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Glätte und Kälte

7 Tipps, wie Sie mit dem Auto sicher durch den Winter kommen

Im Winter zählt nicht nur die richtige Fahrweise. Das Auto sollte auch in einem sicheren Zustand sein.

Im Winter zählt nicht nur die richtige Fahrweise. Das Auto sollte auch in einem sicheren Zustand sein. Foto: Zacharie Scheurer/dpa-tmn

Winterwetter stellt Autofahrer vor Herausforderungen: Die Sicht ist schlecht, das Türschloss eingefroren, das Auto kann ins Rutschen geraten. 7 Tipps, wie Sie sicher durch die kalte Jahreszeit kommen.

Von Sabine Meuter und Sandra Wittenberg, dpa Dienstag, 19.11.2024, 09:00 Uhr

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Düsseldorf. Trotz Eis, Schnee und Glätte wollen Autofahrer sicher ans Ziel kommen. Wir erklären Ihnen, wie Sie Ihr Auto auf die kalten Tage vorbereiten und im Winter sicher fahren.

Außerdem erfahren Sie, wann Ihr Wagen Winterreifen braucht - und wie Sie eine vereiste Tür aufbekommen.

1. Was gehört an kalten Tagen ins Auto?

Was tun, wenn das Auto eingeschneit ist und die Fensterscheiben vereist sind? Mit den richtigen Hilfsmitteln können Sie Eis und Schnee mühelos entfernen. Der Allgemeine Deutsche Automobil-Club (ADAC) empfiehlt dieses Zubehör:

  • Eiskratzer, um die Autoscheiben von Eis zu befreien.
  • Handfeger, um Schnee von den Scheiben zu wischen.
  • Starterkabel, falls die Autobatterie versagt.
  • Trockentücher, um beschlagene Scheiben innen frei zu machen.
  • Abschleppseil, falls der Wagen schneebedingt liegen bleibt.
  • Decke, falls Sie im Winter länger im Stau stehen.
  • Enteisungsspray, falls das Türschloss einfriert.

Wichtig: Das Enteisungsspray sollte sich nicht im Auto befinden und zur Not schnell zur Hand sein. Achten Sie beim Kauf auf umweltfreundliche Sprays.

2. Autopflege im Winter: Wie bleibt es sauber?

Natürlich können Sie Schmutz vorbeugen, indem Sie vor dem Einsteigen ins Fahrzeug Kleidung und Schuhe abklopfen. Helfen Sie mit einer Bürste nach, falls sich der Schnee nicht sofort löst.

Weitere Tipps dazu gibt Constantin Hack vom Auto Club Europa (ACE):

  • Reinigen Sie die Fußmatten regelmäßig. Im Winter mindestens einmal die Woche, bei Bedarf öfter. Die Matten erst abklopfen, dann absaugen und schließlich mit einem Tuch trocknen. So können Sie bereits eine Menge Schmutz und Tauwasser entfernen.
  • Schalten Sie auch im Winter die Klimaanlage im Auto ein. Diese entzieht der Luft Feuchtigkeit, so beschlagen die Scheiben nicht. Damit sich Feuchtigkeit im Auto nicht staut, nehmen Sie am besten feuchte Gummimatten und Teppiche zum Trocknen in die Wohnung.
  • Reinigen Sie die Scheiben immer auch gut von innen mit einem Antibeschlagtuch. „Saubere Scheiben beschlagen weniger“, sagt Hack.
  • Kontrollieren Sie die Scheibenwischerblätter bei jeder Reinigung, rät der ADAC. Durch Schnee und Eis können sie reißen.
  • Decken Sie die Windschutzscheibe vorbeugend ab, wenn Sie den Wagen nicht nutzen. Eine Schaumstoff-Aluminiumfolie schützt die Scheibe im Winter vor Eis und Schnee (und im Sommer vor Hitze).
Gerade im Winter werden Fußmatten häufiger schmutzig und sollten daher mindestens einmal pro Woche gereinigt werden.

Gerade im Winter werden Fußmatten häufiger schmutzig und sollten daher mindestens einmal pro Woche gereinigt werden. Foto: Christin Klose/dpa-tmn

3. Wie lassen sich Scheiben am besten enteisen?

Sind die Scheiben voller Eis und Schnee, müssen Sie für freie Sicht sorgen, um sicher unterwegs zu sein und kein Bußgeld zu riskieren. Philipp Mathey vom Automobil-Club Verkehr (ACV) rät:

  • Investieren Sie in einen stabilen Eiskratzer. Dieser sollte eine Sägezahnkante für grobes Eis und eine glatte Kante für Raureif aufweisen, sagt Mathey.
  • Der ACV-Experte empfiehlt Eiskratzer mit verlängertem Stiel. Damit kann man deutlich bequemer kratzen. Es gibt auch Handfeger mit Verlängerung, damit kehren Sie leichter Schnee von der Scheibe.

