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Verkehr

Senioren verursachen schwere Autounfälle oft selbst

Seniorinnen und Senioren verursachen in Hamburg schwere Autounfälle oft selbst (Archivbild).

Seniorinnen und Senioren verursachen in Hamburg schwere Autounfälle oft selbst (Archivbild). Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Insgesamt ist die Zahl der an schweren Unfällen beteiligten Autofahrerinnen und -Fahrer in Hamburg und Niedersachsen gesunken. In der Gruppe der Senioren blieb sie allerdings gleich. Und noch etwas fällt auf.

Von dpa Dienstag, 29.04.2025, 06:43 Uhr

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Hamburg/Hannover. Der Anteil der älteren Autofahrerinnen und Autofahrer, die in Hamburg in Niedersachsen in einen schweren Unfall verwickelt sind, nimmt zu. Während die Zahl der an Unfällen mit Verletzten und Getöteten beteiligten Autofahrenden insgesamt zwischen 2013 und 2023 in Hamburg um 22 Prozent auf rund 7.260 zurückging, blieb sie in der Gruppe der über 75-Jährigen stabil (409), in Niedersachsen gingen die Unfallzahlen lediglich um fünf Prozent auf rund 2.700 zurück. In Bremen stiegen die Zahlen sogar um zwölf Prozent auf 210 Unfälle an. Dies teilte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) unter Berufung auf die amtliche Statistik mit.

Etwa drei von vier Beteiligten ab 75 Jahren verursachten demnach 2023 in Hamburg den Unfall selbst (76 Prozent). Sie waren in 310 Fällen Hauptverursacher (plus 2 Prozent gegenüber 2013).

Die Leiterin der Unfallforschung der Versicherer im GDV, Kirstin Zeidler, sagte, auf Hamburgs Straßen seien Ältere immer mehr unterwegs. Die von der Generation 75plus mit dem Auto zurückgelegte Strecke nahm zwischen 2008 und 2017 um rund 130 Prozent zu. Es sei zu erwarten, dass sich dieser Trend fortsetzt.

Immer mehr Ältere ab 75 mit Führerschein

In Niedersachsen habe die von der Altersgruppe ab 75 Jahren zurückgelegte Strecke zwischen 2008 und 2017 um rund 24 Prozent zugenommen. Aktuellere Zahlen sind dem GDV zufolge nicht verfügbar. In Bremen nahm die Strecke in dem Zeitraum um etwa 30 Prozent ab. Bundesweit nahm die Strecke sogar um knapp 95 zu. Es sei zu erwarten, dass dieser Trend zunehme, hieß es.

Deutschlandweit ging die Autounfallzahl mit verletzten oder getöteten Menschen zwischen 2013 und 2023 um 26 Prozent auf rund 303.800 zurück. In der Altersgruppe ab 75 Jahren stieg sie bundesweit um 26 Prozent auf rund 21.500. In Niedersachsen, Bremen und im Bundesdurchschnitt verschuldeten 77 Prozent der Unfallfahrer ab 75 Jahren den Unfall selbst.

Bundesweit besitzen den Angaben zufolge immer mehr Menschen ab 75 Jahren einen Führerschein. Waren es 2015 noch knapp 2,5 Millionen, stieg die Zahl bis 2024 auf fast 5,9 Millionen – mehr als doppelt so viele. Besonders stark wuchs dabei die Zahl der Frauen mit Führerschein.

Nachlassende Reaktionsfähigkeit als Risiko

Ab 75 Jahren steigt das Unfallrisiko deutlich an. Laut Unfallforschung liegt das vor allem an nachlassender Aufmerksamkeit, Konzentration und Reaktionsgeschwindigkeit. Besonders herausfordernd seien komplexe Verkehrssituationen, etwa an Kreuzungen oder auf unbekannten Strecken.

Zur Verbesserung der Sicherheit setzt die Unfallforschung auf sogenannte Rückmeldefahrten. Dabei erhalten Seniorinnen und Senioren nach einer Fahrt im eigenen Auto vertrauliche Rückmeldungen von Experten – ohne Folgen für den Führerschein.

U
Ulla Bowe
01.05.202515:05 Uhr

@U
Auf Wen oder Was bezieht sich Ihr Satz?

Michael Bowe

U
Uwe Lutz
01.05.202511:23 Uhr

Haben sie nix zu tun, Langeweile oder wollten Sie „auch-nur-mal-was-sagen“ ??

U
Ulla Bowe
29.04.202513:33 Uhr

Nachtrag zum Kommentar von mir:
Feedback-Fahrten finde ich sinnvoll!

U
Ulla Bowe
29.04.202513:28 Uhr

Mal abgesehen davon, daß eine jährliche PKW Prüfung m.E. ohne neutral verifizierte Datenbasis nur der Gewinnmaximierung involvierter Betriebe und Organsisationen dient, so scheint mir hier die Jagd auf ältere Führerscheininhaber:innen weiter eröffnet zu werden. Anders als ein Auto, Herr Schöcke, beobachtet sich ein Mensch gerade im Älterwerden i.d.R. selbst und sucht bei Feststellung von Defiziten Ärzte:innen auf. Diese Selbstverantwortung wird diesen Menschen offenbar abgesprochen. Ja, es gibt auch "Unvernünftige/Uneinsichtige", die leider somit sich und andere gefährden können. (Die gibt es aber auch bei jüngeren Fahrer:innen. Aber "die Alten" werden ja bereits bei einem aktenkundigen Anlass auf ihre Fahrtüchtigkeit hin überprüft). Dagegen ist der häufige Mangel der Selbsteinschätzung bei jungen Fahrern:innen offenbar kein Thema hinsichtlich einer Überprüfung der Fahreignungstauglichkeit, ausser bei Herrn Schöcke vielleicht. Wie will man die Selbstüberschatzung denn auch überprüfen?

