleidigungen aus und drohte dem Kioskangestellen mit dem Tode. Das berichtet die Bundespolizei.
„Das Opfer erlitt Verletzungen am Kopf sowie an den Lippen“, bilanziert die Bundespolizei.
Nach ersten Aussagen wollte der Angreifer im Kiosk einkaufen, allerdings sei nur Barzahlung möglich gewesen. Daraufhin habe der 24-Jährige den 27-jährigen Verkäufer umgehend attackiert. Ein Zeuge, ein 37-jähriger Mann, ging dazwischen.
Der Täter hatte einen Atemalkoholwert von 1,51 Promille. Den Mann erwarten Strafverfahren wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung, Beleidigung und Bedrohung. Auf Überwachungsaufnahmen ist die Tat festgehalten.
Aggressive Auseinandersetzungen dieser Art sind längst kein Einzelfall.
KI bei Videoüberwachung
Die Hochbahn plant, zunächst zu prüfen, ob KI mit der bestehenden Kameratechnologie an den Haltestellen genutzt werden kann. Dann soll ein Test folgen. Das Ziel ist es, mit KI gefährliche Situationen wie Schlägereien zu erkennen.
Die S-Bahn plant den Beginn des Tests in den ersten drei Monaten des nächsten Jahres. KI soll in Echtzeit allen Streifen Einsatzorte empfehlen. Grundlage sind Daten zum Wetter, Fahrplan und der Auslastung der Züge. Eine hohe Auslastung in Zügen könne beispielsweise dazu führen, dass die Präsenz der Sicherheitskräfte erhöht werde. (dpa/tip)

Überwachungskameras hängen vom Dach einer unterirdischen S-Bahnstation. Foto: Niklas Graeber/dpa