Niemand hat Lust: Dieses Problem hat Friedrich Merz

Doppelgänger-Agenturen suchen nach dem perfekten Double für Friedrich Merz. Foto: Stefanie Loos/AFP POOL/dpa
Agenturen finden niemanden, der Friedrich Merz doublen will. Selbst Fernseh-Parodist Max Giermann macht einen Bogen um den Sauerländer. Warum?
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Bonn/Mülheim. Die Suche nach einem neuen Kanzlerdouble könnte nach Ansicht einer Doppelgänger-Agentur aus dem Ruhrgebiet ähnlich schwierig werden wie die Regierungsbildung. „Ich suche schon seit mehreren Wochen intensiver nach einem Friedrich-Merz-Double, aber bin noch nicht fündig geworden“, sagt Double- und Künstleragent Jochen Florstedt aus Mülheim der Deutschen Presse-Agentur.
„Merz hat ja diesen charakteristischen umgedrehten Birnenkopf: extrem schmales Kinn, sehr breiter Schädel. Und dieser mürrische Blick, der muss bei einem wirklich guten biometrischen Doppelgänger natürlich schon sein“, erklärt Florstedt. Dass es im Land optisch ähnliche Menschen gibt, davon ist er überzeugt.
Schon Scholz-Doppelgänger war schwierig zu finden
„Aber ich habe bei Scholz und anderen Spitzenpolitikern festgestellt, dass sie nicht unbedingt entdeckt werden wollen“, sagt er. Kanzler- und Kabinetts-Double der vergangenen Ampelregierung habe er vergeblich gesucht: „Kein Lindner, keine Baerbock, kein Habeck - und auch kein vernünftiger Scholz.“
Ursula Wanecki, Doppelgängerin der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel, formt mit ihren Händen eine Raute.

Als Double auch lange nach Ende von Merkels Amtszeit gefragt: Ursula Wanecki aus dem Sauerland. (Archivbild) Foto: -/Dieter Menne/dpa
Er glaubt, dass potenzielle Doppelgänger fürchteten, wie als Politiker Beleidigungen oder Pöbeleien ausgesetzt zu sein, und sich deshalb mit Bewerbungen zurückhielten. „So was passiert nicht. Denn die Künstler treten ja immer in einem gesicherten Umfeld oder bei Firmen-Veranstaltungen auf, wo dann auch klar wird, dass es Doubles sind“, beruhigt er.
„Merkel aus dem Sauerland“ bis heute im Double-Geschäft
Der Double-Agent vermittelt seit 1998 bundesweit Menschen, die Film-, Musik- oder Sportstars zum Verwechseln ähnlich sind, an Film, Fernsehen und für Firmenevents. Ein Dauerbrenner in seiner Doppelgänger-Kartei: die Sauerländerin Ursula Wanecki, die seit vielen Jahren als Angela Merkel auftritt. Sie wurde durch Werbespots und Auftritte etwa in der ZDF-Sendung „heute-show“ bekannt und sei noch immer im Geschäft. Ihr Erfolg liege auch an der prägenden Kraft des Originals.
Dass die Anziehungskraft des Originals für die Nachfrage im Double-Business wichtig ist, betont auch Frank Schäfer, Chef der Doppelgänger Agentur Doubles & More im Rheinland. Einen Friedrich Merz habe man noch nicht im Portfolio, „aber er könnte durchaus sehr, sehr wichtig werden“, sagt Schäfer.
Warum es deutsche Politiker-Doubles auf dem Markt schwer haben
Ein Doppelgänger sei immer nur so erfolgreich wie derjenige, den er verkörpern soll. „Hat das Original eine schlechte Publicity, ist das Double gleich mit verbrannt“, erklärt Schäfer. Umgekehrt traue er dem Original-Merz zu, ausreichend „Steilvorlagen zu liefern“. „Der Mann hat ja was zu sagen“ - Grundvoraussetzung für einen Doppelgänger, der auch gebucht werde.
Andere der Branche sind da skeptischer - und entsprechend nicht aktiv auf der Suche nach Menschen, die Merz oder anderem bundespolitischen Spitzenpersonal ähneln. „Deutsche Politiker werden ganz selten gebucht“, sagt Jürgen Tebbe, Inhaber der Doppelgänger-Agentur New Lookalikes in Bonn.
„Wer will schon einen deutschen Politiker für sein Event? Da fehlt der Glamour“, glaubt er. Das gelte auch für den nur noch geschäftsführenden Kanzler: „Unser Olaf Scholz wurde in der ganzen Zeit nur zwei Mal für Fernsehdrehs gebucht“, sagt er.
Selbst berühmter Parodist traut sich nicht an Merz heran
Auch in der Parodie-Szene machen bisher alle einen großen Bogen um den Sauerländer. Parodist Max Giermann (49, „Switch Reloaded“) hat für die NDR-Sendung „extra 3“ schon viele Spitzenpolitiker imitiert, darunter Robert Habeck, Christian Lindner oder Donald Trump. Den vermutlich künftigen Bundeskanzler Friedrich Merz (69) hat er sich allerdings bisher nicht vorgenommen.
Max Giermann kommt zur Premiere der Comedy-Serie „Ghosts“ in das Cinenova.

25.02.2025, Nordrhein-Westfalen, K?ln: Max Giermann kommt zur Premiere der Comedy-Serie "Ghosts" in das Cinenova. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: Rolf Vennenbernd/dpa
„Wir haben jahrelang immer wieder über Merz gesprochen, weil der natürlich schon weit vor dem Wahlkampf eine tolle Figur gewesen wäre. Aber optisch, von der Physiognomie, kriege ich das nicht hin“, erklärte Giermann der Deutschen Presse-Agentur bei der Premiere der ARD-Comedyserie „Ghosts“ in Köln.
Merz und sein markantes Gesicht
„Er hat ja ein sehr schmal zulaufendes Gesicht, das würde wahrscheinlich irgendwie doof aussehen. Aber man müsste jetzt vielleicht noch mal darüber nachdenken und das mal ausprobieren.“
Der Schauspieler und Entertainer glaubt nicht, dass der CDU-Parteivorsitzende Merz über eine Parodie wirklich lachen könnte. Das sei bei den meisten Politikern so. „Habeck habe ich mal getroffen, der hat - glaube ich - schon den Humor. Aber das haben die wenigsten, in dem Beruf ist man irgendwie zu sehr von sich selbst eingenommen.“ .