Vorsicht: Setzen Sie keinen Föhn oder heißes Wasser ein, um Eis zum Tauen zu bringen. Wegen des Temperaturunterschieds könnte die vereiste Scheibe reißen, warnt Mathey.

Bloß nicht: Verwenden Sie bei vereisten Scheiben keine scharfkantigen Nothelfer, etwa eine CD-Hülle. Auch zu viel Druck sollten Sie vermeiden, sonst wirken Schmutzpartikel wie Schmirgelpapier. Beides kann unschöne Kratzer auf der Frontscheibe verursachen.

Im Winter gehört auch ein Handfeger ins Auto. Er macht es leicht, den Schnee von der Windschutzscheibe zu wischen.

Im Winter gehört auch ein Handfeger ins Auto. Er macht es leicht, den Schnee von der Windschutzscheibe zu wischen. Foto: Christin Klose/dpa-tmn

Und was ist zu tun, wenn die Scheiben von innen hartnäckig beschlagen?

Gegen beschlagene Scheiben im Auto hilft nur viel trockene Luft. Daher empfiehlt der Auto Club Europa (ACE) diese Maßnahmen:

  • Heizung und Lüftung auf höchste Stufe stellen und die Luftauslass-Öffnungen wenn möglich gegen die Frontscheibe drehen.
  • Klimaanlage anschalten. Sie trocknet die Luft auch, wenn die Warmluft aktiviert ist und kann bis etwa fünf Grad Außentemperatur genutzt werden. Darunter schaltet sie sich in der Regel ab.
  • Frontscheiben-Heizung nutzen. Moderne Autos haben oft einen extra Knopf (Symbol mit Frontscheibe), der solche Schritte automatisch aktiviert.
  • Besonders feuchte Scheiben schnell mit einem Mikrofasertuch trocknen.

Was nicht hilft: Den Umluftschalter drücken. Dann wird die Luft im Auto nur herumgepumpt, die Feuchtigkeit bleibt.

Tipp: Wer im Winter bei Matsch und Schnee draußen war, zieht feuchte oder nasse Jacken möglichst vor der Fahrt aus und verstaut diese im Kofferraum, um Nässe vom Innenraum fernzuhalten.

4. Wie kann ich Eisklumpen aus Radkästen entfernen?

Sammelt sich Schnee in den Radkästen, droht Gefahr. Gefriert der Schnee, kann die entstandene Eisschicht den Abstand zwischen Reifen und Radkasten verringern - und die Lenkfähigkeit einschränken.

Was tun? ACE-Experte Constantin Hack gibt diese Tipps:

  • Treten und stochern: „Oft reicht schon ein beherzter Tritt aus, damit sich Matsch und Schnee lösen“, sagt Hack. Dabei natürlich aufpassen, dass Sie nicht Teile des Fahrzeugs treffen. Mit einem Besenstiel lässt sich hervorragend in den Radkästen stochern.
  • Wischen und kehren: Ist der Schnee noch weich, können Sie ihn einfach mit einem Handbesen oder einer Schneebürste wegwischen. Kehren Sie am besten nach jeder Fahrt die Radkästen kurz ab. Nutzen Sie bei längeren Fahrten Zwischenstopps für die Reinigung.
  • Waschanlage oder Tiefgarage: Hat sich eine feste Eisschicht gebildet, können Sie in der Waschanlage zum Hochdruckreiniger greifen. Oder Sie parken das Auto an einem wärmeren Ort, bis alles geschmolzen ist. Fahren Sie nur, wenn das Eis die Lenkung nicht beeinträchtigt.

5. Was hilft bei vereisten Türen?

Handeln Sie in weiser Voraussicht. „Meist ist nicht das Schloss eingefroren, sondern die Türgummis sind festgefroren“, sagt ACE-Experte Constantin Hack.

So können Sie das verhindern:

Streichen Sie vorbeugend eine dünne Schicht Glycerin auf die Gummis. Denken Sie dabei auch an die Dichtungen am Kofferraum und an der Heckklappe. Alternativen zu Glycerin sind:

  • Vaseline
  • Talkumpuder
  • ein einfacher Lippenpflegestift
  • Melkfett
  • Silikonöl
  • Hirschtalg
  • spezielle Applikationsstifte aus dem Autohandel

Tipp: „Reinigen Sie vor dem Auftragen die Gummierungen mit warmem Wasser und einem Schwamm“, rät Hack. Sie können auch Gummireiniger verwenden. Dann alles schnell trocknen, damit nichts vereist.

