Goldgräber-Stimmung rund um Lithium – auch in der Region

Entlang der Elbe im Landkreis Stade ist die Lithium-Konzentration im Grundwasser minimal höher als in weiten anderen Teilen Niedersachsens. Foto: Martin Elsen
Graben und forschen: Lithium wird für E-Auto-Batterien und Smartphone-Akkus gebraucht. Jetzt haben die Experten neue Informationen zu Lithium im Grundwasser gesammelt.
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Hannover/Landkreis. Die Lithium-Konzentration im nahe unter der Erde befindlichen Grundwasser ist in den meisten Regionen Niedersachsens gering. Das zeigen neue Daten, die das Geologie-Landesamt (LBEG) veröffentlichte. Die Informationen sind demnach wesentlich für Entscheidungen über den Grundwasserschutz oder die Wasserversorgung.
In den meisten Regionen Niedersachsen liegt die Lithium-Konzentration den Angaben nach bei weniger als 0,05 Milligramm pro Liter. Das sei nach aktueller Studienlage unproblematisch für Menschen und die Umwelt.
Minimal höhere Konzentrationen finden sich demnach etwa entlang der Küste, Elbe und Weser sowie zwischen Bremen und der Lüneburger Heide - und damit auch im Landkreis Stade.
Lithium-Konzentration im oberflächennahen Grundwasser im Kreis Stade
Die digitale Karte des LBEG gliedert den Landkreis Stade in zwei Gebiete: die „Elbmarsch“ und die „Zevener Geest“. Die Region der Elbmarsch erstreckt sich entlang der Elbe quasi von Balje im Nordkreis bis kurz vor Neu Wulmstürf im Süden. Die Zevener Geest schließt den Rest des Landkreises - hier vor allem die Stader Geest - ein.
- Die oberflächennahen Grundwasserwerte im Vergleich
„Elbmarsch“: Lithium-Konzentration 0,10 Milligramm pro Liter
„Zevener Geest“: Lithium-Konzentration 0,018 Milligramm pro Liter
Unter oberflächennahem Grundwasser versteht man den Angaben nach Vorkommen, die höchstens einige Dutzend Meter unter der Erdoberfläche liegen. „Diese Karte zeigt die unterschiedlichen Lithiumkonzentrationen in den einzelnen Regionen Niedersachsens. Damit kann sie Entscheidungen zur nachhaltigen Nutzung unseres Grundwassers unterstützen“, erklärt Alexander Utecht, wissenschaftlicher Mitarbeiter beim LBEG.
Zum Vergleich: In einer Tiefe von 3.800 Metern haben Forscher im Landkreis Uelzen Grundwasser mit einer Lithium-Konzentration von 200 bis 350 Milligramm pro Liter gefunden. Aus diesem tieferen Grundwasser wollen die Fachleute Lithium gewinnen.
Große Nachfrage nach Lithium
Lithium ist ein sogenannter kritischer Rohstoff und nimmt eine Schlüsselrolle bei der Energiewende ein. Es dient im Wesentlichen zur Herstellung von leistungsfähigen Akkus, wie sie etwa in Smartphones und Elektroautos verbaut werden. Wegen der zunehmenden Verbreitung von Elektroautos wird in den kommenden Jahren ein sprunghafter Anstieg der Nachfrage erwartet.

Lithium ist ein Leichtmetall, das etwa für Batterien von E-Autos gebraucht wird. (Symbolbild) Foto: Woitas/dpa
Perspektivisch soll es in Norddeutschland im sogenannten Bohrlochbergbau gewonnen werden. Ähnlich wie bei der Tiefengeothermie werden aus mehreren tausend Meter Tiefe Flüssigkeiten gefördert. Diese enthalten Lithiumanteile, die abgeschieden werden. Der Rest der geförderten Flüssigkeiten kann wieder in die ursprünglichen Untergrundschichten zurückverbracht werden.
Prime Lithium AG forscht in Stade
Auch in Stade spielt Lithium bereits eine zukunfsträchtige Rolle. „Hoffnungsträger der Wirtschaft“, titelte das TAGEBLATT vor bald einem Jahr über die im Chemie-Park auf dem Dow-Gelände ansässige Prime Lithium AG. Das Unternehmen erforscht seit Juli 2023 in Stade, inwieweit auch in Deutschland hochreines Lithium für den Batterieantrieb von Autos hergestellt werden kann. Dieser Markt wird von China beherrscht.
Bützflethersand
T Hoffnungsträger der Wirtschaft: Das hat Prime Lithium in Stade vor
Noch herrscht Start-up-Atmosphäre, doch die Ziele sind formuliert: Ziel von Prime Lithium ist die Herstellung von hochreinem Lithiumhydroxid Monohydrat (LHM) als Grundlage für Autobatterien. Für seine Arbeit im Forschungslabor in Stade habe Prime Lithium bereits zwei Patente angemeldet, hatte Dr. Axel C. Heitmann, Chef von Prime Lithium, erklärt. Sollte bis 2030 eine Großanlage gebaut werden, würden nach Angaben der Betreiber 700 Millionen Euro nach Stade fließen. Zwei weitere Anlagen könnten folgen.
Später sollen dann einmal pro Anlage auf Bützflethersand 20.000 Tonnen Lithiumhydroxid pro Jahr hergestellt werden. Das würde für 500.000 E-Fahrzeuge reichen. Neue Arbeitsplätze würden entstehen.
Esso darf im Landkreis Rotenburg auf Lithium-Suche gehen
Forschung und Produktion sind das eine, Graben das andere: Das LBEG erteilte jüngst der Lilac Solutions Deutschland GmbH mit Sitz in München das Erlaubnisfeld „Gifhorn-Lithium“ zur Aufsuchung. Das Feld ist gut 373 Quadratkilometer groß und erstreckt sich zwischen dem Werksgelände der Salzgitter AG im Süden und dem nördlichen Gifhorner Stadtrand sowie zwischen Wendeburg im Westen und Weyhausen im Nordosten. Dabei bleibt eine Fläche nördlich und östlich des Braunschweiger Hafens ausgespart.
Im Landkreis Rotenburg darf der Tankstellenbetreiber Esso nach Lithium suchen. Esso wurden für zunächst fünf Jahre vier sogenannte Erlaubnisfelder zur Aufsuchung des Rohstoffes zugeteilt – mit einer Gesamtfläche von mehr als 1.443 Quadratkilometern. Die Fläche ist etwa siebenmal so groß wie die Stadt Hannover.
Von Rotenburg (Wümme) und Visselhövede bis Schneverdingen (Landkreis Heidekreis) reicht laut LBEG das Erlaubnisfeld „Hemslingen“ mit gut 453 Quadratkilometern. (dpa/tip)