15 Unwetter-Einsätze im Kreis Stade – und keine Entwarnung

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat eine Unwetterwarnung für den Großraum Hamburg und das Gebiet zwischen Weser und Elbe herausgegeben. Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa
Schon am Morgen blitzt und kracht es am Himmel. Doch das soll erst der Anfang gewesen sein. Immer wieder ertönen im Landkreis die Sirenen.
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Landkreis. Die Geräuschkulisse am Morgen war landkreisweit nicht zu überhören: Blitz und Donner. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hatte für den Großraum Hamburg und das Gebiet zwischen Weser und Elbe eine amtliche Unwetterwarnung vor schweren Gewittern herausgegeben. Es wurde demnach zunächst bis zum späten Vormittag gebietsweise mit heftigem Starkregen zwischen 25 und 40 Litern pro Quadratmeter in kurzer Zeit und schweren Sturmböen bis 90 Kilometern pro Stunde gerechnet.
Am frühen Morgen meldet die Feuerwehr während eines Einsatzes auf der A26 eine Rauchwolke über Neuenkirchen, nahe der Kirche. Die Ortsfeuerwehren Horneburg und Neuenkirchen suchten das Dorf ab, ein Brandherd war nicht zu ermitteln.
Zur Mittagszeit notiert die Feuerwehr- und Rettungsleitstelle in Stade-Wiepenkathen kreisweit 15 Unwetter-Alarmierungen. Mal sind es vollgelaufene Keller, mal mögliche Brandherde nach Blitzschlag. In Sauensiek stand sogar der Keller der Kita Löwenzahn unter Wasser. Auch die K71 zwischen Apensen und Nindorf stand unter Wasser.
DWD ruft zweithöchste Warnstufe für Landkreis Stade aus
Für den Landkreis Stade galt die zweithöchste Warnstufe bis 10.30 Uhr. „Gefahr für Leib und Leben durch Blitzschlag; vereinzelt umstürzende Bäume; herabstürzende Gegenstände; rasche Überflutungen von Straßen/Unterführungen und Kellern; verbreitet Aquaplaning; mögliche Erdrutsche“, warnte der DWD.
Verhalten bei Gewitter
Blitzschlag: So schützen Sie sich
Das kurze Unwetter am Vormittag war allerdings nur ein kleiner Ausblick, auf das was Prognosen zufolge noch droht. „Ich habe Respekt vor heute Nachmittag“, erklärte ein Feuerwehrsprecher aus Hamburg. Dort habe bisher etwa 70 wetterbedingte Einsätze gegeben. Dabei sei die Feuerwehr vor allem wegen vollgelaufenen Kellern und Tiefgaragen sowie überschwemmten Straßen gerufen worden.
Laut DWD sind weiterhin Unwetter zu erwarten. Im Kreis Stade gilt bis 16 Uhr die Unwetter-Warnung der Stufe 2; am Morgen war es noch Stufe 3 von 4. Auch Nachmittag ist laut DWD mit Regenmengen von bis zu 40 Litern pro Quadratmeter pro Stunde zu rechnen.
Erst am Donnerstagmorgen sollen die Gewitter dann in Richtung Osten abziehen.
Heftiges Unwetter tobt über Ostfriesland
Wegen starker Unwetter waren bereits die Feuerwehren im Nordwesten Niedersachsens nachts zu Hunderten Einsätzen ausgerückt. Im Landkreis Ammerland stürzte ein Baum auf eine Oberleitung, der Zugverkehr zwischen Leer (Ostfriesland) und Bad Zwischenahn ist nach Angaben der Bahn bis Mittag gesperrt.
In einem Alten- und Pflegeheim in Aurich mussten Bewohner evakuiert werden, in einem Krankenhaus drang Wasser ein. Verletzt wurde nach ersten Erkenntnissen der Einsatzkräfte niemand.