A
Alexander Schöcke antwortete am
29.04.202519:43 Uhr

> Im Übrigen riskieren Sie bereits jetzt mit jeder Teilnahme am Straßenverkehr Ihr Leben, weil Sie auch von den Vernünftigen übersehen werden können oder Situationen selbst übersehen.

Absolut, und deswegen sollte man das Risiko minimieren, wo man kann. Nicht nur auf technischer, auch auf menschlicher Seite.

Ich sehe mit einer regelmäßigen Nachprüfung der notwendigen Fähigkeiten bei der Bedienung von lebensgefährlichen Geräten Orwell nicht erreicht. Offenbar unterscheiden sich unsere Bewertungen da.
Ich begrüße aber den Kampf gegen Überwachungsstaat und - Konzern, und hoffe, dass Sie bei viel krasseren Grundrechtseigriffen ebenfalls so vehement kämpfen. (Vorratsdatenspeicherung, Prism, Quellen-TKÜ, Bodyscanner, Videoüberwachung, Gesichtserkennung etc. etc.)

U
Ulla Bowe antwortete am
29.04.202518:25 Uhr

@A Sie meinen, die moderne Technik i.S.v. Überwachungs- und Kontrollelektronik "funktioniert nüchtern" ohne menschliche Gefühle. Stimmt! Und trotz dieser von Ihnen proklamierte Überlegenheit der Technik erwähnen Sie die tragische Bilanz von ca. 3000 Toten" p.a..
Ich halte es dazu für unlauter, die, wie Sie schreiben, " unzähligen Verletzten, Verstümmelten, Hinterbliebenen und verstörten Zeugen" mit den beiden Schwerpunkten des Lebensalters und der Fahrzeuguntersuchungsintervalle zu implizieren.

Eine MPU zum Führerschein -Start gibt nur einen augenblicklichen Stand wieder, der sich aber im Laufe der Zeit mehrmals ändern kann. Wie oft wollen Sie kontrollieren?
Orwell so nah?!
Vernünftige können keine Autos technisch umfassend kontrollieren, das sollte weiterhin in zweijährigen Intervallen geschehen. Im Übrigen riskieren Sie bereits jetzt mit jeder Teilnahme am Straßenverkehr Ihr Leben, weil Sie auch von den Vernünftigen übersehen werden können oder Situationen selbst übersehen.

A
Alexander Schöcke antwortete am
29.04.202516:10 Uhr

Ergänzung: Wenn die sogenannte "Selbstverantwortung" funktionieren würde, bräuchte es ja auch die Verpflichtung zur Hauptuntersuchung nicht. Schließlich würden die sogenannten vernünftigen ihre Autos auch selbst regelmäßig kontrollieren.
Und selbst falls das bei allen vernünftigen so wäre - ich mag es bezweifeln - möchte ich nicht mein Leben riskieren wegen der immer noch verbleibenden Unvernünftigen.

A
Alexander Schöcke antwortete am
29.04.202516:07 Uhr

> Anders als ein Auto, Herr Schöcke, beobachtet sich ein Mensch gerade im Älterwerden i.d.R. selbst und sucht bei Feststellung von Defiziten Ärzte:innen auf.

Sie irren. Moderne Technik hat erheblich mehr Selbstkontrollmechanismen als Menschen. Mit einem entscheidenden Vorteil: Diese sind nicht von Stolz, Scham oder anderen menschliche Gefühlen wie Selbstüberschätzung, die Sie ja auch selbst nennen, getrübt. Sie funktionieren nüchtern.


> Ja, es gibt auch "Unvernünftige/Uneinsichtige", die leider somit sich und andere gefährden können.

Exakt. Und bei ca. 3.000 Toten pro Jahr und unzähligen Verletzten, Verstümmelten, Hinterbliebenen und verstörten Zeugen und Hilfskräften rechtfertigt das für mich eine regelmäßige Kontrolle.


> Wie will man die Selbstüberschatzung denn auch überprüfen?

Aus meiner Sicht kann gerne jede Führerscheinprüfung mit einer MPU starten.

J
Jochen Mextorf antwortete am
29.04.202514:20 Uhr

Profecto.

A
Alexander Schöcke
29.04.202511:19 Uhr

Es wird ja aktuell darüber diskutiert, die Hauptuntersuchung anstatt alle zwei Jahre nun jedes Jahr zu machen.
Aber den wichtigsten Faktor, den Menschen, den untersucht man nur ein einziges Mal im Leben - bei der Führerscheinprüfung. Absurd.

Es sollten regelmäßige Nachuntersuchungen eingeführt werden, vielleicht alle fünf oder besser alle zwei Jahre nach Führerscheinerwerb.

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