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Arian kein Einzelfall: Fast 10.000 Menschen gelten als vermisst

Die niedersächsische Polizei sucht nach dem sechsjährigen Arian, der seit mehr als zwei Wochen vermisst wird.

Die niedersächsische Polizei sucht nach dem sechsjährigen Arian, der seit mehr als zwei Wochen vermisst wird. Foto: Daniel Bockwoldt/dpa

Wenn jemand vermisst wird, kann das für Angehörige belastend sein. Der Vermisstenfall von Arian aus Elm sorgt bundesweit für Anteilnahme. Das ist aber kein Einzelfall - seit 2005 gibt es auch mehrere Vermisstenfälle aus dem Kreis Stade.

Von dpa Donnerstag, 09.05.2024, 11:45 Uhr

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Wiesbaden. In Deutschland gelten fast 10.000 Menschen als vermisst. Das Bundeskriminalamt (BKA) erfasste zu Monatsbeginn 9554 Frauen und Männer mit unklarem Aufenthaltsort.

Das teilte eine Behördensprecherin in Wiesbaden der Deutschen Presse-Agentur mit. 70 Prozent der Vermissten seien Männer, männliche Jugendliche oder Jungen.

Verschwunden sind den Angaben zufolge 1845 Kinder unter 13 Jahren. Unklar sei zudem gewesen, wo sich 3458 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren aufgehalten hätten.

3 Prozent länger als ein Jahr vermisst

„Täglich werden jeweils etwa 200 bis 300 Fahndungen neu erfasst, etwa die gleiche Anzahl wird wegen Erledigung gelöscht“, teilte die Sprecherin mit. Dem Bundeskriminalamt zufolge klärt sich etwa die Hälfte der Vermisstenfälle innerhalb der ersten Woche auf. Binnen Monatsfrist seien es 80 Prozent der Fälle. „Der Anteil der Personen, die länger als ein Jahr vermisst werden, beträgt etwa 3 Prozent.“

Derzeit sorgt in Niedersachsen ein Vermisstenfall bundesweit für Aufsehen: Seit mehr als zwei Wochen wird der autistische Junge Arian bei Bremervörde zwischen Hamburg und Bremen vermisst. Die Polizei geht davon aus, dass er sein Zuhause selbstständig verließ.

Wovon bei vermissten Minderjährigen ausgegangen wird

Eine Woche lang suchten Hunderte Einsatzkräfte und Freiwillige Tag und Nacht nach ihm - zeitweilig mit Hunden, Pferden, Helikoptern, Drohnen, einem Tornado-Flieger, Amphibienfahrzeug, Booten und Tauchausrüstung. Ende April stellte die Polizei die aktive Suche ein, eine Gruppe aus fünf Ermittlern und Ermittlerinnen bearbeitet den Fall weiter.

Laut BKA schwankt bundesweit die Zahl der Vermissten. Die Polizei leite eine Vermissten-Fahndung ein, wenn eine Person ihren gewohnten Lebenskreis verlassen habe, ihr Aufenthalt unbekannt sei und eine Gefahr für Leib oder Leben angenommen werden könne. „Bei Minderjährigen, deren Aufenthalt dem Sorgeberechtigten unbekannt ist, wird grundsätzlich von einer Gefahr für das Leben oder die körperliche Unversehrtheit ausgegangen.“

Kreis Stade: Sieben Vermisste seit 2005

Jeden Tag werden in Deutschland bis zu 300 Menschen bei der Polizei als vermisst gemeldet. Viele dieser Fälle klären sich wieder auf. Doch nicht alle. Im Landkreis Stade werden seit 2005 sieben Menschen vermisst, die bis heute nicht wieder aufgetaucht sind.

485 Fälle in 2021 und bereits 280 Fälle im Jahr 2022 (bis Juli) - so viele Vermisstenfälle gingen bei der Stader Polizei ein. „Es handelt sich hier bei den Zahlen auch nur um die gemeldeten Vermisstenfälle“, sagt Rainer Bohmbach, Sprecher der Polizeiinspektion Stade, „die Zahlen spiegeln allerdings in keinster Weise die dann am Ende tatsächlich verschwundenen Personen wieder.“ Heißt: Nicht jede Person, die bei der Polizei als vermisst gemeldet wurde, ist wirklich verschwunden.

Die meisten Menschen tauchten am Ende wieder auf, zumal bestimmte Personen immer wieder als vermisst gemeldet werden würden, so Bohmbach. Doch manchmal bleiben Menschen, die vermisst werden, verschwunden: Sieben Personen gelten im Kreis Stade seit 2005 dauerhaft als vermisst. Der letzte Fall, bei dem eine Person bis heute verschwunden ist, stammt aus dem Jahr 2016, so Bohmbach. (mit bat)

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