Heftige Regenfälle nach Hitze
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Heftige Gewitter – Bahnverkehr gestört, Pflegeheim geräumt
Insgesamt zählte die Leitstelle für Ostfriesland nachts innerhalb von vier Stunden im Landkreis Aurich 208 Einsätze, davon rund 180 im Stadtgebiet, hieß es. Im Nachbarlandkreis Leer seien es 15 Einsätze gewesen und im Landkreis Wittmund habe es gar keinen Einsatz gegeben.
Starkregen angesagt: Was Sie jetzt rund ums Haus tun sollten
1. Rückstauklappen überprüfen
Kann die Straßenkanalisation den Regen nicht mehr aufnehmen, kann das Wasser durch die Abflüsse bis ins Haus dringen. Rückstauklappen sollen das verhindern, indem sie die Rohre von unten verschließen. Doch dafür müssen Sie eben auch funktionieren.
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) rät deshalb, die Rückstauklappen im Keller bei einer entsprechenden Wetterwarnung noch mal zu kontrollieren – und zwar bevor das Wasser dort gestiegen ist. Denn bei Hochwasser sollten Sie sich auf keinen Fall in Kellerräumen aufhalten. Das ist lebensgefährlich.
Bevor Sie verreisen, sollten Sie die Rückstauklappen zudem verriegeln. Dazu rät die Verbraucherzentrale in einer Broschüre rund um den Schutz vor Starkregen. So könne kein Abwasser aus dem Kanal in Ihre Immobilie dringen, falls es während Ihrer Abwesenheit stark regnet.
Gut zu wissen: Entsorgt man Feuchttücher, Tampons, Slipeinlagen, Windeln, Essensreste, Haare oder Putzlappen in der Toilette, kann das laut den Verbraucherschützern dazu führen, dass sie in der Rückstauklappe hängen bleiben und den Rückstauschutz blockieren. Damit das nicht passiert, sollte man also generell darauf achten, Hygieneartikel und andere feste Stoffe über den Hausmüll zu entsorgen, statt sie im Klo herunterzuspülen.
2. Fenster und Türen überprüfen
Achten Sie darauf, dass wirklich alle Fenster und Türen geschlossen sind – auch die im Dachgeschoss und im Keller. Sinnvoll ist es außerdem, zum Schutz vor Hochwasser Sandsäcke, Schalbretter, wasserfeste Sperrholzplatten und Silikon zu besorgen, rät das BBK. Droht Hochwasser können Sie damit Fenster und Türen abdichten.
Auch Schutzelemente wie zum Beispiel ein mobiles Dammbalkensystem, das man bei Hochwasser vor Türen, Fenstern oder Garagentoren aufbauen kann, können generell eine sinnvolle Anschaffung sein.
3. Wertgegenstände verräumen
Das BBK empfiehlt, Kellerräume, in die Grundwasser eindringen kann oder die volllaufen können, vorab auszuräumen. Am besten bringen Sie wertvolle Möbel oder Geräte wie Laptops und Co. in die oberen, hochwassergeschützten Räume.
Wichtig außerdem: gefährliche Stoffe und Chemikalien wie Benzin, Öl, Pflanzenschutzmittel oder Farben aus gefährdeten Räumen entfernen. Sie sollten auf keinen Fall ins Wasser gelangen. Und auch der Tank für Heizöl muss gegen Auftrieb gesichert sein. Notfalls sollte er an der Wand verankert oder mit Ballast beschwert werden.
4. Im Fall der Fälle elektrische Geräte ausschalten
Droht Wasser in Räume zu laufen, sollten Sie die elektrischen Geräte dort abschalten. Gegebenenfalls sollte man auch den Hauptsicherungsschalter umlegen.
Wichtig: Bevor Sie Aufräumarbeiten in Angriff nehmen und Räume betreten, die mit Wasser vollgelaufen sind, müssen Sie unbedingt die Elektroanlage abschalten. Darauf weist die Initiative Elektro+ hin, ein Zusammenschluss der Elektrobranche.
Befindet sich der Hausanschluss, der Zähler oder der Sicherungskasten in einem überfluteten Bereich, kann die Spannung nur vom örtlichen Energieversorgungsunternehmen abgeschaltet werden. Das erklärt die Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse (BG ETEM). (tip/dpa/tmn)