Senioren verursachen schwere Autounfälle oft selbst

Seniorinnen und Senioren verursachen in Hamburg schwere Autounfälle oft selbst (Archivbild). Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Insgesamt ist die Zahl der an schweren Unfällen beteiligten Autofahrerinnen und -Fahrer in Hamburg und Niedersachsen gesunken. In der Gruppe der Senioren blieb sie allerdings gleich. Und noch etwas fällt auf.
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Hamburg/Hannover. Der Anteil der älteren Autofahrerinnen und Autofahrer, die in Hamburg in Niedersachsen in einen schweren Unfall verwickelt sind, nimmt zu. Während die Zahl der an Unfällen mit Verletzten und Getöteten beteiligten Autofahrenden insgesamt zwischen 2013 und 2023 in Hamburg um 22 Prozent auf rund 7.260 zurückging, blieb sie in der Gruppe der über 75-Jährigen stabil (409), in Niedersachsen gingen die Unfallzahlen lediglich um fünf Prozent auf rund 2.700 zurück. In Bremen stiegen die Zahlen sogar um zwölf Prozent auf 210 Unfälle an. Dies teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) unter Berufung auf die amtliche Statistik mit.
Etwa drei von vier Beteiligten ab 75 Jahren verursachten demnach 2023 in Hamburg den Unfall selbst (76 Prozent). Sie waren in 310 Fällen Hauptverursacher (plus 2 Prozent gegenüber 2013).
Statistik belegt
Senioren sind bei Autounfällen häufiger Schuld
Die Leiterin der Unfallforschung der Versicherer im GDV, Kirstin Zeidler, sagte, auf Hamburgs Straßen seien Ältere immer mehr unterwegs. Die von der Generation 75plus mit dem Auto zurückgelegte Strecke nahm zwischen 2008 und 2017 um rund 130 Prozent zu. Es sei zu erwarten, dass sich dieser Trend fortsetzt.
Immer mehr Ältere ab 75 mit Führerschein
In Niedersachsen habe die von der Altersgruppe ab 75 Jahren zurückgelegte Strecke zwischen 2008 und 2017 um rund 24 Prozent zugenommen. Aktuellere Zahlen sind dem GDV zufolge nicht verfügbar. In Bremen nahm die Strecke in dem Zeitraum um etwa 30 Prozent ab. Bundesweit nahm die Strecke sogar um knapp 95 zu. Es sei zu erwarten, dass dieser Trend zunehme, hieß es.
Deutschlandweit ging die Autounfallzahl mit verletzten oder getöteten Menschen zwischen 2013 und 2023 um 26 Prozent auf rund 303.800 zurück. In der Altersgruppe ab 75 Jahren stieg sie bundesweit um 26 Prozent auf rund 21.500. In Niedersachsen, Bremen und im Bundesdurchschnitt verschuldeten 77 Prozent der Unfallfahrer ab 75 Jahren den Unfall selbst.
Bundesweit besitzen den Angaben zufolge immer mehr Menschen ab 75 Jahren einen Führerschein. Waren es 2015 noch knapp 2,5 Millionen, stieg die Zahl bis 2024 auf fast 5,9 Millionen – mehr als doppelt so viele. Besonders stark wuchs dabei die Zahl der Frauen mit Führerschein.
Nachlassende Reaktionsfähigkeit als Risiko
Ab 75 Jahren steigt das Unfallrisiko deutlich an. Laut Unfallforschung liegt das vor allem an nachlassender Aufmerksamkeit, Konzentration und Reaktionsgeschwindigkeit. Besonders herausfordernd seien komplexe Verkehrssituationen, etwa an Kreuzungen oder auf unbekannten Strecken.
Zur Verbesserung der Sicherheit setzt die Unfallforschung auf sogenannte Rückmeldefahrten. Dabei erhalten Seniorinnen und Senioren nach einer Fahrt im eigenen Auto vertrauliche Rückmeldungen von Experten – ohne Folgen für den Führerschein.