Bahnstreik: Notfahrpläne bei S-Bahn und Start Unterelbe

Bis zum Hamburger Hauptbahnhof und zurück geht es für Pendler aus dem Kreis Stade nur mit Umsteigen. Foto: Bodo Marks/dpa
Donnerstag- und Freitagmorgen sind wieder starke Nerven gefragt. Nach Hamburg und zurück geht es aus dem Kreis Stade auf der Schiene nur mit zusätzlichem Umstieg. Das sind die Notfahrpläne.
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Landkreis. Nach dem Start des Streiks der Lokführergewerkschaft GDL im Güterverkehr trifft es seit dem frühen Donnerstagmorgen (2 Uhr) auch den Fern- und Regionalverkehr der Deutschen Bahn. Für 35 Stunden wird es erneut zu erheblichen Einschränkungen für Fahrgäste kommen. Am Freitag um 13 Uhr soll der Ausstand enden. Die Behinderungen gehen den ganzen Tag über aber noch weiter. Die Bahn braucht Zeit, um Züge und Personal wieder dorthin zu bringen, wo es gebraucht wird.
Erst am Sonnabend soll das Bahn-Angebot wieder vollumfänglich laufen. Pendler und Reisende aus dem Kreis Stade brauchen wieder starke Nerven oder müssen sich Alternativen suchen. Die S-Bahn Hamburg verkehrt wie der RE5 Start Unterelbe nach einem Notfahrplan:
Ausfälle bei Start Unterelbe und S-Bahn Hamburg
Wie bei den Streiks zuvor wird es auf den Hauptlinien der S-Bahn ein Ersatzangebot geben. Die genauen Fahrzeiten und Taktungen werden erst am Donnerstag zu Betriebsbeginn bekanntgegeben. Diese sind auf der Webseite oder der DB App abzufragen. Zu erwarten ist, dass die S-Bahnlinie S5 im Stundentakt zwischen Stade und Neugraben verkehrt. Dort ist dann ein Umstieg in Richtung Hamburg notwendig.
Auf folgenden Linien gilt ein Notfahrplan:
- S5: zwischen Stade und Neugraben fährt im 60-Minuten-Takt
- S3: zwischen Neugraben und Pinneberg verkehrt alle 20 Minuten
- S1: zwischen Blankenese und Wedel im 20-Minuten-Takt; zwischen Hamburg-Airport und Blankenese im 20-Minuten-Takt; zwischen Poppenbüttel und Ohlsdorf ebenfalls im 20-Minuten-Takt
- S2: zwischen Aumühle und Altona soll alle 20 Minuten fahren
Fahrgäste wurden gebeten, nach Möglichkeit auf Busse und U-Bahnen auszuweichen. Die Unternehmen EVB, Metronom, Erixx und AKN werden nicht bestreikt, allerdings kann der Ausstand auch auf ihren Verbindungen zu Ausfällen und Verspätungen führen. Auf den EVB-Strecken Cuxhaven – Bremerhaven Hbf – Sellstedt und Buxtehude – Apensen kann der Zugverkehr zumindest zeitweise beeinträchtigt sein.
Laut Notfallplan verkehrten die Züge von Start Unterelbe von Cuxhaven über Stade nach Hamburg/Hamburg-Harburg im Drei- bis Vier-Stundentakt. Die Züge halten zusätzlich in Hamburg-Neugraben. Zudem ist ein Ersatzverkehr mit Bussen zwischen Cuxhaven und Stade in Planung.
- Start-Züge in Richtung Hamburg verkehren von Stade aus ab 5.25, 6.45, 7.45, 10.05, 12.05, 13.05, 16.05, 17.05 Uhr.
- Start-Züge in Richtung Stade verkehren von Hamburg-Harburg aus ab 6.23, 8.23, 9.23, 11.23, 13.23, 14.23, 18.23, 23.23 Uhr.
Bahn-Fahrplan soll erst ab Sonnabend wieder normal laufen
Im Fernverkehr sind lediglich rund 20 Prozent der Züge im Einsatz. Die Einschränkungen werden über das Ende des Ausstands hinaus andauern. Erst ab Sonnabend soll wieder das komplette Zugangebot zur Verfügung stehen, betonte ein Bahnsprecher.
Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die GDL den Streik nicht spontan verlängere. Denkbar wäre ein solcher Schritt, nachdem Gewerkschaftschef Claus Weselsky Anfang der Woche verkündet hat, auf Ankündigungen mit mehrtägigem Vorlauf künftig zu verzichten und deutlich kurzfristiger zu Arbeitskämpfen aufzurufen.
Die Ungewissheit auf der Schiene hört damit nicht auf. Die Bahn und ihre Kundinnen und Kunden haben bei den sogenannten Wellenstreiks dann kaum Zeit, sich auf die Arbeitskämpfe einzustellen. Bisher konnte der bundeseigene Konzern aufgrund des meist zweitägigen Vorlaufs zumindest ein Grundangebot auf die Beine stellen. Weselsky ließ zudem offen, ob er auch den Osterreiseverkehr bestreiken will.
Streik im Güterverkehr: Kritik der Industrie immer lauter
Im Güterverkehr begann der Streik am Mittwochabend. Der Ausstand soll am Freitag um 5 Uhr morgens enden. Es ist der fünfte Arbeitskampf der GDL im laufenden Tarifkonflikt. Die Industrie im Norden erwartet Einschränkungen. Die Unternehmen üben Kritik: Das teilweise kompromisslose Vorgehen durch die GDL und das Beharren auf Maximalforderungen schade dem Ruf des Wirtschaftsstandortes Deutschland, sagte der Präsident der Vereinigung der Unternehmensverbände in Hamburg und Schleswig-Holstein (UVNord), Philipp Murmann.

Güterzüge stehen auf dem Gelände vom Rangierbahnhof Maschen. Foto: Bodo Marks/dpa
Volkswagen teilte mit, die wiederholten Streiks stellten den Konzern vor Herausforderungen. Das Unternehmen stehe im engen Austausch mit Logistikpartnern, passe sich an die Situation an und verlege Transporte unter anderem auf die Straße. Störungen in den Produktionsabläufen seien allerdings nicht auszuschließen - auch nach dem Ende des Ausstands, sagte ein Sprecher. Im VW-Werk in Emden wird in dieser Woche unter anderem wegen Problemen bei Zulieferern ohnehin nicht produziert.
Die Salzgitter AG teilte mit, im engen Austausch mit DB Cargo zu sein. „In einer derzeit eh angespannten wirtschaftlichen Gesamtsituation bringt der Streik weitere Belastungen mit sich“, sagte ein Sprecher des Stahlwerkes. Vom Automobilzulieferer Continental aus Hannover hieß es, das Unternehmen setze ohnehin meist nicht auf Güterzüge.
Die genauen Auswirkungen könnten noch nicht abgeschätzt werden, hieß es vom Betreiber des Bremerhavener Containerhafens Bremenports. Mit regulär bis zu 500 Zügen pro Woche sei Bremerhaven allerdings der deutsche Eisenbahnhafen, sagte ein Sprecher. Mehr als die Hälfte aller landseitigen Anlieferungen an das Terminal komme mit dem Zug. Generell sei der Hafen aber streikerprobt. Vermutlich würden Waren mit anderen Eisenbahn-Unternehmen oder per Lastwagen angeliefert. Einen Stau bei den Frachtschiffen als Folge von Verzögerungen erwartet der Sprecher nicht.
Nach Februar-Frieden: Töne seitens der GDL wieder rauer
Bei den vergangene Woche erneut gescheiterten Tarifverhandlungen bei der Deutschen Bahn haben die eingeschalteten Moderatoren auch einen Einigungsvorschlag zum Kernthema Arbeitszeitreduzierung gemacht. Die Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter sollte diesem Vorschlag zufolge in zwei Stufen von derzeit 38 auf 36 Stunden gesenkt werden bei vollem Lohnausgleich. Um die erste Stunde sollte zum 1. Januar 2026 reduziert werden, um die zweite zum 1. Januar 2028.
Das geht aus einem Schreiben der Vermittler, des früheren Bundesinnenministers Thomas de Maizière und Schleswig-Holsteins Ministerpräsidenten Daniel Günther (beide CDU), an die beiden Tarifparteien hervor, das sie am Dienstag veröffentlicht haben. Die GDL fordert in dem Tarifstreit unter anderem eine Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter auf 35 Stunden ohne finanzielle Einbußen.
Die Bahn hatte dem Kompromissvorschlag eigenen Angaben zufolge zugestimmt. Die GDL nicht, weshalb die Verhandlungen vergangene Woche ohne Einigung scheiterten. (st/dpa)