Zähl Pixel
Nutztierrisse

Länder legen weitere Kriterien zum Abschuss von „Problemwölfen“ vor

Im Landkreis Stade hat es am vergangenen Wochenende die erste dokumentierte Wolfsattacke auf Schafe im Alten Land gegeben.

Im Landkreis Stade hat es am vergangenen Wochenende die erste dokumentierte Wolfsattacke auf Schafe im Alten Land gegeben. Foto: Bernd Weißbrod/dpa/Archivbild

Die Weidesaison beginnt, Eile ist geboten: Fünf Bundesländer, darunter Niedersachsen, treiben ihre Pläne für ein Abschussverfahren nach Wolfsattacken voran. Es war ein zähes Ringen – am Ende wird eine zentrale Forderung erfüllt.

Von Redaktion Mittwoch, 13.03.2024, 18:55 Uhr

Premium-Zugriff auf tageblatt.de für nur 0,99 €
Jetzt sichern!

Schwerin/Landkreis. Die Bundesländer mit größeren Wolfsvorkommen haben sich nach zähem Ringen auf Kriterien für den Abschuss sogenannter Problemwölfe verständigt, dabei aber viel Spielraum für die regionale Ausgestaltung gelassen. Wie das Agrar- und Umweltministerium Mecklenburg-Vorpommerns am Mittwoch in Schwerin mitteilte, können Wölfe geschossen werden, wenn sie mehrfach Nutztiere wie Schafe oder Ziegen gerissen haben und sich erneut bis auf 1000 Meter an die Koppel der angegriffenen Herde annähern.

Dies sei eine der Voraussetzungen für einen schnellen Abschuss, auf die sich die AG Wolf bei ihrer Beratung am Mittwoch geeinigt habe. Beteiligt gewesen seien Vertreter der Bundesländer Niedersachsen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.

Eines der gerissenen Schafe auf der Elbinsel Hahnöfersand.

Eines der gerissenen Schafe auf der Elbinsel Hahnöfersand. Foto: Ulferts

„Ziel der AG Wolf war es, die neuen Kriterien für eine Wolfsentnahme möglichst einheitlich zu definieren und ein einheitliches Verwaltungshandeln dieser besonderen Form der artenschutzrechtlichen Ausnahmeregelung beim Wolf für die Entnahmen in den Ländern zu ermöglichen“, erklärte Mecklenburg-Vorpommerns Umweltminister Till Backhaus (SPD). In den Gesprächen sei man „auf einen weitestgehend gemeinsamen Nenner gekommen“ und habe das Versprechen eingehalten, bis zum Beginn der Weidesaison den Rahmen für die beschleunigte Entnahme von „schadensstiftenden Wölfen“ abzustecken. Doch könnten die Länder entsprechend ihrer Besonderheiten die Regelungen anpassen.

Im Landkreis Stade etwa war zuletzt immer wieder die Forderung nach wolfsfreien Zonen am Deich laut geworden.

Was bei Wolfsabschüssen gelten soll

Für die Bemessung eines erhöhten Rissaufkommens soll künftig ein Betrachtungszeitraum von sechs Monaten herangezogen werden. Wie oft ein Wolf den Schutzzaun überwunden haben, oder wie viele Herdentiere er getötet haben muss, bevor er zum Abschuss innerhalb von drei Wochen freigegeben werden kann, wird nicht definiert. Berücksichtigt werden sollen Vorfälle, die sich in einem Wolfsrevier von 200 bis 500 Quadratkilometern Größe ereigneten.

Um auch sicher feststellen zu können, dass der richtige Wolf erlegt wurde, sollen Hinweise zum Verursacher der Wolfsrisse sorgfältig dokumentiert werden. Eine genetische Analyse vor der Abschussgenehmigung sei nicht erforderlich, hieß es. Elterntiere von unselbstständigen Welpen sollen allerdings auch künftig nicht geschossen werden. Das war eine zentrale Forderung der Jägerschaft gemäß der Vereinbarkeit mit dem Jagdrecht.

Wolfsrisse: Stader Landrat kritisiert fehlende Verordnung

Stades Landrat Kai Seefried (CDU) hatte zuletzt gemahnt, endlich eine rechtssichere Verordnung zu schaffen. Seefried fordert eine praktikable Verordnung zur Entnahme von „Problemwölfen“ sowie mehr Unterstützung für von zahlreichen Wolfsattacken geplagte Landkreise. Bei den zuvor von der niedersächsischen Landespolitik vorgestellten Maßnahmen erfüllt der Landkreis Stade die Voraussetzungen für Schnellabschüsse nicht. „Mindestens die Deichregionen müssten automatisch ‚Graue Gebiete‘ werden“, sagte der Landrat. Der Küstenschutz habe absolute Priorität.

Das Bundesamt für Naturschutz gibt unter Hinweis auf das Wolfsmonitoring 2021/2022 die Zahl der in Deutschland nachgewiesenen Wölfe mit etwa 1200 an. Im Kreis Stade gibt es offiziell zwei bestätigte Rudel - eines in Oldendorf, eines in Drochtersen. Vor allem im Osten und Norden hat sich der in Deutschland zur Mitte des 19. Jahrhunderts ausgerottete Wolf seit seiner Rückkehr um die Jahrtausendwende wieder breit gemacht.

J
Jochen Mextorf
14.03.202407:30 Uhr

1200 Wölfe in D >> 510 in Skandinavien.

Weitere Artikel