Wucher: Stader Handwerker werden ein Fall für die Polizei

Nach dem Reinigen der Auffahrt verlangten die Stader Handwerker 1750 Euro von dem Senior. Foto: Michael Müller-Münker/selbst ist der Mann/dpa-tmn
Ein 85-jähriger Senior hätte nie daran gedacht, dass die Reinigung seiner Auffahrt so teuer werden kann. Erneut sorgen reisende Handwerker aus dem Kreis Stade für Ärger.
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Zeven/Stade. Es geht offenbar wieder los: Die Polizei in Zeven im Stader Nachbarkreis hat am Dienstag gegen drei Betrüger aus dem Landkreis Stade Strafverfahren wegen Wucher eingeleitet. Die Männer im Alter von 26 und 27 Jahren haben einem 85-jährigen Senior ihre Arbeit als Handwerker angeboten, berichtet die Polizei. Vereinbart worden sei die Reinigung der Auffahrt vor dem Haus des Mannes in der Findorffstraße.
Zwar erledigten die Männer ihre Arbeit, allerdings mit einer bösen Überraschung. Laut Polizei präsentierten sie dem 85-Jährigen eine gepfefferte Rechnung von 1750 Euro als Lohn für die einfache Reinigung. Angezahlt hatte der Mann bereits 300 Euro.
Betrug: Handwerker aus Kreis Stade verlangen Wucherpreis
Der 85-Jährige rief die Polizei dazu. Für diese ist die Bande aus dem Kreis Stade kein unbeschriebenes Blatt. Die Männer seien in verschiedenen Gruppierungen „einschlägig bekannt“. Neben dem Strafverfahren sei ein Platzverweis ausgesprochen worden. Die Männer durften sich nicht mehr dem Haus des Seniors nähern, um weiter Druck auf diesen auszuüben.
In der Vergangenheit waren die reisenden Handwerker aus dem Kreis schon oftmals mit ihrer Betrugsmasche erfolgreich. Vor allem im Frühjahr und Herbst sind sie unterwegs. Zuletzt in diesem Frühjahr hatten Stader Handwerker, die mit einem weißen Transporter unterwegs waren, bei ihren Arbeiten auch Schäden an einem Haus in Sittensen verursacht.
Im Februar 2023 verlangte die Bande von angeblichen Gärtnern und Handwerkern von einem 88 Jahre alten Senior eine hohe Vorauszahlung für Arbeiten am Haus. Der Mann wurde misstrauisch. In Bremervörde sollte eine 73-Jährige für geringe Arbeiten an ihrem Haus und ihrer Garage insgesamt 36.500 Euro zahlen; 18.000 Euro hatte die Rentnerin bereits gezahlt. Die Frau stellte Strafanzeige. 2022 sollte eine 61-Jährige gar um 85.000 Euro gebracht werden.
Polizei warnt vor Stader Gartenarbeitern - Wucherpreise verlangt
Auch die Stader Polizei warnt regelmäßig vor unseriösen Handwerkern. Zuletzt hatte 2023 die sogenannte Teerkolonne im Kreis Stade ihr Unwesen getrieben. Dies sei eine polizeibekannte Gruppe irisch-polnischer Arbeiter, hatte Polizeisprecher Rainer Bohmbach erklärt. Die Männer suchten in der Regel landwirtschaftlich geprägte Gebiete und Höfe auf und böten ihre Arbeiten zu Wucherpreisen an.
Hinter den auf den ersten Blick möglichen Schnäppchen verbergen sich oftmals Kostenfallen, so dass die Polizei rät, sensibel entsprechende Firmen und Angebote genau zu prüfen und mit möglichen Angeboten von vertrauten Handwerksfirmen aus der Region zu vergleichen.
Die Täter verlangten meist eine hohe Anzahlung oder Vorkasse. Werde eingewilligt, werde ruck, zuck der Pritschenwagen - ein Firmenlogo fehle - entladen und es gehe überfallartig ans Werk. Doch plötzlich würden die Arbeiten beendet, weil angeblich Material fehle, was noch geholt werden müsse. Alles werde wieder eingeladen und die Truppe komme nicht wieder.
Betrug mit Gartenarbeiten: Das rät die Polizei
- Machen Sie keine Haustür-/Gartenpfortengeschäfte.
- Lassen Sie sich ein genaues schriftliches Angebot geben.
- Leisten Sie niemals Vorkasse vor Ort oder legen Geld für Materialien aus.
- Holen Sie sich Vergleichsangebote.
- Notieren Sie sich die Personalien des Anbieters und des Pkw.
- Bei Auftreten dubioser reisender Handwerker wenden Sie sich umgehend an die Polizei.
Warnung: Falsche Polizisten melden sich bei Senioren
Ebenfalls am Dienstag haben mehrere Bürgerinnen und Bürger in Zeven Anrufe von falschen Polizeibeamten erhalten. Ein Unbekannter meldete sich am späten Abend und gab sich als „Andreas Steinbach“ vom Raubdezernat des Polizeikommissariats Zeven aus. Der Mann versuchte den Angerufenen, bei denen es sich hauptsächlich um Senioren handelte, die übliche Geschichte von Überfällen in der Nachbarschaft aufzutischen.
Zum Schutz ihres Eigentums würde die Polizei mögliche Wertgegenstände in Verwahrung nehmen. Die Masche war den Senioren bekannt. Sie beendeten die Gespräche und erstatteten bei der echten Polizei Strafanzeigen. (tip)