Und wenn sich die Tür trotzdem nicht öffnen lässt?

Reißen Sie die Tür keinesfalls gewaltsam auf. „Das beschädigt die empfindliche Gummidichtung“, erklärt Hack. Prüfen Sie stattdessen, ob sich möglicherweise eine andere Autotür öffnen lässt und Sie so ins Innere und auf den Fahrersitz gelangen können.

Tipp: Stemmen Sie sich mit Ihrem Körper gegen die Tür und üben Sie so etwas Druck von außen auf die Tür aus. „Häufig löst sich so auch das Eis in den Zwischenräumen der Dichtungen“, sagt Hack.

6. Sicher unterwegs bei Glätte und Schnee - wie gelingt das?

Damit Sie trotz Eis und Schnee sicher ans Ziel gelangen, gibt Fahrlehrer und Vizepräsident der Deutschen Fahrlehrer-Akademie Frank Walkenhorst einige Empfehlungen:

  • Tempo: Die zulässige Geschwindigkeit gilt immer unter optimalen Bedingungen. Wenn winterliche Verhältnisse herrschen, sind die Bedingungen nicht optimal. Wenn also mit Glätte zu rechnen ist, sollte man grundsätzlich das Tempo reduzieren.
  • Bremsbereit: Seien Sie wachsam. Achten Sie auf Fußgänger. Machen Sie auf freier Strecke eine kurze Bremsprobe, rät der ADAC. So bekommen Sie ein Gefühl für die Straßenlage und den Bremsweg.
  • Sanfte Bewegung: Beim Anfahren, Bremsen und Lenken ist noch mehr Gefühl gefragt. Alles muss ein bisschen weicher, behutsamer erfolgen, weil das Fahrzeug bei Winterverhältnissen unangenehm reagieren kann, warnt Walkenhorst. Beim Anfahren etwa könnte das Fahrzeug ausbrechen. Wegen der unberechenbaren Fahrdynamik ist hektisches Lenken gerade bei Glätte unbedingt zu vermeiden.
  • Distanz: Bei winterlichen Bedingungen verlängert sich der Bremsweg. Das muss beim Sicherheitsabstand berücksichtigt werden. Ein Zwei-Sekunden-Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug ist dann zu wenig. Der Abstand sollte mindestens drei Sekunden betragen, so Walkenhorst.

Zur Auffrischung: Bei der Zwei-Sekunden-Regel orientieren Sie sich während der Fahrt an einem bestimmten Objekt, etwa einer Brücke oder einem einzelnen Baum. Wenn das vorausfahrende Auto diesen Punkt erreicht, beginnen Sie, die Sekunden zu zählen. Frühestens nach zwei Sekunden sollten Sie dieselbe Stelle passieren, erklärt der ADAC.

Für die Tacho-Regel gilt bei Winterwetter: Bei 60 km/h sollten Sie bestenfalls 60 Meter Abstand halten - also deutlich mehr als den üblichen halben Tachostand, rät der TÜV Süd.

  • Sicht: Sorgen Sie vor Fahrtantritt für saubere Scheiben. Auf keinen Fall nur ein kleines Fenster frei kratzen. Sind die Scheiben beschlagen, helfen Lüftung und Klimaanlage.

Behindert Schneefall die Sicht, reicht das Tagfahrlicht unter Umständen nicht. Daher sollten Sie rechtzeitig daran denken, die Nebelscheinwerfer oder das Abblendlicht einzuschalten.

Viele Autos können das zwar automatisch, doch nicht immer reagieren sie auf jede Verschlechterung der Sichtverhältnisse, sagt Walkenhorst.

Wer mit Nebelscheinwerfern unterwegs ist, wird auch von anderen Verkehrsteilnehmern besser gesehen. Sie sind aber nur bei Nebel, starkem Regen oder Schneefall erlaubt.

  • Berg und Tal: Bei Gefälle verlängert sich der Bremsweg noch mehr. Deshalb muss der Abstand deutlich vergrößert und das Tempo nochmals reduziert werden, sagt Walkenhorst. Wer eine Steigung vor sich hat, sollte, wenn möglich, etwas Schwung holen.

