LNG-Terminals kosten Deutschland fast zehn Milliarden Euro

LNG-Tanker sollen ab Herbst 2023 auch Stade anlaufen. Auf dem Foto: der Der Frachter Arctic Voyager in Rotterdam. Foto: van Lieshout/dpa
Bereits ab Ende 2023 soll ein LNG-Terminal vor Stade schwimmen. Hier und an anderen Standort steigen die Kosten: Die Anschaffung und der Unterhalt schwimmender Flüssiggas-Terminals werden für Deutschland noch teurer als gedacht.
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Wie eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums am Freitag in Berlin mitteilte, beläuft sich die Kostenschätzung bis zum Jahr 2038 mittlerweile auf insgesamt 9,7 Milliarden Euro. Zuletzt war von 6,56 Milliarden Euro die Rede. Die Sprecherin betonte allerdings, den Kosten stünden nach Inbetriebnahme der LNG-Terminals auch Einnahmen aus "Regasifizierungs-Entgelten" gegenüber. Als Ersatz für russisches Pipeline-Gas setzt Deutschland derzeit auf per Schiff geliefertes Flüssigerdgas und baut für den Import gerade mehrere Terminals.
Die geplante Infrastruktur in Stade ist als flexibles Baukastensystem für die Energiewende geplant. Terminal, Hafen, Industriepark und Anschlussinfrastruktur sind so ausgelegt, dass eine Umstellung modular erfolgen kann. Haupttanks, Rohrleitungen und sonstige unbewegliche Teile werden Ammoniak-ready in Betrieb genommen. Die Fundamente sind statisch bereits so ausgelegt, dass sie eine höhere Last aufnehmen können.
Terminalbau in Stade könnte rund eine Milliarde Euro kosten
Zudem wurden zusätzliche Flächen im Industriepark für separate Ammoniaktanks reserviert, um den Markhochlauf von Beginn an begleiten zu können.
Das neue Terminal kostet insgesamt etwa eine Milliarde Euro. 200 Millionen übernehmen je zur Hälfte das Land Niedersachsen und der Bund, HEH muss 800 Millionen Euro finanzieren. Die finale Investitionsentscheidung der HEH steht aber noch aus. Mit ihr wird im Sommer 2023 gerechnet.
Schwimmendes Terminal: LNG-Hafenbau in Stade bereits gestartet
Bereits ab Ende 2023 soll ein schwimmendes LNG-Terminal in Stade, eine sogenannte FSRU (Floating Storage and Regasification Unit), den Import von jährlich etwa fünf Milliarden Kubikmeter Erdgas sicherstellen. Die landeseigene Hafengesellschaft Niedersachsen-Ports hat den Bauauftrag für den neuen LNG-Anleger in Stade bereits erteilt.
N-Ports hat die Arbeitsgemeinschaft „Neubau Anleger für verflüssigte Gase“, bestehend aus der Depenbrock Ingenieurwasserbau GmbH & Co. KG (Hamburg), Nordsee Nassbagger und Tiefbau GmbH (Bremen) und der Tiefbau GmbH Unterweser (Oldenburg), beauftragt, die Bauarbeiten auszuführen.
EnBW wird LNG-Importeur in Stade
Der Energieversorger EnBW will über das geplante feste LNG-Terminal in Stade pro Jahr drei Milliarden Kubikmeter Flüssigerdgas importieren. EnBW sei der erste größere Kunde des Terminals und habe die Kapazitäten in den vergangenen Tagen im Rahmen eines Vermarktungsprozesses langfristig gebucht, sagte eine Sprecherin des Terminal-Konsortiums Hanseatic Energy Hub (HEH) am Donnerstag.
Über das Terminal im Bützflether Hafen, das 2026 in Betrieb gehen soll, sollen in der Endstufe pro Jahr rund 13 Milliarden Kubikmeter Flüssigerdgas angelandet und regasifiziert werden. Das wären rund 15 Prozent des deutschen Gasbedarf.
LNG-Terminal in Stade: Vermarktung soll Ende des Jahres abgeschlossen sein
Nach Angaben des Hanseatic Energy Hub erhält EnBW auch die Option, zu einem späteren Zeitpunkt beim Import auf Ammoniak als wasserstoffbasierten Energieträger umzusteigen. Das Konsortium will das Terminal so bauen, dass auch Ammoniak angelandet werden kann. Nach dem Transport kann es dann wieder in Wasserstoff umgewandelt werden.
Diese Option stünde in Stade allen interessierten Kunden, die einen langfristigen Vertrag von mehr als zehn Jahren unterzeichnen, offen, hieß es vonseiten der HEH.
Die Hanseatic Energy Hub führe Gespräche mit weiteren möglichen Kunden, sagte die Sprecherin. Die Vermarktung solle Ende des Jahres abgeschlossen werden. (dpa/tip/bat)