Walkenhorst rät bei Glätte davon ab, bergauf anzuhalten. Wenn dennoch ein Anfahren erforderlich ist, tun Sie dies möglichst gefühlvoll und verwenden gegebenenfalls Streugut, so sein Tipp.

  • Gefahrzeichen: Ignorieren Sie das Straßenschild „Schnee und Glätte“ nicht, erkennbar am Schneeflockensymbol. Es warnt Sie vor Streckenabschnitten, auf denen es schnell zu Glatteis kommen kann.
Dieses Warnschild weist auf Straßenglätte hin. Vorsichtiges Fahren ist angesagt.

Dieses Warnschild weist auf Straßenglätte hin. Vorsichtiges Fahren ist angesagt. Foto: Uwe Anspach/dpa-tmn

7. Was tun, wenn das Fahrzeug ins Rutschen kommt?

Gerät das Fahrzeug ins Rutschen, hilft nur noch eins: kräftig bremsen. Wenn es zu einer Kollision kommt, ist es immer noch ein Unterschied, mit welchem Tempo man irgendwo aufschlägt, erklärt Walkenhorst.

Wichtig ist, die Lenkung dabei nicht zu stark einzuschlagen. Denn bekommen die Räder wieder Kontakt, dann kann es passieren, dass das Fahrzeug unkontrolliert in die eingeschlagene Richtung schießt - und so im schlimmsten Fall im Gegenverkehr landet.

Doch Rutschpartien lassen sich vermeiden: Bremsen Sie etwa vor Kurven rechtzeitig ab. Ist das Tempo auf glatter Fahrbahn zu hoch, steigt das Risiko, dass das Fahrzeug seitlich ausbricht. Auch elektronische Systeme können das nicht immer verhindern.

Und was ist zu unternehmen, wenn sich das Auto im Schnee festgefahren hat? Walkenhorst rät, für solche Fälle im Winter ein bisschen Streugut im Kofferraum zu haben. Außerdem können Sie versuchen, das Fahrzeug freizuruckeln. Bedeutet: wiederholt anfahren und dabei frühzeitig in den nächsthöheren Gang schalten.

Winterreifen und Schneeketten - Pflicht oder nicht?

Eine generelle Winterreifenpflicht gibt es in Deutschland nicht, aber eine situative. Das bedeutet, dass Autofahrer bei winterlichen Straßenverhältnissen Winterreifen montiert haben müssen - bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch sowie Eis- oder Reifglätte.

Die Faustformel, dass Winterreifen von „O bis O“ - also von Oktober bis Ostern - aufs Fahrzeug gehören, bietet grobe Orientierung. „Rechtlich hat sie jedoch keinerlei Relevanz“, sagt Gerhard von Bressensdorf.

Eine Schneekettenpflicht besteht in Deutschland nur dort, wo das Verkehrsschild 268 darauf hinweist. Erkennbar ist das Schild an einem Reifen mit Schneekette auf blauem Hintergrund. Autofahrer dürfen dann nur noch mit Schneeketten weiterfahren, mit einer Höchstgeschwindigkeit von 50 Stundenkilometer pro Stunde.

Welche Regeln gelten und was droht bei Verstößen?

Folgende Regeln ergeben sich aus dem Deutschen Bußgeldkatalog und der Straßenverkehrsordnung:

Winterreifenpflicht: Autofahrer, die mit Sommerreifen am Fahrzeug bei Glatteis, Schneeglätte, Schneematsch, Eis- oder Reifglätte unterwegs sind, müssen ein Bußgeld von 60 Euro zahlen und erhalten einen Punkt in der Verkehrssünderkartei in Flensburg.

Schneekettenpflicht: Wer ohne Schneeketten auf entsprechend markierten Straßen unterwegs ist, muss laut Bußgeldkatalog mit einem Verwarnungsgeld von 20 Euro rechnen.

Freie Sicht: Wer bei einer vereisten Frontscheibe des Fahrzeugs nur ein Guckloch und nicht die gesamte Scheibe freikratzt, riskiert ein Bußgeld von 10 Euro. Ist das Autodach nicht von Schnee befreit, liegt die Summe bei 25 Euro. Bei einem zugeschneiten Kennzeichen droht ein Bußgeld von 5 Euro.

Eiskratzen bei laufendem Motor: Das ist wegen der Lärmbelästigung und unnötigen Abgasbelastung verboten. Geregelt ist dies in der Straßenverkehrsordnung (Paragraph 30, Absatz 1). Wer gegen die Vorschrift verstößt, riskiert ein Verwarnungsgeld von 10 Euro.

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